Nota bene

Was man nicht im Kopf hat, muss man in den Beinen haben – oder im Notizbuch. Alternativ zum klassischen Heft aus Papier gibt es Apps für Smartphones und Tablets, die Gedanken in Schrift, Bild und Ton festhalten und verschicken können.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Kai König
  • Diane Sieger
Inhaltsverzeichnis

Jeder Besitzer eines Smartphones oder Tablets kennt die Situation: Eine Idee, das Ergebnis eines Brainstormings, Notizen eines Workshops oder andere Gedanken sollen schnell und übersichtlich erfasst und für eine spätere Bearbeitung gespeichert werden. Doch das Angebot an Anwendungen für iOS- und Android-Geräte in diesem Bereich ist groß und unübersichtlich. Aus diesem Grund stellen die heutigen App-Infos eine empfehlenswerte Auswahl vor.

Ein idealer Begleiter für Sitzungen ist SoundNote für das iPad. Die Anwendung wirkt aufgrund ihres Designs, das der Papierseite eines Schulhefts nachempfunden ist, auf den ersten Blick eher schlicht. Jedoch verfügt sie über einige interessante Eigenschaften. Der wohl herausragendste Punkt ist die Audioaufnahme, die während des Erstellens von Notizen erfolgt. Wenn die eigene Niederschrift nicht ausführlich genug erscheint, kann man jederzeit zu Wortbeiträgen und Diskussionen des Meetings zurückspringen und sich das Gesagte erneut anhören. Durch einen Klick auf die Notiz springt der Player zum entsprechenden Zeitpunkt in der Audioaufnahme, sodass sich geschriebene Anmerkungen jederzeit mit der Aufnahme vergleichen lassen.

Vermerke können nicht nur per Tastatur erfolgen; wer beispielsweise Skizzen dokumentieren möchte, kann kurzzeitig zur Zeichenfunktion wechseln und mit dem Finger malen. Zusätzlich kann man am Ende der Besprechung entweder das erstellte Protokoll oder das Dokument inklusive Audiodatei per E-Mail versenden oder via Dropbox teilen. SoundNote eignet sich nicht nur für zu protokollierende Sitzungen und Besprechungen, sondern ist auch ideal für Fortbildungen, Workshops oder Universitätsvorlesungen – überall wo man zusätzlich zu eigenen Notizen sichergehen möchte, keine Details verpasst zu haben. Die App ist zum Preis von 4,49 Euro erhältlich.

Wer keinen Wert auf Audiomitschnitte legt, seinen Notizen jedoch gegebenenfalls Fotos oder andere Details hinzufügen möchte, dem sei Evernote empfohlen. Bei Evernote handelt es sich um ein Werkzeug zum Erstellen und Verwalten von Inhalten verschiedenster Art. Der Onlinedienst dient in der einfachsten Form als Lesezeichen-Tool für URLs im Desktop-Webbrowser, er kann allerdings auch Inhalte der gerade im Browser dargestellten Seite als Notiz für späteres Lesen und gegebenenfalls Bearbeiten verfügbar machen.

Bei bestehender Netzverbindung synchronisiert Evernote die Daten zwischen allen Clients und speichert sie zudem zentral. Anwendungen für Mobilgeräte können so auf den eigenen Evernote-Account von unterwegs zugreifen. Die Apps sind sowohl für iOS und Android als auch für Windows Phone (allerdings nicht von den Autoren getestet) kostenlos verfügbar. Mithilfe der Apps lassen sich beispielsweise Fotos von Konferenzfolien, Buchseiten, Whiteboard-Diagrammen und vielen anderen Szenarien aus dem echten (Offline-)Leben in die eigenen Evernote-Notizbücher einfügen. Der Notizbuch-Hersteller Moleskine hat vor Kurzem ein Papier-Notizbuch mit Evernote-Integration veröffentlicht.

Die letzten App-Infos haben bereits ein Produkt der Omni Group vorgestellt, und auch, wenn es um das Erfassen von Gedanken, Ideen und anderen Notizen – inklusive Tabellen – geht, bietet Omni eine gelungene Anwendung an: OmniOutliner. Dessen besondere Stärke ist die Strukturierung von Texten. Für den Einstieg in die Notizen stehen mehrere gute Dokumenten-Designs zur Auswahl, die App bietet dem Anwender jedoch zusätzlich umfangreiche Möglichkeiten, Farben, Layout und Schriftpräferenzen selbst zu bestimmen. Das Formatieren des Texts ist intuitiv und funktioniert in vielen Fällen via Drag & Drop.

Kleiner Wermutstropfen: Um das Potenzial der mit 17,99 Euro nicht gerade preiswerten Anwendung ausschöpfen zu können, empfiehlt sich die Kombination mit der Omni-Outliner-Mac-App, die mit weiteren 39,99 Euro zu Buche schlägt. Wer diese zusätzliche Ausgabe scheut, kann seine Texte lediglich in solchen Formaten per E-Mail versenden oder exportieren, die eine Weiterbearbeitung außerhalb des iPad erschweren.

