Meine Laune gehört mir

Forscherinnen haben eine interaktive Tapete entwickelt, die genervte Nutzer aufmuntern soll. Was wirklich nervt, sind solche Ansätze.

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Forscherinnen haben eine interaktive Tapete entwickelt, die genervte Nutzer aufmuntern soll. Was wirklich nervt, sind solche Ansätze.

Hier ein neuer Beitrag aus der Reihe „Wenn das die Lösung ist, hätte ich gerne das Problem zurück“: Zwei Hamburger Studentinnen haben eine interaktive Tapete entwickelt, die auf den Gesichtsausdruck der Bewohner reagiert. Basis dafür ist eine am Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen entwickelte Software, welche die Stimmung von Menschen an ihren Minen erkennt. Dieses Menschenversteher-Programm haben die Studentinnen mit einer Tapete aus „schuppigen und fedrigen Formen“ verbunden, so die Fraunhofer-Presseprosa. „Bei einem überraschten Blick fängt sie beispielsweise an zu flattern oder gibt Töne von sich – und drückt so Freude und Aufmunterung aus.“

Nun ist es ja prinzipiell gar keine schlechte Idee, dass etwa ein Computer erkennt, wann seine Nutzer angefressen sind – beispielsweise, um ihnen nicht zum falschen Zeitpunkt mit dem Ansinnen zu kommen, sich wegen diesem oder jenem Update mal eben runterzufahren. Aber eine Tapete? Ich meine, wenn ich mal wirklich schlechte Laune habe, ist doch ein Wandbehang, der meint, einen auf Cheerleader machen zu müssen, so ziemlich das Letzte, was ich brauche.

Das Gleiche gilt auch für die regelmäßig in Konzeptautos aufpoppende Idee, dass Fahrzeuge auf die Stimmung ihrer Insassen reagieren – etwa, um genervte Fahrer mit beruhigender Musik und schummriger Innenraumbeleuchtung runterzuregeln. Woher wollen denn das Auto respektive seine Programmierer wissen, wie der einzelne Nutzer auf solche Animationsversuche reagiert? Mich jedenfalls würde so ein gouvernantenhaftes „Jetzt entspann Dich mal“ erst Recht auf die Palme bringen. Ich lasse mir doch nicht von einer Software meine schlechte Laune vermiesen. (grh)