Microsoft Office: Neue Geschäftschancen für Partner – alte fallen weg

Mit Office365 und der Version 2013 verlagert Microsoft seine Büroapplikationen weiter in die Cloud. Partnern eröffnen sich dadurch neue Kundenpotenziale – traditionelles Software-Geschäft wie etwa Rollouts fallen dagegen sukzessive weg.

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Von
  • Matthias Parbel

Ab dem 1. Dezember 2012 stehen Microsofts neue Office- und Server-Applikationen (Version 2013) im Rahmen der Volumenlizenzprogramme allen Kunden zur Verfügung. Konkrete Erscheinungstermine für die einzelnen Office365-Produkte und –Services sowie den übrigen Lizenzvarianten will der Hersteller hingegen noch nicht verraten. "Bis Ende März 2013 werden wir aber alle neuen Versionen ausgerollt haben", versichert Oliver Gronau, Leiter des Geschäftsbereiches Office bei Microsoft Deutschland. Das künftige Nebeneinander von Mietsoftware (Office365) und den klassischen On-Premise-Versionen bedeute vor allem auch für die Vertriebspartner von Microsoft eine neue Chance, zusätzliche Geschäftsmodelle und Kundenpotenziale zu erschließen, zeigt sich Gronau überzeugt.

Während zahlreiche Microsoftpartner an dem ursprünglichen Advisor-Modell, das der Hersteller zunächst als einzige Vertriebsvariante für das Cloud-Office vorgesehen hatte, wenig Gefallen finden konnten, steht Office365 inzwischen auch als klassische "Paketlösung" über die Distribution zur Verfügung. Anders als beim reinen Vermittlungs-/Provisions-Modell übernimmt der Partner bei Office365 FPP/Open die komplette Geschäftsabwicklung mit dem Kunden – bis hin zur Rechnungsstellung. Damit behält der Fachhändler oder das Systemhaus auch die Kontrolle über seine Kundenbeziehung und kann den Anwender weiterhin wie im traditionellen On-Premise-Geschäft betreuen.

Alternative zum Advisor-Modell: Office365-Vermarktung ganz klassisch durch den Partner

(Bild: Microsoft)

Bei der eher für kleinere Unternehmen geeigneten FPP-Variante kauft der Partner Produkt-Keys für Office365 paketweise über die Distribution, um sie anschließend an seine Kunden weitervertreiben zu können. Der Endkunde aktiviert die Anwendung schließlich selbst über office365.com. Um die Verlängerung der jährlichen Lizenzen muss sich der Partner dabei proaktiv kümmern. "Wir erinnern unsere Partner aber rechtzeitig, wenn bei den jeweiligen Kunden eine Verlängerung ansteht", unterstreicht Microsoft-Manager Gronau. Die für mittelständische Unternehmen geeigneten Office365 Open-Lizenzen findet der Partner ebenfalls als SKU in den Angebotslisten der Distribution. Den zugehörigen Produktschlüssel erhält in diesem Fall jedoch nicht der Endkunde, sondern ebenfalls der Partner – über das VLSC-Portal. Und auch die Aktivierung der vom Kunden benötigten Lizenzen auf office365.com obliegt dem Partner.

"Dank des geringeren Kapitaleinsatzes bei der Mietsoftware werden nun aber auch für kleinere Unternehmen schon Anwendungen erschwinglich, die bisher dem gehobenen Mittelstand oder Großkunden vorbehalten waren", erläutert Gronau. Dabei spielt der Microsoft-Manager beispielsweise auf die zentrale Unternehmenskommunikationslösung Lync oder auch die Kollaborationsplattform SharePoint an, die vom ehemals Dokumenten-zentrischen Ansatz auf ein Anwender-zentriertes Modell umgebaut wurde. Lync hingegen sei insbesondere dann, wenn es um die Ablösung traditioneller Telefonanlagen gehe, für viele Partner als Allzweckwaffe geeignet.

Mit den neuen Office-Produkten kommen aber auf Anwender und Partner auch neue Bereitstellungsoptionen zu. Zwar fällt die ganz klassisch vor Ort installierte Software-Variante (noch) nicht komplett weg, beim Deployment beschreitet Microsoft hingegen neue Wege, die sich am Cloud-Computing orientieren. "Click to run" (CTR) heißt eine der neuen Roll-out-Optionen für Office. Dabei wird die Software auf Initiative des Nutzers bei der erstmaligen Verwendung auf einem der lizenzierten Geräte des Anwenders installiert. "Der Nutzer kann binnen weniger Sekunden mit der Arbeit beginnen, die komplette Software wird im Hintergrund vollständig geladen und installiert", erklärt Microsoft-Manager Gronau.

Ein weiteres – eher für den vorübergehenden Einsatz gedachtes – Bereitstellungsmodell ist "Office On Demand" (OOD). Auch hierbei wird die Anwendung auf Initiative des Nutzers aus dem Internet geladen und lokal auf dem Rechner installiert – allerdings nur in einer geschützten Sandbox-Umgebung, die nach erfolgter Nutzung auch wieder vollständig entfernt wird. "Das Office hinterlässt in diesem Fall sozusagen keinerlei Spuren auf dem Rechner – dennoch handelt es sich um eine vollwertige Applikation, keine abgespeckte Web-App", versichert Gronau. "Office On Demand" eignet sich daher ideal für den Einsatz auf fremden oder geliehenen Rechnern. Typisches Beispiel: Internetcafe.

In beiden Bereitstellungsvarianten, CTR und OOD, fällt das traditionelle Deployment vor Ort (oder auch remote) weg. Während CTR in erster Linie über eigene Server aus Microsoft-Rechenzentren abgewickelt wird, bietet der Hersteller seinen Partnern alternativ auch eine Konfigurationsvariante an, die das CTR-Rollout aus der IT-Zentrale des Kunden vorsieht. In diesem Fall kann das betreuende Systemhaus wie gewohnt eigene Expertise und Services für den Kunden einbringen. (map)
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