Weniger Stress für Krankenschwestern

Der IT-Konzern Xerox hat ein neues System zum Dokumentenmanagement entwickelt, das Pflegepersonal mehr Zeit für die Patienten lassen soll.

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Von
  • Susan Young

Der IT-Konzern Xerox hat ein neues System zum Dokumentenmanagement entwickelt, das Pflegepersonal mehr Zeit für die Patienten lassen soll.

Krankenschwestern und Pfleger verbringen viel Zeit mit Dingen, die wenig mit dem direkten Patientenkontakt zu tun haben: Sie müssen sich regelmäßig am PC einloggen, nach Patientenakten suchen, neue Daten eingeben und sich bei dieser Dokumentationsarbeit auch noch mit Kollegen abstimmen, damit alles seine Richtigkeit hat.

Forscher beim amerikanischen IT-Konzern Xerox entwickeln derzeit ein System, das Teile dieser Aufgaben automatisieren und dem Pflegepersonal damit mehr Zeit für die Patienten lassen soll. Der sogenannte Digital Nurse Assisant ist Teil eines größeren Automatisierungsprojektes, bei dem bestehende Gesundheitsmanagementsysteme verbessert werden sollen.

"Eigentlich sind alle notwendigen Lösungen längst vorhanden, wir haben sie verrückterweise nur noch nicht in unsere Systeme integriert", meint Carol Bickford, Expertin für IT-Systeme im Gesundheitswesen bei der US-Pflegekräftevereinigung ANA. "Stattdessen setzten wir auf alte Technik."

Patienten geht es während und nach ihres Krankenhausaufenthalts erwiesenermaßen besser, wenn das Pflegepersonal mehr Zeit für sie hat. Trotzdem wird die Pflegekrise in Europa und den USA immer schlimmer. Eine Lösung – neben der Einstellung von mehr Personal – könnten Systeme und Routinen sein, die den Arbeitstag effizienter gestalten. Eine Studie, die 2008 im Journal "Permanente" veröffentlicht wurde, kam zu dem Schluss, dass in Nordamerika mittlerweile die Hälfte der Zeit des Pflegepersonals für die Arbeitsdokumentation und dazu gehörende Absprachen mit Teamkollegen draufgeht. Allein die Dokumentation nahm mehr als ein Drittel in Anspruch.

"Es wir schnell lästig für eine Schwester, ständig zu einem PC zu gehen, den richtigen Patienten herauszufinden und dann das ganze Material zu durchsuchen, bis man das hat, was man braucht", sagt Bickford.

Das Xerox-Projekt, das am Forschungslabor PARC in Palo Alto entsteht, setzt nicht nur auf IT-Spezialisten, sondern auch auf Ethnographen, um herauszufinden, wie genau das Pflegepersonal arbeitet. Dabei wurde unter anderem festgestellt, warum genau es so lange dauert, bis die Dokumentation abgeschlossen ist – und wie schwer zu bedienen aktuelle Systeme zur Führung elektronischer Patientenakten sind.

Jedes Mal wenn sich eine Schwester in ihre Arbeitsstation einloggt, musste sie in einem Fall bis zu sechs Menüs durchgehen, bis sie die notwendigen Informationen hatte. Die Herausforderungen bei der Koordinierung mit anderen Mitarbeitern wurden ebenfalls schnell offensichtlich. Ein Pfleger bestellte beispielsweise ein Medikament gleich mehrfach, weil es angeblich nicht kam. Dabei hatte nur eine Kollegin die Annahme nicht sofort erfasst, weil sie diese Arbeit am Ende der Schicht mit allen anderen Dokumentationsaufgaben erledigen wollte.

"Stellen Sie sich eine Schwester vor, die ein Krankenzimmer betritt", erklärt Markus Fromherz, Innovationschef der Gesundheitssparte bei Xerox. "Sie muss nicht mehr zu einem Computer gehen. Stattdessen erkennt das System den Ausweis, den sie trägt, und loggt sie automatisch ein." Der Digital Nurse Assistant wisse auch, welcher Patient im Raum ist und welche Aufgaben sofort zu erledigen sind. Alle notwendigen Informationen seien vorhanden.

Auch die Dokumentation soll einfacher werden: über mobile Geräte wie Tablets oder andere Handhelds statt reguläre PCs. Fromherz zufolge sind Krankenschwestern und Pfleger in die Entwicklung des Systems direkt eingebunden. Sie können auch zusätzliche Funktionen vorschlagen. Laut Xerox wird der Digital Nurse Assistant auch bereits getestet – eine Pilotanlage läuft in einem Krankenhaus. Wo genau, ist derzeit noch geheim. (bsc)