Kaufberatung: Spiegelreflexkameras

Immer noch zählen die Kameras im klassischen Design zu den beliebtesten Geräten bei ambitionierten Fotografen. Was die Kameras können und was man dafür bezahlen muss, erfahren Sie hier.

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Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Thomas Hoffmann
Inhaltsverzeichnis

Bei Qualität und Ausstattung decken die DSLR alle Bereiche ab. Ob Einsteiger oder Profi, Sport-, Makro- oder Studiofotografie: für jeden Bedarf gibt es die passende Kamera. Man sollte sich also vor dem Kauf im Klaren sein, was man mit der Kamera machen möchte. Anfänger und Wenigfotografierer werden keine Vollformatausrüstung im Wert von mehreren tausend Euro benötigen, Landschafts- und Tierfotografen brauchen eventuell ein abgedichtetes Kamerasystem und Astrofotografen profitieren von der Brennweitenverlängerung einer Crop-Kamera. Generell gilt: Ausstattung kostet Geld. Angefangen beim Gehäusematerial über die Serienbildrate bis zur Sensorgröße; zwischen der günstigsten Einsteigerkamera und der teuersten Profikamera liegen nicht nur preislich Welten.

Canon, Nikon und Sony verlangen für ihre Einsteigerkameras bis zu 500 Euro. Die Gehäuse sind in dieser Kategorie komplett aus Plastik, Autofokus und Belichtungsmesser nur mit einer geringen Zahl an Messpunkten ausgestattet. Ebenso bieten diese Kameras trotz teilweise gemäßigter Sensorauflösung nur eine geringe Serienbildrate. Auf der anderen Seite werden Anfänger von vielen Automatiken und Motivprogrammen unterstützt. Der Preis für ein Gehäuse beginnt bei etwas über 300 Euro.

Hier bietet Canon im Moment den günstigsten Einstieg. Die EOS 1100D hat eine Auflösung von 12 Megapixeln und einen höchsten ISO-Wert von 6400. Der Autofokus kann über neun Punkte die Bildschärfe berechnen. Das Display ist mit 2,7-Zoll verhältnismäßig klein und liefert auch nur eine geringe Auflösung (230.000 Subpixel), ebenso liegt die Serienbildrate bei geringen 3 Aufnahmen in der Sekunde. Die Ausrichtung auf Anfänger unterstreicht die Kameraanleitung, die im Menü abgerufen werden kann.

Nikons Einsteigerkamera D3200 liegt preislich etwa 100 Euro über der Canon. Die Kamera bietet mit 24 Megapixeln eine deutlich höhere Auflösung und mit 4 Bildern pro Sekunde eine geringfügig höhere Serienbildrate. Das Autofokussystem der Nikon arbeitet mit elf Messfeldern. Das Display ist mit 3-Zoll Diagonale und einer Auflösung von 921.000 Subpixeln deutlich besser als das der Canon. Ähnlich wiederum ist das integrierte Kamerahandbuch und die zahlreichen Automatikprogramme.

Die SLT-A37 von Sony ist im Preis vergleichbar mit der Nikonkamera. Hier enden die Gemeinsamkeiten aber auch schon fast, denn Sony geht bei ihren Spiegelreflex-Modellen einen anderen Weg als die Konkurrenz. Der feststehende Spiegel der Kamera ist lichtdurchlässig und dient einzig den Autofokussensoren zur unterbrechungsfreien Messung. Während bei der herkömmlichen Bauweise der Spiegel für die Aufnahme nach oben geklappt werden muss, erlaubt die SLT-Bauweise der Sonys eine durchgehende Schärfemessung mit dem schnellen Phasenautofokus. Da der Sucher nicht vom Spiegel profitiert, ist hier ein LC-Display eingebaut. Beim Sensor setzt Sony einen 16 Megapixel CMOS ein und kann einen weiteren Vorteil der SLT-Technik ausspielen: die hohe Serienbildrate. Hier bietet die A37 mit sieben Bildern in der Sekunde fast doppelt so viel wie die Konkurrenz. Auch der 15-Punkt Autofokus setzt sich von den Messsystemen der anderen Einsteigermodelle ab. Das Display bietet mit einer Diagonalen von 2,7 Zoll und 230.400 Subpixeln nur eine durchschnittliche Leistung.

In der Mittelklasse bieten die Hersteller mehrere Geräte an. Preislich liegen diese zwischen 500 und 1000 Euro. Hier sind die Gehäuse meist aus einem Metallrahmen und Plastik konstruiert und deutlich robuster als die Geräte der Einsteigeklasse. Pentax beispielsweise stattet seine Spiegelreflexkameras mit Dichtungen aus, sodass die Kamera auch bei leichtem Regen keinen Schaden nimmt.

Auch bei der sonstigen Ausstattung der Kameras kann man in der Mittelklasse mehr erwarten. Der Autofokus hat mehr Messfelder und arbeitet bei wenig Licht zuverlässiger, das Menü bietet mehr Einstell- und Korrekturmöglichkeiten.

