Wie können Falschfahrer gestoppt werden?

Falschfahrer-Horror

Im Oktober und November 2012 gab es auf deutschen Autobahnen 18 Tote durch Geisterfahrer-Unfälle. Es gibt verschiedene Vorschläge, wie man Falschfahren verhindern kann. Erste Versuche laufen bereits

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  • Florian Pillau

München, 20. November 2012 – Der schwere Geisterfahrer-Unfall am 18. November auf der A5 bei Offenburg kostete laut Polizeibericht insgesamt sechs Menschen das Leben. Ein 20-jähriger Mann aus dem Raum Offenburg fuhr frontal in einen mit fünf Personen besetzten Minivan. Die Zahl der getöteten Menschen durch Geisterfahrer steigt damit alleine in Oktober und November 2012 auf 18 Personen. Wie immer nach solchen Häufungen diskutiert man jetzt wieder einmal die Möglichkeiten, solche Unfälle zu verhindern.

Drei Prozent der tödlichen Autobahn-Unfälle durch Falschfahrten

Laut Bundesverkehrsministerium gibt es jedes Jahr rund 1700 Meldungen über Geisterfahrer, Klaus Reindl vom ADAC sprach im ZDF heute Journal vom 19.11. von bis zu 700 Falschfahrern jährlich. Zum Glück bleibt es in den meisten Fällen beim Schock für die Beteiligten, wenn ihnen auf der Autobahn ein Fahrzeug entgegenkommt. Allerdings geht es nicht immer glimpflich aus. Laut ADAC werden drei Prozent der tödlichen Unfälle auf Autobahnen von Falschfahrern verursacht.

Warntafeln wie in Österreich im Test

Auf Teilen der Bundesautobahnen 3, 8 und 94 läuft derzeit ein Pilotprojekt zur Vermeidung von Falschfahrten. Riesige, neongelbe Tafeln mit einer abwehrenden Hand und einem Einfahrtsverbotsschild sollen vor dem Auffahren auf die Autobahn entgegen der Fahrtrichtung warnen. In Österreich gibt es solche Schilder schon seit einigen Jahren. Das Verkehrsministerium teilte auf Nachfrage mit, dass Ende 2012 erste Ergebnisse dieses Projekts vorliegen sollen.

Krallen kommen nicht infrage

Auch fest in die Fahrbahn eingelassene Krallen werden immer mal wieder gefordert. Diese sind nur in eine Richtung problemlos überfahrbar. Bei einem Überrollen entgegen der Fahrtrichtung werden die Reifen beschädigt. Die Kritik an dieser Lösung ist lange bekannt: Zum anderen hält es vorsätzliche Falschfahrer, die zum Beispiel in Suizidabsicht handeln, nicht von ihrem Vorhaben ab. Außerdem könnte das beschädigte Fahrzeug die Fahrbahn blockieren und so ebenfalls zu einem Sicherheitsrisiko werden. Ein weiterer Aspekt dieser Krallen, den der österreichische Verkehrsminister bereits 2003 in Spiel brachte, ist die weite Verbreitung von sogenannten Runflat-Reifen, die eine Weiterfahrt auch ohne Luftdruck zulassen. Auch eine Vereisung im Winter ist problematisch. ADAC, Bundesverkehrsministerium und Polizeigewerkschaft sind sich einig, dass diese Methode in Deutschland nicht umgesetzt werden kann. Die Montage an den über 2000 Autobahnauf- und -ausfahrten in Deutschland wäre viel zu teuer. Anders ausgedrückt: Würde das Geld in andere Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit investiert, könnte man deutlich mehr Unfallopfer vermeiden.

Falschfahrer-Radar im Auto

Ein weiterer Vorschlag, wie zumindest versehentliche Falschfahrten vermieden werden könnten, bezieht sich auf die Technik in modernen Autos und wird unter anderem vom Auto Club Europa (ACE) gefordert. Ein Radar, wie es zum Beispiel bei Assistenzsystemen zum Einsatz kommt, könnte ein Befahren der Autobahn entgegen der Fahrtrichtung erkennen und über einen Warnton Alarm schlagen. In Japan setzt Toyota bereits seit 2011 ein ähnliches System ein. BMW stellte 2007 ein Falschfahrer-Warnsystem vor, in die Serienfertigung kam es aber bisher nicht. 2009 folgte ein Projekt von Nissan, das aus anderen Gründen noch keinen Weg in die Serie gefunden hat.

Aussagekräftige Studien werden erst jetzt erstellt

Genaue Studien, auch darüber wie es zu Falschfahrten kommt, gibt es nicht, unter anderem weil daraus resultierende Unfälle nicht explizit in der Unfallstatistik erwähnt werden. Dies muss sich ändern, fordert der ADAC. Laut Bundesverkehrsministerium gibt es zwar einen Punkt bei den Autobahnunfällen, "Zusammenstoß mit einem Fahrzeug, das entgegenkommt", allerdings zählen hierzu auch Unfälle auf Park- und Rastanlagen sowie in Baustellen ohne Leitplanke. Derzeit führt die Bundesanstalt für Straßenwesen eine Untersuchung zu Falschfahrten auf Autobahnen durch. In dieser soll der Frage nachgegangen werden, wie es zu Falschfahrmeldungen kommt und wie viele Geisterfahrten tatsächlich stattfinden. Außerdem sollen die Ursachen und Begleitumstände beleuchtet werden. Die Ergebnisse stehen allerdings noch aus.

Richtiges Verhalten bei Warnmeldung

Bis man Falschfahrten wirksam verhindern kann, sollte das überhaupt gelingen, wird es also noch dauern. Daher kann richtiges Verhalten lebenswichtig sein, wenn vor einem Falschfahrer gewarnt wird. Die Regeln sind im Prinzip einfach: Zunächst sollte auf die rechte Spur gewechselt werden, gleichzeitig gilt es, die Geschwindigkeit zu verringern und den Abstand zum Vorderfahrzeug erhöhen. Zusätzlich sollte der Seitenstreifen beobachtet werden, um gegebenenfalls auf diesen ausweichen zu können. (fpi)