Pirate Bay weist Vorwürfe rechtsextremer Verbindungen zurück

Der Torrent-Tracker soll von einem schwedischen Rechtspopulisten mitfinanziert worden sein, heißt es in verschiedenen Medien. Das Piratenbüro weist die Vorwürfe zurück.

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Das schwedische Piratbyran (Piratenbüro) hat Vorwürfe gegen den Torrent-Tracker The Pirate Bay (TPB) zurückgewiesen, die Filesharing-Site sei von einem schwedischen Rechtspopulisten mitfinanziert worden. TPB soll von dem schwedischen Unternehmer Carl Lundström, dem Verbindungen zu zahlreichen rechtsgerichteten und rechtsradikalen Organisationen nachgesagt werden, finanziell unterstützt worden sein.

Die 2004 gegründete TPB gilt als der weltgrößte Torrent-Tracker und ist Thema auf höchster politischer Ebene. Im vergangenen Jahr machte die Piratenbucht international Schlagzeilen, als die schwedische Polizei die Server des neuen Providers PRQ in einer spektakulären Razzia beschlagnahmte. Danach waren in Schweden Vorwürfe laut geworden, die Regierung habe sich auf Druck der USA in die Ermittlungen eingemischt. Eine Untersuchung hatte jedoch kein Fehlverhalten der Beteiligten erkennen können. TPB musste sich in der Vergangenheit aber auch schon Vorwürfe aus den Szene gefallen lassen, dass die Betreiber mit dem Server längst mehr Geld verdienen als die reinen Betriebskosten.

Spekulationen um eine mögliche Verbindung zwischen Pirate Bay und dem Rechtspopulisten Carl Lundström gibt es schon länger. Ende März gab ein Sprecher des Piratenbüros, Tobias Andersson, in einer Fernsehsendung des schwedischen Senders TV8 schließlich zu, dass Lundström dem Piraten-Unternehmen mit Servern und Bandbreite auf die Beine geholfen hatte.

Spiegel Online griff die Geschichte am heutigen Freitag auf und enthüllt die angeblichen finanziellen Verbindungen des Piraten-Servers zur rechten Szene. Von "Millionen Kronen" (Hunderttausenden Euro) ist die Rede, die der rechtslastige Unternehmer den Piraten habe zukommen lassen. Das behauptet zumindest Bert Karlsson, der Moderator der Fernsehsendung, ohne das allerdings näher zu erläutern. Magnus Eriksson von Piratbyran, der erklärt, von Spiegel Online nicht direkt kontaktiert und befragt worden zu sein, meint in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber heise online, das ganze sei ein "großes Missverständnis".

Eriksson gibt zu, dass der Piraten-Server zu Beginn von Lundström profitiert habe. TPB wurde aus dem Kreis des Piratenbüros gegründet, beide sind sich immer noch freundschaftlich verbunden. Als die Piraten erstmals in Schweden vor Anker gegangen seien, habe der damalige Administrator der Site bei dem Provider Rix Telecom gearbeitet. Sein damaliger Chef sei der Wasa-Erbe Carl Lundström gewesen, der auch heute noch Anteile an dem Unternehmen hält. Lundström habe gestattet, dass der Administrator sein Privatprojekt im Rechenzentrum des Providers unterbringt. Das seien in der Branche übliche Vergünstigungen für Angestellte bei ISPs. Inzwischen werde TPB längst nicht mehr bei Rix gehostet. "Eine andere Verbindung hat es nie gegeben", bekräftigt Eriksson. Das stimmt allerdings nicht ganz: Auch der neue Hoster hat geschäftliche Verbindungen zu Lundströms Unternehmen.

Der Piratenbüro-Sprecher habe im Fernsehen unkorrekterweise den Anschein erweckt, als sei tatsächlich Geld geflossen, meint Eriksson. Andersson hatte in der Fernsehsendung gesagt, es sei doch besser, Lundström gebe sein Geld der TPB und nicht einer rechtsextremen Partei. Moderator Karlsson hatte den Vertreter des Piratenbüros vor laufender Kamera in die Zange genommen. Dem Talkmaster unterstellt das Piratenbüro dabei auch persönliche Motive. "Bert hat persönliches Interesse daran, die TPB schlecht zu machen. Er verdient sein Geld mit dem Verkauf von Musik." Karlsson, der im Laufe seiner Karriere unter anderem für eine populistische Partei im Parlament saß, führte ein Plattenlabel und ist im Fernsehgeschäft aktiv, unter anderem mit der schwedischen Variante der Talentshow Pop Idol. Die behaupteten "Millionen Kronen" Unterstützung seien Karlssons persönliche Spekulation, meint Eriksson. "Soweit ich weiß, hat er bisher nicht versucht, die Zahlen irgendwo zu belegen."

Allerdings ist man sich im Piratenbüro der heiklen Verbindung zu Lundström offenbar von Anfang an bewusst gewesen. "Aber das Ausmaß seiner Aktivitäten war damals noch nicht so bekannt", erklärt Eriksson. "Natürlich hat uns das nicht gefallen. Aber Rix ist ein großes Unternehmen mit Kunden wie der Schwedischen Liberalen Partei. Wir hatten nicht das Gefühl, dass unsere Erlaubnis, TPB bei Rix zu hosten, in irgendeiner Weise Lundströms private Aktivitäten unterstützte." Inzwischen sei TPB bei dem eigenen Hostingunternehmen PRQ der beiden Administratoren beheimatet. Allerdings setzt auch der PRQ offenbar weiter auf die Infrastruktur von Rix Port80: Die Server stehen unter anderem in einem von RixPort80 gemieteten Rechenzentrum. Lundström ist inzwischen nicht mehr CEO bei Rix, hält aber immer noch wesentliche Anteile des Unternehmens. (vbr)