Affärenkiller oder Kinderkontrolleur? Ausfahrt im frischen Ford Fiesta

Aufs Maul geschaut

Im Rahmen eines Facelifts verpasst Ford seinem Kleinen dicke Lippen, moderne Technologien zur Kontrolle von Nachwuchs und Partner sowie sieben Motoren mit CO2-Werten unterhalb der 100-Gramm-Grenze

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Der frisch geliftete Ford Fiesta mit gewachsenem Grill und erschlankten Scheinwerfern 14 Bilder
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Inhaltsverzeichnis

Rom, 22. November 2012 – "Muss das sein?" fragt ein Kollege bei der Präsentation des neuen Ford Fiesta entsetzt und starrt auf das kleine Display oberhalb der Mittelkonsole. Dort abgebildet ist eine soeben empfangene SMS, deren Inhalt ein Lautsprecher ins Wageninnere posaunt. "Mal angenommen, meine Frau sitzt mit im Auto ... ist das auch abstellbar?" Die Umstehenden grinsen und Ford beruhigt: Das Anzeigen und Vorlesen von SMS-Nachrichten kann deaktiviert werden. Erleichtert wischt sich der Fragende den Schweiß von der Stirn.

Talk to me

Was den Herrn so in Bedrängnis brachte, ist das Multimedia-Konnektivitätssytem Ford SYNC. Es erlaubt dem Fahrer, wichtige Fahrzeugfunktionen wie Klimaanlage, Telefon sowie Audio- und Navigationssystem mit Sprachbefehlen zu steuern.

Doch SYNC kann mehr. "Küns ... ler … Robbiiie Williams absbiiielen" lallt ein Ford-Entwickler in Richtung Armaturenbrett - und SYNC versteht. Aus den Lautsprechern erklingen die ersten Takte von "Angel". "Unser System erkennt auch undeutlich ausgesprochene Anweisungen", brüstet sich Ford – "gelallt werden darf allerdings allenfalls auf der Rückbank", beeilt man sich dann aber doch hinzuzufügen.

Gut vernetzt

Damit keine komplizierte Eingabe den Fahrer vom Verkehr ablenkt, reagiert SYNC auf Zuruf und greift dabei auf die Dateien eingebundener Mobiltelefone und Audiospieler zu. Es erkennt Interpreten und Titel, kann Listen mit ähnlicher Musik erstellen, verkündet auf Wunsch den Namen des laufenden Songs, wählt Jakobs Nummer, wenn man "Jakob anrufen" sagt, beantwortet SMS mit vorprogrammierten Textbausteinen und liest eben eingegangene Nachrichten vor – sofern man das möchte.

Aufgehübscht

SYNC mag neu sein im B-Segment, der Fiesta ist es nicht. Über 15 Millionen Exemplare des Kleinwagens verkaufte Ford seit Produktionsstart im Jahr 1976, die aktuelle Generation debütierte 2008. Wie in der Branche nach drei bis vier Jahren üblich, erhielt nun auch der kleine Kölner eine Frischekur. Im Visier der Schönheitschirurgen: Schnauze, Lichter, Technologie und Motoren. Das Lifting sieht man dem Fiesta auf den ersten Blick an. Der Kühlergrill ist mächtiger und höher positioniert, die Oberlippe wirkt dadurch aufgespritzt, was der Unterlippe zu gefallen scheint – sie lächelt. Die Scheinwerfer-Augen wurden gestrafft und mit LED-Tagfahrlicht versehen, die aufgepolsterte Stirn des Fiesta zieren zwei neue Falten.

Antriebsreigen

Sieben Benziner, drei Diesel und ein Autogasmotor stehen bereit, um den erfrischten Flitzer anzutreiben, davon sieben Motoren mit weniger als 100 g/km CO2-Ausstoß und maximal 4,3 Litern Kraftstoffverbrauch. Das sind vorbildliche Werte, die allerdings nur mithilfe des aufpreispflichtigen Start-Stopp-Systems erreichbar sind. Im Mittelpunkt der Sparer steht der neu entwickelte Einliter-Dreizylinder, bereits unter der Haube des Fokus unterwegs und als "Engine of the Year 2012" ausgezeichnet. Außer den bekannten Turbovarianten mit 100 und 125 PS sind im Fiesta erstmals 65- und 80-PS-Versionen ohne Turboaufladung erhältlich. Noch schwäbischer geht's mit 3,6 beziehungsweise 3,7 Litern Normverbrauch bei den Selbstzündern zu und auch die Krone des Sparkönigs trägt mit dem 1,6 Liter TDCi ECOnetic ein Diesel – dank Energie-Rückgewinnung, Schaltempfehlung, Leichtlaufrädern und Tieferlegung reichen ihm für 100 Kilometer 3,3 Liter Kraftstoff.