Canons EOS 650D ist mit einem 18-Megapixel-CMOS-Sensor ausgestattet und lässt Empfindlichkeitseinstellungen bis zu ISO 25.600 zu. Mit dem dreh- und schwenkbaren Display (3-Zoll, 1.040.000 Subpixel) können Bilder auch aus ungewöhnlichen Perspektiven aufgenommen werden. Die neun Autofokusmessfelder sind bei der 650D als Kreuzsensoren ausgeführt, was ein genaueres und schnelleres Scharfstellen ermöglicht.

Nikon setzt bei ihrer Mittelklasse auf einen 24-Megapixel-Sensor. Wie bei der Canon ist auch bei der D5200 das Display dreh- und schwenkbar und bietet mit 921.000 Subpixeln eine ordentliche Auflösung. Auch der nutzbare ISO-Bereich ist gleich. Mit 39 Messfeldern verspricht der Autofokus der D5200 eine höhere Genauigkeit bei bewegten Motiven.

Sony platziert mit der SLT-A57 und der SLT-A65 gleich zwei Kameras in der DSLR-Mittelklasse. Die A57 bietet bei einer Auflösung von 16 Megapixeln eine Serienbildrate von 12 Bildern in der Sekunde. Ihr elektronischer Sucher stammt aus der kleineren A37 und hat eine Auflösung von 1,44 Mio. Subpixeln. Hier bietet die teurere A65 mehr, ihr OLED-Sucher hat eine Auflösung von 2,36 Mio. Subpixeln und auch der Sensor leistet mit 24 Megapixeln mehr. Zusätzlich hat die A65 einen eingebauten GPS-Empfänger, mit dem sich die aufgenommenen Bilder mit Standortinformationen versehen lassen. Gemeinsam haben beide Kameras das 3-Zoll große dreh- und schwenkbare Display (921.600 Subpixel).

Die K-30 von Pentax hat mit ihrem abgedichteten Gehäuse ein für die Mittelklasse untypisches Feature. Die Kamera kann mit entsprechenden abgedichteten Objektiven auch bei Regen oder in einem staubigen Umfeld genutzt werden ohne Schaden an der Technik befürchten zu müssen. Der 16 Megapixel Sensor der K-30 ist beweglich gelagert und kann Verwacklungen ausgleichen. Mit seinen neun Kreuzsensoren arbeitet auch der Autofokus zuverlässig und schnell.
Mit der K-5 II hat Pentax zudem ein weiteres Gerät in der Klasse bis 1000 Euro, das ausstattungsseitig schon am Prosumer-Segment kratzt. Auch diese Kamera punktet mit einem abgedichteten Gehäuse, das zudem durch den Einsatz von Magnesium eine zusätzliche Robustheit verspricht. Wie die kleinere Schwester bietet die K-5 II eine Auflösung von 16 Megapixeln soll aber beim Autofokus noch leistungsfähiger sein und auch bei wenig Licht sicher scharfstellen können. Mit dem Kürzel "s" ist die K-5 II auch in einer Version ohne Tiefpassfilter erhältlich, was einen höheren Detailkontrast ermöglicht, aber auch die Neigung zur Moiré-Bildung erhöht.

Dies sind die Topmodelle mit APS-C großem Sensor. Zwischen 1000 und 1800 Euro erhält man hier Kameras mit einem hochwertigen Gehäuse, schneller Serienbildrate bei hoher Auflösung und sehr gute Schärfe- und Belichtungsmessung. Diese Kameras erfüllen auch die Ansprüche professioneller Fotografen und bieten zum Beispiel zahlreiche Knöpfe um die Kamera ohne den Umweg über das Menü bedienen zu können. Auch Display und (elektronischer) Sucher sind in dieser Preisklasse hochwertiger und bieten eine höhere Auflösung.

Canon ist in der Prosumer-Klasse mit der in die Jahre gekommenen EOS 7D vertreten. Mit ihrem 18-Megpixel-Sensor und zahlreichen manuellen Bedienmöglichkeiten schlägt sich die Kamera aber immer noch gut. 19 Kreuzsensoren sorgen für einen akkuraten Autofokus und das Display (3-Zoll, 920.000 Subpixel) erlaubt eine gute Schärfebeurteilung. Gehäuse (Magnesiumlegierung) und Verschluss sind für einen professionellen Einsatz ausgelegt und dementsprechend robust.

Nikon bietet aktuell kein Gerät für die sogenannten Prosumer an und scheint ihre digitalen Kleinbildkameras in diesem Bereich etablieren zu wollen. Anders sieht es bei Sony aus, die mit der SLT-A77 eine abgedichtete Kamera mit Magnesiumgehäuse im Angebot haben. Der Sensor löst 24 Megapixel auf und ist beweglich aufgehängt um Verwacklungen zu minimieren. Dank SLT-Technik lassen sich mit der A77 12 Bilder in der Sekunde aufnehmen. Das LC-Display (3-Zoll, 921.600 Subpixel) ist wie bei den Modellen aus der Mittelklasse dreh- und schwenkbar ausgeführt. Der hochauflösende OLED-Sucher stammt aus der SLT-A65.

