Englischsprachige Wikipedia mit mehr als zwei Millionen Artikeln

Der Streit, welche Artikel überhaupt in die Wikipedia gehören, hat auch die englischsprachige Community erfasst. Derweil sorgen über den Wikiscanner ermittelte Artikel-Manipulationen durch interessierte Stellen weiter für Aufsehen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 243 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Das Wachstum der Wikipedia ist ungebremst. Am Sonntag knackte die englische Ausgabe der freien Online-Enzyklopädie mit einem Artikel über die spanische Fernsehserie "El Hormiguero" – zu deutsch: Der Ameisenhaufen – die Marke von zwei Millionen Artikeln. Insgesamt enthält die Wikipedia derzeit über acht Millionen Artikel in mehr als 250 Sprachen.

Mit diesem neuen Meilenstein hat die englischsprachige Wikipedia ihren Artikelbestand in nur anderthalb Jahren verdoppelt. Für die erste Million Artikel hatte die Community aus freiwilligen Autoren noch gut fünf Jahre benötigt, in den vergangenen Monaten sich das Artikelwachstum leicht verlangsamt: Für einen Zuwachs um 100.000 Artikel benötigten die Wikipedianer mehr als 60 Tage. Die derzeit letzten 100.000 Artikel schaffte die Community aber in unter 50 Tagen. Die englischsprachige Wikipedia ist die größte Ausgabe der Online-Enzyklopädie, danach folgt die deutsche mit 636.000 und die französische mit 555.000 Artikeln. Die Schwesterprojekte wachsen deutlich langsamer. So konnte die kollaborative Nachrichten-Seite Wikinews am Freitag ihren zehntausendsten Artikel melden.

Inzwischen hat der Streit, welche Artikel in die Wikipedia gehören, auch die englischsprachige Community erfasst, die bisher in dieser Frage sehr liberal war. Die Kernfrage ist, ob unfertige oder grenzwertige Artikel gelöscht oder ausgebaut werden sollten. So beklagte Wikipedia-Administrator Andrew Lih kürzlich, dass es mittlerweile Usus sei, die Beiträge von Neulingen zu löschen, statt diese an die Arbeit in einer Enzyklopädie heranzuführen. "Dieses Problem droht die Wikipedia auf lange Sicht auszutrocknen", schreibt Lih. Auch der Artikel "El Hormiguero" ist von der Löschpraxis betroffen: Er war bereits im Februar zum ersten Mal angelegt, aber kurz danach gelöscht worden.

Unterdessen sorgt der Wikiscanner des kalifornischen Studenten Virgil Griffith weiter weltweit für Schlagzeilen. Mit Hilfe der Suchmaschine kann man einfach überprüfen, aus welchen Firmennetzen anonym in der Wikipedia editiert wurde. Medien und Wikipedianer durchforsten den Datenbestand seit Wochen nach verdächtigen Änderungen, die auf eine beabsichtigte Manipulation der Wikipedia-Inhalte hindeuten. Oft genug werden sie fündig. So musste zum Beispiel das niederländische Prinzenpaar einräumen, seine Wikipedia-Biographie verändert zu haben. In Österreich wurden Änderungen an Wikipedia-Beiträgen aus Parteinetzwerken heraus bereits zum Politikum, maltesische Medien berichten von vandalierenden Mitarbeitern der eigenen Regierung. Aber auch IT-Firmen scheinen ein manchmal ungesundes Interesse an der Wikipedia als PR-Instrument zu haben. So haben zum Beispiel Mitarbeiter von Dell und Electronic Arts unliebsame Informationen über ihre Firmen aus der freien Internetenzyklopädie entfernt. (Torsten Kleinz) / (jk)