Motorola-Abzug aus Flensburg kostet Steuerzahler Millionen

Allein für die 650 von Entlassung bedrohten Mitarbeiter der Logistik-Sparte des Handyproduzenten plant die Bundesagentur für Arbeit eigenen Angaben zufolge Transferleistungen in Höhe von neun Millionen Euro ein.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Wegfall von mehreren hundert Arbeitsplätzen bei Motorola in Flensburg kostet den Steuerzahler einen zweistelligen Millionenbetrag. Allein für die 650 von Entlassung bedrohten Mitarbeiter der Logistik-Sparte des Handyproduzenten plant die Bundesagentur für Arbeit eigenen Angaben zufolge Transferleistungen in Höhe von neun Millionen Euro ein. Motorola hatte vor kurzem bekannt gegeben, die Logistik-Sparte für Europa zum kanadischen Unternehmen Cinram nach Alsdorf bei Aachen verlagern zu wollen. Im Frühjahr hatte das Unternehmen zudem angekündigt, die Fertigung von Handys nach Asien zu verlegen. Davon sind in Flensburg rund 230 Arbeitnehmer betroffen.

Der schleswig-holsteinische Arbeitsminister Uwe Döring (SPD) und der Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Jürgen Goecke, zeigten sich optimistisch, einen erheblichen Teil der Mitarbeiter wieder in Arbeit zu bringen, da die Motorola-Entscheidung in eine Aufschwungphase falle. Laut Goecke ist die Arbeitslosenquote in Flensburg in den vergangenen 24 Monaten deutlich auf jetzt 12,4 Prozent gesunken. "Für den Arbeitsplatzaufbau sind die Rahmenbedingungen aufgrund der wirtschaftlichen Situation günstig", fügte er hinzu. Freie Stellen gibt es vor allem in Callcentern, im Verkauf, in Metall- und Elektroberufen sowie im Bauhandwerk und als Fernkraftfahrer.

Mitarbeiter, die nach Alsdorf wechseln wollen, sollen Motorola-Angaben zufolge für ein Jahr zu den gleichen Konditionen wie in Flensburg beschäftigt werden. Für nicht wechselwillige Mitarbeiter gibt es einen Sozialplan, der bereits im April bei der Schließung der Handyfertigung in Flensburg ausgehandelt worden war. Die Beschäftigten erhalten eine Abfindung und werden für zwölf Monate in einer Transfergesellschaft aufgefangen, um sich weiterzubilden und einen neuen Job zu suchen. Von den einst mehr als 3.000 Motorola-Mitarbeitern verbleiben noch rund 200 im ehemals modernsten Handy-Werk Europas. Vom Land hatte Motorola seit 1994 insgesamt 26 Millionen Euro an Fördergeldern erhalten. (pmz)