Gütesiegel für Wikipedia

Allein die deutschsprachige Wikipedia verfügt über mehr als eine Million Einträge. Allmählich erkennen auch Wissenschaftler die Online-Enzyklopädie als seriöse Quelle an.

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Von
  • Hanns-J. Neubert

Allein die deutschsprachige Wikipedia verfügt über mehr als eine Million Einträge. Allmählich erkennen auch Wissenschaftler die Online-Enzyklopädie als seriöse Quelle an.

Taugt Wikipedia als seriöse Quelle für akademische Studien? Fragt man deutsche Professoren, ist die Reaktion in der Regel Ablehnung. Das Mitmach-Lexikon erfreut sich zwar in der Öffentlichkeit ungebrochener Popularität, gilt aber in der wissenschaftlichen Welt als unseriös, weil es nicht den strengen Regeln des „Peer Review“, der Begutachtung durch unabhängige Experten, genügt.

Die Ironie dabei: Das einflussreiche britische Fachjournal „Nature“ bescheinigte bereits vor sieben Jahren der damals noch jungen Wikipedia, dass sie in Sachen Qualität der 244 Jahre alten, ehrwürdigen „Encyclopedia Britannica“ qualitativ kaum nachstand. Aber in vielen deutschen Universitäten dürfen die Studierenden nicht einmal für ihre Semesterarbeiten auf die Wikipedia zurückgreifen – außer vielleicht zur ersten Orientierung.

Doch die Zeiten ändern sich: Im vergangenen Jahr tauchten Wikipedia-Zitate weltweit in 4006 seriösen wissenschaftlichen Veröffentlichungen auf, die das traditionelle Peer-Review-Verfahren durchlaufen haben. Das hat Sarah Huggett herausgefunden, Bibliografin des Online-Magazins „Research Trends“ des renommierten Elsevier-Verlags.

Huggett analysierte die verlagseigene Datenbank „Scopus“, eine der größten Sammlungen für Kurzinformationen aus rund 46 Millionen wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Dabei zeigte sich, dass US-amerikanische Wissenschaftler der Wikipedia am häufigsten vertrauen. Seit 2002 tauchte sie als Quelle in knapp 4000 ihrer Veröffentlichungen auf.

Die Akademiker anderer Länder halten sich da noch sehr zurück. Englische Forscher wagten es immerhin, in rund 1000 ihrer Artikel auf Wikipedia zu verweisen, und lagen damit knapp vor ihren chinesischen und indischen Kollegen. Deutsche Akademiker waren noch zurückhaltender und zitierten Wikipedia nur in 700 Arbeiten. Allerdings ist die englischsprachige Version die umfangreichste aller 284 Wikipedia-Sprachversionen. (wst)