Oracle splittet Änderungen des RHEL-Kernels auf

Oracle hat das Red Patch Project gestartet, das ein öffentlich zugängliches Git-Depot mit dem Quellcode des Kernels von Red Hat Enterprise Linux (RHEL) 6 pflegt, in dem Änderungen als einzelne Patches abrufbar sind.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Oracle hat das Red Patch Project gestartet, das ein öffentlich zugängliches Git-Depot mit dem Quellcode des Kernels von Red Hat Enterprise Linux (RHEL) 6 pflegt, in dem Änderungen als einzelne Patches abrufbar sind. Bei dieser RHEL-Generation enthält das Quell-Paket des Red-Hat-Kernels nur die Quellen des Kernel.org und einen großen Patch, der alle von Red Hat vorgenommene Änderungen vermischt; darunter nicht nur Verbesserungen, sondern auch Korrekturen für Fehler und Sicherheitslücken.

Das Red Patch Project nimmt Red Hats Riesenpatch wieder auseinander und veröffentlicht einige der Änderungen nun im Git-Depot als separat abrufbare Patches. Diese Arbeit erledigten die Betreuer von Oracles Ksplice-Service ohnehin schon länger intern, denn nur mit solchen kleinen Patches können sie die Dateien mit Unterschiedsinformationen erstellen, mit denen Ksplice manche Fehler und Sicherheitslücken zur Laufzeit korrigieren kann. Oracle bietet Ksplice-Dienste nämlich nicht nur für seinen Unbreakable Linux Kernel (UEK) an, der Oracle Linux beiliegt, sondern auch für den ebenfalls mitgelieferten Kernel auf Basis des Red-Hat-Kernels; Oracle verkauft Ksplice zudem als Service-Dienst an Nutzer von RHEL.

Die Betreuer des Git-Depots spalten die Änderungen allerdings nicht wieder komplett auf; vielmehr lassen sie für das Ksplice-Dienst offenbar nicht relevante Änderungen gelegentlich in größeren Patches zusammen, wie es etwa die Änderung "The rest of RHEL 2.6.32-279.5.2.el6 to 2.6.32-279.9.1.el6" zeigt. Red-Hat-Enterprise-Kunden, die an einer genauen Aufschlüsselung interessiert sind, erhalten diese über eine ihnen zugängliche Webseite, in der die einzelnen Änderungen abrufbar sind, die Red Hat beim RHEL-6-Kernel vorgenommen hat.

Der Ansatz mit dem Riesen-Patch hat Red Hat bei RHEL6 eingeführt, um Konkurrenten die Arbeit zu erschweren; das rief damals viel Kritik hervor, weil andere Distributionen nicht mehr so einfach wie zuvor die Änderungen vom RHEL-Kernel übernehmen konnten. Der Oracle-Dienst löst diesen Umstand jetzt weitgehend. Doch auch Oracle könnte offener vorgehen, denn die Kernel-seitige Unterstützung des anfangs unter Open-Source-Lizenz stehenden Ksplice ist auch Jahre nach der Einfügung nicht Bestandteil des bei Kernel.org erhältlichen Linux-Kernels. Der im OSS-Bereichs der Oracle-Webseite erhältliche Ksplice-Quellcode wurde zudem das letzte Mal im Juli 2011 aktualisiert – eine Woche, nachdem Oracle Ksplice übernommen hat. (thl)