Virtuelles Kindsgenom soll riskante Samenspenden aussortieren

Die US-Firma GenePeeks entwickelt ein Verfahren, aus der DNA von Frauen und Samenspendern ein virtuelles Kindsgenom zu konstruieren, das auf genetische Krankheiten untersucht werden kann.

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Das in Samenbanken verfügbare Sperma kann bereits jetzt auf einige genetische Defekte untersucht werden. Die US-Firma GenePeeks will nun noch einen Schritt weitergehen und im Vorfeld analysieren, wie sich die DNA einer Frau mit der eines Samenspenders kombinieren würde, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Der neue Test könnte bereits in sechs Monaten auf den Markt kommen, sagt Anne Morriss, Mitgründerin und CEO von GenePeeks.

Die Firma setzt für die Gen-Analyse so genannte Microarrays ein, um rund 250.000 Basenpaare in der DNA von Spender und Empfängerin zu untersuchen. Dieses Verfahren ist billiger als die Sequenzierung der beiden Genome. Aus den Informationen sowie aus bisherigen Erkenntnissen, wie sich das Erbgut bei der Verschmelzung von Eizelle und Spermium vermischt, konstruiert GenePeeks ein "virtuelles Genom". Das wird dann auf bekannte Risikogene, etwa das für Fibrose, überprüft.

Zwar checken Samenbanken schon heute die Spermien von Spendern auf den entsprechenden Gendefekt. Doch selbst wenn es entdeckt wird, ist nicht gesagt, dass das Kind die – oft tödliche – Krankheit ausbildet. Dafür müssten ihm beide Elternteile je ein Fibrose-Gen vererben. Erhält es nur eine Kopie - ist das Gen "rezessiv" –, erkrankt das Kind selbst nicht, trägt aber das Gen womöglich in die nächste Generation. GenePeeks will mit seinem Verfahren das Risiko von einigen tausend weiteren Krankheiten ermitteln, die durch solche doppelt vererbten Gendefekte ausgelöst werden.

Auslöser war für GenePeeks-Gründerin Morriss ihre eigene Erfahrung mit einer Samenspende. Ihr Sohn Alec leidet an einer genetisch bedingten Krankheit, die seinen Körper davon abhält, Fettmoleküle in chemische Energie umzuwandeln. Die Folge können epileptische Anfälle, Koma oder sogar der plötzliche Tod sein. In Morriss’ Familie hatte es bis dahin niemanden gegeben, der diesen Defekt zeigte. Was sie damals noch nicht wusste: Nicht nur sie selbst trug das rezessive Gen in sich, sondern unglücklicherweise auch die DNA des anonymen Samenspenders.

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(bsc)