Konzentrator-Photovoltaik am Scheideweg

Die alternative Technik zu herkömmlichen Solarmodulen setzt sich nur schleppend durch. Das bekommen auch Start-ups zu spüren.

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Von
  • Martin LaMonica
  • Narayanan Suresh

Die alternative Technik zu herkömmlichen Solarmodulen setzt sich nur schleppend durch. Das bekommen auch Start-ups zu spüren.

Die Konzentrator-Photovoltaik galt lange als interessantes Konkurrenzverfahren zur herkömmlichen Sonnenstromgewinnung: Bei der auch CPV genannten Technik werden Hunderte kleiner Solarzellen eingesetzt, auf die über ein optisches System Licht konzentriert wird. In den USA und anderswo sorgt der Produktionsüberschuss bei Standard-Solarmodulen nun aber dafür, dass erste Firmen und Investoren kalte Füße bekommen.

SolFocus, einer der Pioniere in dem Markt, kündigte an, dass sich die Firma restrukturieren werde, um sich demnächst meistbietend zu verkaufen. Angestellte wurden bereits entlassen. Die Firma, die nahezu 200 Millionen Dollar an Investorengeldern eingesammelt hatte, verfügt eigentlich über eine gesunde Projektpipeline – 15 Megawatt sind bereits installiert. Die Risikokapitalgeber seien aber nicht mehr bereit, weitere Mittel in die Hand zu nehmen, hieß es. SolFocus schreibt noch immer rote Zahlen.

Auch andere CPV-Spezialisten wurden mittlerweile dicht gemacht oder mussten zumindest schrumpfen, um dem Preisdruck im Solargeschäft zu begegnen. Das Start-up GreenVolts gab im September bekannt, dass einer seiner Hauptinvestoren, der Elektrotechnikriese ABB, aussteigen will, was schließlich zum Verkauf der Firma führte. Amonix, langjähriger CPV-Lieferant, meldete einige Monate zuvor, er werde eine geplante Fabrik in Nevada aufgrund geringer Nachfrage doch nicht bauen.

Doch es gibt nicht nur schlechte Nachrichten im CPV-Segment. Das Start-up Semprius teilte Mitte November mit, dass Pratt & Whitney Rocketdyne eine immerhin 200 Kilowatt leistende Solarkonzentratoren-Anlage auf der Edwards Air Base in Kalifornien installieren will. Das Demonstrationsprogramm belege, dass es Vertrauen in die neuartige Technik gibt, sagt man bei der jungen Firma.

CPV-Module nutzen normalerweise Linsen und Spiegel, um das Sonnenlicht zu konzentrieren – dadurch entsteht das Äquivalent mehrerer Hundert "Sonnen", deren Energie sich nutzen lässt. Das Licht wird auf hocheffiziente "Triple Junction"-Zellen fokussiert, so dass mehr Strom aus der Fläche erzeugt wird als mit konventionellen Solarpanels, die bis zu 20 Prozent Wirkungsgrad erreichen. Amonix hat laut eigenen Angaben bereits 33,5 Prozent erreicht. Die CPV-Systeme arbeiten allerdings nur in sehr sonnigen Regionen der Erde und benötigen sogenannte Tracker, um der Sonnenbahn zu folgen. Sie sind deshalb komplexer und teurer herzustellen.

Die größte CPV-Anlage in den USA ist ein 30-Megawatt-System, das von Cogentrix in Colorado betrieben wird. Analysten meinen, die Technik habe einige Vorteile. IMS Research sagte kürzlich voraus, dass bis 2016 bis zu 1,2 Gigawatt installiert werden könnten, weil die Technologie auf Dauer kostengünstiger sei als traditionelle Solarpanels.

Neue technische Verfahren machen CPV unterdessen attraktiver und kostengünstiger. Die Sonnenkollektoren von Semprius, die einen Wirkungsgrad von 33,9 Prozent entwickeln, verfügen über einen überarbeiteten Aufbau. Die Kollektoren bestehen aus Hunderten von kleinen Triple-Junction-Zellen aus Gallium-Arsenid auf einem kostengünstigen Substrat. Dieser Mikrozellenansatz erlaubt es, überschüssige Wärme besser abzuleiten als bei konventionellen Anlagen. Die Kosten sollen geschätzt bei 10 US-Cent pro Kilowattstunde liegen, wenn im Großanlagenmaßstab gerechnet wird.

Die Demonstrationsanlage auf der Edwards Air Force Base ist Teil der Strategie des Unternehmens, realistische Kostenmodelle zu definieren – und zu demonstrieren, dass die hauseigene Technik wirklich signifikant besser ist. Mit stets fallenden Kosten bei konventionellen Solarmodulen bleibt auch den Semprius-Investoren indes nur Geduld. (bsc)