Die App „Nocs – Markdown, Dropbox, & Your Text“ ist ein kostenloser iOS-Texteditor mit Dropbox-Integration sowie der Möglichkeit zum lokalen Speichern von Dateien und einer guten Markdown-Unterstützung. Bei Markdown handelt es sich um ein einfach zu erlernendes Textformatierungssystem von John Gruber. Mit Markdown erstellte Texte wandeln Konvertierungswerkzeuge in gültige und schön anzusehende HTML-Dokumente. Nocs ist mit Abstand der beste Markdown-Editor für iOS-Geräte, macht aber wie viele vergleichbare Editor-Anwendungen auf dem iPhone oder iPod touch aus Platzgründen weniger Spaß als auf dem Tablet. Die App bietet im Moment zwei kostenpflichtige In-App-Käufe, die den Editor auf Wunsch um erweiterte Spezialfunktionen ergänzen.

„Bamboo Paper – Notizbuch“ für iOS und Android ist eine App von Wacom, einem für seine Grafikdesign-Tablets bekannten Hersteller. Wacom vertreibt darüber hinaus einen Stift namens Bamboo Stylus, der die Dateneingabe auf Touchscreen-Geräten wie dem iPad oder Android-Tablets vereinfachen soll. Bamboo Paper ist als Komplementärprodukt zum hauseigenen Stift gedacht, funktioniert aber auch problemlos mit Stiften von Drittanbietern oder (eingeschränkt) mit dem Finger. Die App bietet übliche Features wie das Ändern von Stiftdicke und Farbe sowie eine Textmarker-Funktion. Man kann so beispielsweise auf dem Gerät vorhandene Fotos als Hintergrund einer Notiz verwenden und bestimmte Elemente visuell hervorheben.

Die App ist kostenlos mit einem Notizbuch verfügbar. Eine Erweiterung auf 20 Notizbücher und Integration mit dem in diesem Artikel ebenfalls vorgestellten Evernote ist als In-App-Kauf nur auf iOS für 1,79 Euro erhältlich. Die Integration mit der Außenwelt erfolgt via E-Mail oder Speichern in der lokalen Fotogalerie; die Android-Version unterstützt nur Letzteres. Direkter Druck ist auf iOS mithilfe von AirPrint möglich. Bamboo Papers Android-Implementierung ist nur für Samsungs Galaxy Note sowie das Galaxy SIII erhältlich.

Auch Nutzer der Formelsatz-Umgebung LaTeX finden Unterstützung auf mobilen Endgeräten. Für iOS bieten sich TeX Writer und Texpad an. Beide Apps liegen mit 8,99 Euro beziehungsweise 7,99 Euro in einer ähnlichen Preisklasse und unterscheiden sich nicht wesentlich hinsichtlich ihrer Kernfunktionen. Der Schreibprozess, die Kompilierung und das Erzeugen eines PDF-Dokuments finden auf dem lokalen Gerät statt, und Im- und Export erfolgen über externe Dienste wie Dropbox. Texpad hinterließ bei den Autoren einen minimal besseren Eindruck – vor allem durch das gelungene Parsen der Dokumentstruktur zum Zweck der Autovervollständigung während der Texterstellung. Es sei angemerkt, dass es von Texpad im Mac App Store für 16,99 Euro auch eine Version für Mac OS X gibt.

Eine Android-Lösung für LaTeX bietet der freie Editor VerbTeX LaTeX. Diese App erlaubt allerdings kein lokales Kompilieren auf dem Gerät, sondern sendet das Projekt zum Online-Service des Herstellers verbosus. Dieser bietet sowohl einen eingeschränkten, kostenlosen Service als auch ein kommerzielles Produkt mit mehr Speicherplatz und größeren Projektstrukturen. Nutzer der App können jedoch ihre .tex-Dateien auch lokal auf dem Android-Gerät speichern und mithilfe der PC-/Mac-Synchronisation auf einem Computer ihrer Wahl kompilieren.

Wem die vorgestellten Anwendungen zu umfangreich erscheinen und wer einfach ein simples Werkzeug zum Notieren von Gedanken oder Listen für das iPhone sucht, dem sei NOTE’d empfohlen. Mit der wundervoll designten App lassen sich verschiedene Notizbücher anlegen und mit Text, Fotos oder Audiodateien füllen. Einzelne Notizen kann man via E-Mail oder MMS verschicken oder bei Twitter posten. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, eine Notiz als Wallpaper zu speichern, und somit beispielsweise die Einkaufsliste auf Knopfdruck zugänglich zu machen. Für 0,89 Euro definitiv wert ausprobiert zu werden. (ka)