Wayland 1.0 veröffentlicht

Das neue Grafiksystem Wayland soll unter Linux mittelfristig das X Window System ablösen. Version 1.0 bringt stabile Schnittstellen, die sich nicht mehr inkompatibel ändern sollen.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Dr. Oliver Diedrich

Wie bereits auf der X.Org Developer Conference im September angekündigt, hat Kristian Høgsberg jetzt die Version 1.0 des Grafiksystems Wayland und des Referenz-Compositors Weston veröffentlicht. Wayland, von Høgsberg als "Display Server Architecture" bezeichnet, soll unter Linux mittelfristig das X Window System (X11) ablösen. Ab der Version 1.0 soll es keine inkompatiblen Änderungen an den Programmierschnittstellen mehr geben, sodass die Entwickler von Compositoren wie Kwin, Compiz und Mutter sowie von Toolkits wie Gtk+, Qt und EFL eine stabile Grundlage haben.

Die Architektur von X11 und Wayland im Vergleich.

(Bild: Ansatz und Entwicklungsstand von Wayland, c't 22/12)

Wayland soll die Grafikarchitektur von Linux vereinfachen: Über die Wayland-Backends der Toolkits kommunizieren Anwendungen direkt mit dem Compositor, der aus den Grafiken der verschiedenen Anwendungen das Gesamtbild inklusive Fensterrahmen und 3D-Effekten berechnet. Der Compositor spricht dann über Mesa 3D die Grafiktreiber im Kernel direkt an. Beim X Window System läuft sowohl die Kommunikation zwischen Anwendungen und Compositor als auch zwischen Compositor und Hardware über den X-Server und dessen Grafiktreiber, obwohl moderne Anwendungen nur noch wenige X11-Funktionen nutzen (Hintergründe dazu finden Sie in dem Artikel Das Ende von X11?).

Reif für den Masseneinsatz ist Wayland mit der Version 1.0 allerdings noch nicht: KDE und KDE-Anwendungen werden erst mit dem Umstieg auf die zum Jahresende anstehende Version 5 von Qt als native Wayland-Clients arbeiten. Auch an der Wayland-Unterstützung für Gtk+ 3, Grundlage aktueller Gnome-Anwendungen, wird noch gearbeitet. Mit Hilfe von XWayland können allerdings auch X11-Anwendungen ohne Änderung unter Wayland laufen. Dazu startet im Hintergrund ein X-Server, der die Grafik der X11-Anwendungen an den Wayland-Compositor weiterreicht. Das Wayland-Backend könnte bereits in die nächste X-Server-Version 1.14 einziehen, die für März 2013 geplant ist.

Wayland 1.0 und Weston 1.0 stehen im Quelltext zum Download unter einer BSD-artigen Lizenz bereit. Die aktuellen Linux-Distributionen halten in ihren Repositories derzeit die Wayland-Version 0.85 oder 0.95 vor, gegenüber denen es – neben zahlreichen Bugfixes – noch einige größere Veränderungen gegeben hat, die unter anderem die Wayland-Schnittstellen multithreading-tauglich machen.

Siehe dazu auch:

(odi)