Berliner SPD will Freifunk für alle in der Hauptstadt

Geht es nach den Sozialdemokraten, soll die einstige Mauerstadt bald mit einem kostenlosen WLAN innerhalb des S-Bahn-Rings aufwarten. Details und die Kostenfrage für die "Innovationsoffensive" sind aber noch ungeklärt.

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Geht es nach der Berliner SPD, soll die Hauptstadt bald mit einem freien WLAN innerhalb des S-Bahn-Rings aufwarten. Zwischen Charlottenburg und Friedrichshain sowie zwischen Schöneberg und Prenzlauer Berg könnten Einwohner und Touristen bei Verwirklichung des ambitionierten Plans kostenlos etwa über ihr Laptop im Park oder im Straßencafé surfen oder E-Mails abrufen. Eine entsprechende "Innovationsoffensive" mit dem Aufbau zahlreicher Hotspots hat der Landeschef der Sozialdemokraten, Michael Müller, laut einem Bericht von Spiegel Online angekündigt. Er will demnach mit dem Vorstoß das Image Berlins als dynamische Stadt untermauern. Technische Details und die Kostenfrage enthält Müllers Plan für das Datensozialnetz aber noch nicht: "Wir geben erst mal die Idee vor", lautet die Losung des Genossen. "Schließlich sind wir eine Partei und keine Internetfirma."

Ganze Innenstädte mit drahtlosem Netzzugang zu versorgen, war vor allem in den USA lange Zeit in Mode. Wie mit Wasser oder Strom sollten moderne Gemeinden ihre Bürger und Besucher auch mit Internet über Funk versorgen, so der Gedanke. Allerdings haben entsprechende Projekte Rückschritte erlitten. So steht das geplante Silicon Valley Network rund um San Francisco in der Hightech-Region par excellence seit Herbst auf der Kippe. Die beteiligten Computergrößen und Provider sehen kaum Refinanzierungsmöglichkeiten und wollen nicht auf den enormen finanziellen Belastungen von rund 270 Millionen US-Dollar sitzen bleiben.

In Berlin und inzwischen bundesweit bemüht sich die Initiative freifunk.net seit mehreren Jahren um die Schaffung von freien Informationsinfrastrukturen über WLAN. Sie sieht sich dabei im Einklang mit einer weltweiten Bewegung zum Aufbau unabhängiger Land- und Stadtfunknetze. Flächendeckende Versorgung können die Kiezfunker freilich nicht bieten, es geht trotz mehrerer Feldversuche zur Überbrückung längerer Strecken mehr um die Nachbarschaftsabdeckung. Rund 5.475 Internet-Aktivisten in ganz Deutschland sollen ihre persönlichen Funknetze für die Nutzung durch Dritte in der unmittelbaren Umgebung freigeschaltet haben . Zudem haben über 40 Unis jeweils campusweit ein für alle zugängliches Netz installiert.

In Heidelberg ging zudem im Dezember 2006 ein mobiles Stadtportal in den Probebetrieb, das sich per WLAN auf tragbaren Endgeräten nutzen lässt. Bislang ist der Zugang noch immer kostenlos, aber auf Touristen beschränkt. In einem künftigen Projektstadium soll ein kostenpflichtiger allgemeiner Internetzugang hinzukommen. Große Pläne verkündete im Juli zudem Weimar. Das drahtlose Internet (DRIN) der Goethe-Stadt ist angeblich an 70 verschiedenen Stellen im Zentrum verfügbar. Nicht nur die Einwohner der Stadt, sondern auch ihre Gäste können diese kostenlos nutzen. Für die Infrastruktur setzen die Thüringer auf nicht genutzte DSL-Ressourcen der Bürger, welche diese im Rahmen des Projekts öffentlich zur Verfügung stellen. (Stefan Krempl) / (pmz)