Überschuldung in Deutschland nimmt wieder zu

Die Zahl der überschuldeten Personen ist wieder leicht gestiegen. Insgesamt sind 6,59 Millionen Bundesbürger überschuldet. Damit sind es noch immer deutlich weniger als 2005 bis 2008.

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Von
  • Marzena Sicking

Nach einem leichten Rückgang im vergangenen Jahr hat die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland 2012 wieder merklich zugenommen, das zeigt der aktuelle "SchuldnerAtlas Deutschland 2012" der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Die Zahl der betroffenen Personen stieg 2012 im Vergleich zum Vorjahr um rund 190.000 auf insgesamt 6,6 Millionen. Das ist ein Plus von drei Prozent. Außerdem bedeutet das, dass nahezu jeder zehnte Bundesbürger über 18 Jahren Schwierigkeiten hat, seine Rechnungen zu begleichen. Trotzdem ist dieses Niveau noch weit von den Höchstwerten der Jahre 2005 bis 2008 entfernt. Damals galten bis zu 7,34 Millionen Bundesbürger als überschuldet.

Grund für die steigende Überschuldung ist diesmal nicht die schlechte wirtschaftliche Lage. Im Gegenteil: Nach Jahren der Zurückhaltung haben sich der Analyse zur Folge viele Bundesbürger von steigenden Einkommen und vergleichsweise positiven Rahmenbedingungen am Arbeitsmarkt dazu verführen lassen, entgangenen Konsum nachzuholen. Dabei hat so mach einer übertrieben und ist deshalb in nachhaltige Zahlungsstörungen geraten. Bei Auslösern wie Arbeitslosigkeit oder gescheiterte Selbstständigkeit sind hingegen deutliche Rückgänge zu verzeichnen.

Überschuldung in Deutschland (3 Bilder)

(Bild: Creditreform)

Die leicht verschlechterte Überschuldungssituation betrifft alle Bundesländer, wobei die Überschuldungssituation höchst unterschiedlich ist. So bleiben Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Thüringen unter dem Durchschnitt, wobei Bayern mit 6,98 Prozent das Bundesland mit der geringsten Überschuldungsquote ist. In Bremen liegt sie hingegen bei 13,62 Prozent.

Die Analyse zeigt außerdem den Trend, dass die überschuldeten Personen zunehmend jünger werden. 216.000 Schuldner sind jünger als 20 Jahre. Außerdem nimmt der Anteil der Frauen zu. Waren im Jahr 2004 nur 2,09 Millionen Frauen von Überschuldung betroffen, sind es 2012 bereits 2,4 Millionen. Die Männer bilden mit 63,6 Prozent der Überschuldeten allerdings noch immer die Mehrheit. Als Grund für die Zunahme des Frauenanteils haben die Analysten das veränderte Rollenbild ausgemacht: immer mehr Frauen müssten als Alleinerziehende oder gleichberechtigte Einkommensbezieherinnen für auflaufende Schulden gerade stehen.

Um Peanuts geht es bei der Überschuldung übrigens nicht: Im Durchschnitt haben die überschuldeten Personen Rechnungen in Höhe von 33.000 Euro offen. Sollten diese nicht beglichen werden, würde sich der Schaden für die Volkswirtschaft auf 218 Milliarden Euro summieren. Trotzdem ist die Entwicklung positiv, denn die durchschnittliche Überschuldung der Betroffenen sinkt seit Jahren. 2006 stand jeder von ihnen laut Statistik noch mit 36.900 Euro "in der Kreide". (gs)
(masi)