China: Bedrohung oder doch ganz okay?
Deutsche genießen in China ein hohes Ansehen, sehen China aber selbst eher kritisch. Das hat TNS Infratest in einer Studie um Auftrag von Huawei herausgefunden, die die Wahrnehmung von Deutschland und China in dem jeweiligs anderen Land untersucht.
China vs. Deutschland: Huawei Technologies hat die Studie „Deutschland und China – Wahrnehmung und Realität“ veröffentlicht, die die unterschiedliche Sichtweise auf das jeweils andere Land dokumentiert. Damit will Huawei nach eigener Aussage vor allem die beiden Kulturen einander näher bringen. "Als größtes chinesisches Unternehmen in Deutschland und als größtes Privatunternehmen Chinas sieht Huawei Technologies es als seine gesellschaftliche Verantwortung an, das Kennenlernen der Kulturen und das Kennenlernen zwischen Deutschland und China zu fördern. Mit der Huawei-Studie hoffen wir, einen wichtigen Beitrag dazu leisten zu können“, erklärte Olaf Reus, Mitglied der Geschäftsleitung der Huawei Technologies Deutschland GmbH, die Motivation des Unternehmens für die Studie.
In Deutschland wechseln sich beim Blick auf China Bewunderung und Bedrohung ab. 88 Prozent der Deutschen sehen China als Wirtschaftsmacht im internationalen Vergleich ganz vorne. Drei Viertel der Befragten gehen davon aus, dass China diese Position künftig sogar noch ausbauen wird. Knapp die Hälfte der deutschen Bevölkerung (45 Prozent) glaubt, dass die chinesische Wirtschaft Deutschland bereichert, aber 74 Prozent der Befragten befürchten eine steigende Einflussnahme durch China. Diese Wahrnehmung wird nicht zuletzt durch die oftmals negative Medienberichterstattung geprägt. Auch aus diesem Grund liegt die Reputation Chinas bei den Befragten bei nur knapp 50 von 100 möglichen Punkten des Reputationsindexes. Gleichzeitig geben aber 63 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer an, dass sie die chinesische Kultur nicht verstehen. Bei den Wirtschaftsentscheidern kennen nach eigenen Angaben nur 21 Prozent, bei den Politikern 16 Prozent und der Gesamtbevölkerung 8 Prozent China wirklich. Mehr als die Hälfte der Befragten ist davon überzeugt, das China ein guter Produktionsstandort ist. Zudem gilt das Land bei einem Großteil der Deutschen als starker Innovationsmotor. Allerdings gehen mehr als 50 Prozent der Bevölkerung davon aus, dass die Produkte unter niedrigen Standards produziert werden und dass die Qualität oft minderwertig sei. 31 Prozent haben negative Assoziationen wie Datendiebstahl oder Kopiermentalität im Kopf, wenn sie an China denken.
Huawei Studie (10 Bilder)
Kontakte und Erfahrungen der Bevölkerung mit Deutschland und China
56 Prozent der Deutschen nutzen bereits chinesische Produkte. 40 Prozent der Bevölkerung kennen Personen aus China und jeder Zehnte gab an, bereits in China gewesen zu sein. Dabei überwiegt allerdings der berufliche Kontakt: 20 Prozent haben oder hatten auf dieser Ebene schon mit China zu tun. Jeder dritte Befragte kann sich bereits heute vorstellen, für ein chinesisches Unternehmen zu arbeiten.
Gute Reputation für Deutschland
Deutschland genießt dagegen in China ein sehr hohes Ansehen und wird mit 76 Punkten beim Reputationsindex in beinahe allen Bereichen positiv bewertet. In China griffen die Medien Deutschland zumeist positiv auf (knapp 50 Prozent). 36 Prozent der Artikel waren neutral und lediglich 14 Prozent negativ formuliert. Themenschwerpunkte waren dabei hauptsächlich Wirtschaft, kulturelle Veranstaltungen wie das Oktoberfest und Politik. Die Chinesen gehen mit Deutschlands wirtschaftlicher Rolle im internationalen Vergleich entspannter um: 75 Prozent sehen Deutschland als Wirtschaftsmacht an erster Stelle oder im oberen Drittel. Dabei nehmen lediglich ein Drittel der Befragten den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands als Bedrohung wahr. Die Berührungspunkte mit Deutschen in China fallen jedoch geringer aus. So leben nur knapp 18.000 Deutsche im Reich der Mitte, in Deutschland sind es mehr als 86.000 Chinesen. Nur zwei Prozent der Befragten Chinesen kennen einen Deutschen persönlich und niemand kann sich vorstellen bei einem deutschen Unternehmen zu arbeiten. Nur ein Prozent der Chinesen hatte bislang beruflich mit Deutschland zu tun.
TNS Infratest befragte für die Studie insgesamt 1250 Personen in Deutschland, darunter auch Wirtschaftsentscheider und Politiker. In China nahmen 1319 Personen an der Umfrage teil. In die Ergebnisse flossen zusätzlich Fakten aus Medienberichten sowie statistische Kennzahlen mit ein. (roh)
