Weil wir es können

Die ersten Nadeldrucker und die ersten HTML-Versuche führten zu einem optischen Overkill. Nun steht uns diese Erfahrung bei einem anderen Medium bevor.

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Die ersten Nadeldrucker und die ersten HTML-Versuche führten zu einem optischen Overkill. Nun steht uns diese Erfahrung bei einem anderen Medium bevor.

Erinnern Sie sich noch an das Aufkommen der Nadeldrucker in den achtziger Jahren? Plötzlich war jede Einladung zu einer Grillparty ein typographischer Overkill. Kein Handzettel kam mehr ohne 15 verschiedene Schrifttypen in 38 verschiedenen Stilen aus, mit Schatten, Schnörkeln und allem anderen Schabernack, den die damaligen Textverarbeitungsprogramm hergaben. Warum? Weil wir es konnten.

Und erinnern Sie sich noch an die ersten privaten Webseiten in den neunziger Jahren? Plötzlich wimmelten die Browser vor animierten Gifs, blinkenden Texten, gekachelten Hintergrundbildern, verschachtelten Frames und Farben aus den eher verrufenen Gegenden des RGB-Raums. Warum? Weil wir es konnten.

Künftig müssen wir diese ganze Phase des sinn- und planlosen Herumspielen mit Gestaltungsoptionen wohl erneut über uns ergehen lassen – bei den Fotos. Apps wie „Cymera“ erlauben es, fotografierte Gesichter in bunte Rahmen zu stecken, ihnen Schnurrbärte anzumalen, Perücken und Sonnenbrillen aufzusetzen. Sehr witzig. Warum also das Ganze? Nur weil wir es können? Bitte nicht schon wieder. (grh)