Ein Exot ist Sigmas SD1 Merrill, die mit einem speziellen Sensor besonders authentische Bilder aufzeichnen will. Der Foveonsensor besteht aus drei Schichten die pro Pixel Farbinformationen in Rot, Grün und Blau aufzeichnen. Eine Interpolation wie bei herkömmlichen Sensoren mit Bayer-Farbmatrix entfällt, sodass Sigma eine Auflösung von 44 Megapixeln für ihren Sensor angibt (4704×3136×3 Schichten). Die weitere Ausstattung ähnelt der Konkurrenz im Segment, allerdings bleibt das Display mit einer Auflösung von 460.000 Subpixeln verbesserungswürdig und auch beim Preis ist die SD1 nah an den Kameras mit digitalem Kleinbildsensor.

Diese Kameras bieten mit einem Sensor im digitalen Kleinbildformat die höchste Abbildungsleistung im bezahlbaren Kamerasegment. Aufgrund der großen Sensorfläche sind sie entweder besonders lichtempfindlich und erlauben Aufnahmen bis in hohe ISO-Bereiche oder haben eine Auflösung die an professionelle Mittelformatkameras heranreicht. Die Kameras sind teilweise mit Wlan und GPS-Empfänger ausgestattet. Zusehends scheint es auch bei Kameras mit Kleinbildsensor eine Unterteilung in „Einsteiger“ und Profi zu geben und so liegen die Preise für eine Vollformatkamera zwischen 1800 Euro und 5600 Euro. Die Kameras am oberen Ende sind mit ihren hohen Serienbildraten besonders für Sportfotografen interessant.

In der Profiklasse treten die Hersteller mit mehreren Modellen an. Canon mit der EOS 6D und Nikon mit der D600 haben hier sogar zwei Kameras im Angebot, die für unter 2000 Euro im Handel erhältlich sind. Dies ist eine Entwicklung, die das digitale Kleinbildformat in die Nähe der Prosumer-Kameras bringt. Mit einer Auflösung von 20 (6D) beziehungsweise 24 Megapixeln (D600) liefern beide Kameras eine gemäßigte Pixeldichte, die für rauschfreie Bilder auch bei höheren ISO-Stufen sorgt. Canon setzt bei der 6D auf Zusatzfunktionen wie integriertes Wlan und einen eingebauten GPS-Empfänger, die bei Nikon nur über Zubehör nachgerüstet werden können. Bei Gehäusematerial und Display sind allerdings alle Kameras dieser Klasse nah beieinander. Alle bieten ein abgedichtetes Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung und hochauflösende 3,2-Zoll große Displays.
Bei der Sensorauflösung und dem angepeilten Arbeitsgebiet gibt es dann allerdings Unterschiede. Hier haben Canon und Nikon mit der EOS 5D Mark III und der D800 Kameras im Sortiment die sich mit hoher Auflösung an Landschafts- und Studiofotografen richten. Die 5D hat einen 22 Megapixel Sensor, die D800 kratzt mit ihren 36 Megapixeln schon an Mittelformatkameras und stellt hohe Ansprüche an die Objektive, denn auch diese müssen so eine hohe Auflösung erreichen.
Die zweite Produktlinie ist mehr auf Geschwindigkeit als auf Auflösung gerichtet. Sportfotografen reichen die 18 Megapixel der Canon EOS 1D-X und auch Nikon gibt sich bei der D4 mit 16 Megapixeln Auflösung zurückhaltend. Wichtiger ist in diesem Bereich Zuverlässigkeit und hohe Geschwindigkeit. Die D4 bietet hier 11 Bilder in der Sekunde und hat einen für 400.000 Auslösungen ausgelegten Verschluss, die 1D-X legt bei der Bildfolge noch ein Foto pro Sekunde drauf..

Sony setzt bei der SLT-A99V auf eine Mischform. Der Sensor hat eine Auflösung von 24 Megapixeln und wie die anderen SLT-Kameras kann die A99V mit einer schnelle Bildfolge von zehn Bildern pro Sekunde punkten. Der Verschluss ist laut Hersteller für 200.000 Auslösungen ausgelegt und erfüllt damit auch die Anforderungen profesionellerFotografen.

Die Kamerahersteller bieten für jeden Geldbeutel und jeden Anspruch die passende Spiegelreflex. Einzig das Segment der Prosumer-Kameras ist etwas unterrepräsentiert. Ein Grund hierfür sind die digitalen Kleinbildkameras, die preislich immer attraktiver werden und für die Hersteller höhere Einnahmen bei den Objektiven versprechen. Einen Blick sollte man auf jeden Fall auf Auslaufmodelle und ältere Kameras werfen. Der Preisverfall ist hier teilweise so hoch, dass Kameras aus einem höheren Segment erschwinglich werden. Beim Kauf sollte man zusätzlich beachten, dass es mit dem reinen Kamerabody nicht getan ist. Objektive und Zubehör werden finanziell den weitaus größeren Teil der Ausrüstung ausmachen. Man sollte sich also sicher sein, dem Hersteller in Zukunft treu zu bleiben um nicht mit der nächsten Kamera auch die Objektive neu kaufen zu müssen.

(tho)