Pharmafirma will autistische Erkrankungen molekular diagnostizieren

Ein US-Unternehmen will einen einfachen Bluttest auf den Markt bringen, mit dem sich die meisten Formen der Entwicklungsstörung feststellen lassen.

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Die amerikanische Pharmafirma SynapDX hofft, mit einem Bluttest Autismus bei Kindern künftig deutlich schneller diagnostizieren zu können als bislang, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Wie Firmenchef Stanley Lapidus auf einer Expertenkonferenz sagte, werde man bald mit der Evaluierung des Diagnoseverfahrens beginnen, bei dem die Genaktivität untersucht wird.

Die Zahl autistischer Kinder steigt insbesondere in den Industrienationen. Obwohl der Auslöser von Autismus noch nicht vollständig geklärt ist, sehen Forscher sowohl genetische als auch umweltbedingte Faktoren als wahrscheinlich an. Eine medikamentöse Behandlung existiert noch nicht, Verhaltenstherapie schlägt aber in rund 20 Prozent der Fälle an, wie SynapDX-Chef Lapidus sagt. Diese Therapieform ist aber vor allem dann besonders erfolgreich, wenn sie frühzeitig eingeschlagen wird.

Das Problem: Die Diagnose benötigt oft Jahre. Nur 20 Prozent der betroffenen Kinder sind im Alter von drei Jahren bereits identifiziert. Dabei stützt man sich allein auf direkte Beobachtungen und die der Eltern. Im Durchschnitt haben amerikanische Eltern bereits im Alter von 19 Monaten erste Sorgen, dass ihr Kind betroffen sein könnte, erhalten die endgültige Diagnose aber erst, wenn das Kind viereinhalb Jahre alt ist. "Das ist eine sehr lange Reise, die die Prognose massiv beeinträchtigen kann", sagt Lapidus.

Unumstritten ist der Test von SynapDX aber nicht. "Mindestens vier verschiedene Wissenschaftlergruppen haben potenzielle Biomarker identifiziert", sagt Dan Geschwind, Direktor des Zentrums für Autismus-Forschung an der University of California, Los Angeles, der SynapDX berät. Keine dieser Gruppen – auch nicht seine eigene – habe allerdings bewiesen, dass diese Biomarker autistische von gesunden Kindern zweifelsfrei unterscheiden könnten. "Der Ansatz, auf Biomarker im Blut zu schauen, ist nicht ohne ein erhebliches Risiko."

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(bsc)