Mülheim zeigt Foto-Serie "Ein Leben"

Wenn ein Künstler 14 Jahre lang an einem Werk arbeitet, ist die Erwartung groß. Knut Wolfgang Maron hat Ende der 1990er-Jahre begonnen, seine Mutter zu fotografieren. Jetzt zeigt er eine Serie über Vergänglichkeit, Intimität, Stille und Tod.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Carsten Linnhoff
  • dpa

Frisch operiert sitzt Marianne Maron am Tisch. Eine schwarze Klappe bedeckt ihr linkes Auge. Nachdenklich blickt sie nach unten, abwesend. Ihr Sohn, der Fotografie-Professor Knut Wolfgang Maron hat das Foto gemacht. Fünf Jahre vor ihrem Tod im Jahr 2002. "Bevor sie operiert wurde, hat sie mich gefragt, ob ich nach Bonn komme und sie zum Arzt bringe. Das war der Anfangspunkt für diese Arbeit", erzählt Maron am Donnerstag. Maron folgte dem Ruf seiner Mutter im 700 Kilometer entfernten Wismar, wo er als Professor lehrt.

Das Kunstmuseum Mülheim zeigt von Sonntag an die Foto-Serie "Ein Leben" vom Pionier der künstlerischen Farbfotografie in Deutschland. Bis zum 13. Januar präsentiert die Ausstellung fast 170 Werke, wie das Museum am Donnerstag bei der Vorstellung im Beisein des Künstlers mitteilte. Maron begleitete seine Mutter in den letzten Lebensjahren. Wenn es ihm möglich war, drückte er auf den Auslöser. Vorrang hatte aber die Betreuung und später die Pflege. Nach dem Tod hält der Sohn das Elternhaus in Bonn.

Mehrere Jahre fotografiert er Details. Er geht von Raum zu Raum und hält mit der Kamera fest, was so vergänglich ist. Was bleibt, wenn ein Mensch geht? Entstanden sind intime, zärtliche und stille Momente, die den langsamen Abschied dokumentieren. "Als meine Mutter starb, war ich mit meinen Fotos in diesem Haus noch nicht fertig. Deshalb habe ich es nicht sofort verkauft", erzählt Maron.

Maron, der in Essen, Berlin und Wismar wohnt, bringt die fotografierten Dinge zum Sprechen. Die über Jahrzehnte aufbewahrten Kittel, Kerzenhalter, Lappen und Töpfe erzählen liebevoll von Marianne Maron. Sie war – Jahrgang 1920 – eine Vertreterin der aussterbenden Kriegsgeneration des vergangenen Jahrhunderts. Die Ausstellung wird bei vielen Besuchern Kindheitserinnerungen wecken. Marons Kunst zeigt, wie es bei Eltern und Großeltern lange aussah. Und sie präsentiert die Metamorphose bis zum letzten Schritt. Am Ende der Ausstellung zeigen die Bilder die Möbel der neuen Hausbewohner.

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Kunsthalle Erfurt und dem Staatlichem Museum Schwerin. In Erfurt war die Serie in kleinerer Form bereits zu sehen, Schwerin setzt vom 22. Februar bis 20. Mai 2013 andere Schwerpunkte und zeigt Fotos aus weiteren Maron-Reihen, sodass die Schau in Mülheim einzigartig ist. Nach Schwerin zeigt Maron seine Bilder noch vom 19. Oktober bis 29. November in den USA. Ausstellungsort ist die White Box in New York.

(keh)