Bericht: "Blue Card" lockt kaum Fachkräfte aus dem Ausland an

In den ersten zwei Monaten wurden 139 Blue Cards vergeben. Davon gingen 112 an Ausländer, die bereits vor 2012 nach Deutschland eingereist waren.

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  • dpa

Die im Sommer eingeführte "Blue Card" hat bislang kaum ausländische Fachkräfte nach Deutschland angelockt. In den ersten zwei Monaten wurden lediglich 139 Blue Cards vergeben, wie die Welt am Sonntag unter Berufung auf Daten des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge berichtete.

Davon gingen 112 an Ausländer, die bereits vor 2012 nach Deutschland eingereist waren. "Der Massenansturm von Fachkräften bleibt aus", sagte laut dem Bericht Gunilla Fincke, Geschäftsführerin des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration. Deutschland hänge nach wie vor der Ruf an, Zuwanderer seien nicht willkommen, obwohl das Zuwanderungsrecht liberaler geworden sei.

Dagegen kritisierte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Hans Heinrich Driftmann, dass die Hürden weiterhin zu hoch seien. So sei "das deutsche Zuwanderungsrecht nach wie vor kompliziert und für ausländische Fachkräfte wenig transparent".

Seit dem 1. August dieses Jahres können sich Hochschulabsolventen aus Nicht-EU-Staaten in Deutschland um eine "Blue Card" bewerben. Die Arbeitserlaubnis bekommen alle, die einen Arbeitsvertrag mit einem Arbeitgeber in Deutschland vorlegen und ein Einstiegsgehalt von mehr als 44.800 Euro pro Jahr beziehen. In Berufen, in denen bereits jetzt Fachkräftemangel herrscht, beispielsweise bei Ärzten und Ingenieuren, liegt die Gehaltsschwelle bei knapp 35.000 Euro. Wer von den hochqualifizierten Zuwanderern gute Deutsch-Kenntnisse aufweist, kann nach 21 Monaten eine dauerhafte Niederlassungserlaubnis erhalten.

Der IT-Branchenverband Bitkom begrüßt diese Regelung. "Vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen ist das von entscheidender Bedeutung", sagte Verbandspräsident Dieter Kempf Ende Oktober. Die Politik habe damit auf die Kritik der Wirtschaft reagiert. Auf Basis des alten Zuwanderungsrechts lag die Zahl der IT-Spezialisten, die zuletzt aus Ländern außerhalb der EU nach Deutschland kamen, bei weniger als 2500 pro Jahr. In einem Interview vor zehn Tagen räumte Kempf ein, dass es keinen Ansturm ausländischer Fachkräfte gebe. (anw)