Grassi Museum ehrt US-Künstlerpaar mit Ausstellung

Das Leipziger Grassi Museum stellt eine Retrospektive des Künstlerpaares Lillian Bassman (1917-2012) und Paul Himmel (1914-2009) vor. Dabei stehen die Modefotografie und die experimentellen Aspekte im Vordergrund.

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Von
  • dpa

"Zwei Leben für die Fotografie" heißt eine Ausstellung, die heute – Mittwoch – um 11:00 Uhr im Leipziger Grassi Museum für Angewandte Kunst eröffnet wird. Das Museum ehrt damit das US-amerikanische Künstlerpaar Lillian Bassmann (1917-2012) und PaulHimmel (1914-2009). Die Retrospektive zeigt in rund 450 Arbeiten das Lebenswerk der Künstler, die sich vor allem der Modefotografie widmeten. Ihre experimentierfreudige Art zu fotografieren galt als revolutionär. Die Werkschau wurde gemeinsam mit den Deichtorhallen Hamburg erarbeitet. Sie ist bis zum 3. März 2013 geöffnet.

Als Art Direktorin bei Junior Bazaar, dem jungen Ableger von Harper’s Bazaar, hat Lillian Bassmann in den 1940er Jahren maßgeblich das Layout der Zeitschrift geprägt. Zwischen 1948 und 1971 arbeitete sie als Fotografin für Mode, Accessoires und Schönheitsprodukte. Nach dem Auffinden ihrer verloren geglaubten Negative in den 1980er Jahren begann Bassman, ihre alten Aufnahmen mittels digitaler Technik zu bearbeiten und neu abzuziehen. Daneben entwarf die seit jeher modebegeisterte Fotografin eine Damenkollektion unter ihrem Namen. In den 1990er Jahren entdeckten Modedesigner wie John Galliano und junge Art Direktoren von Vogue und New York Times ihre Arbeiten wieder und beauftragten die bereits über 70-jährige erneut mit Modeaufnahmen. Durch die Möglichkeit digitaler Techniken interpretierte sie ihre Bilder neu, manipulierte sie und ließ sie neu abziehen.

Auch Paul Himmels Werk ist geprägt von großer Experimentierfreude. Er arbeitete als Modefotograf für Zeitschriften wie Vogue, Junior Bazaar, Harper’s Bazaar und andere Magazine. Bekannt wurde er durch seine Teilnahme an der weltberühmten Wanderausstellung The Family of Man, die 1955 im Museum of Modern Art in New York startete. Sein Interesse in der Fotografie galt vor allem der Bewegung; die Unschärfe als ein Charakteristikum seiner Fotografien findet sich fast überall. Er strebte danach, Bewegung im Bild zu erzeugen beziehungsweise festzuhalten, was ihm durch eine Entschleunigung des Aufnahmeakts gelang. Fotografiegeschichte schrieben seine Aufnahmen vom New York City Ballet aus den 1950er Jahren, in denen Tanz nicht in Standbildern, sondern in fließenden Bewegungsstudien festgehalten wurde. Paul Himmels Werk entwickelte sich in den folgenden Jahren immer stärker zur freien Kunst. Die oft radikalen Experimente mit Über- und Langzeitbelichtungen waren ihrer Zeit bald derartig voraus, dass er keine kommerziellen Auftraggeber mehr finden konnte. Er beendete seine fotografische Karriere 1969 und arbeitete erfolgreich als Psychotherapeut.

  • Grassi Museum, Johannisplatz 5-11, 04103 Leipzig

(keh)