Die Lösung vor der eigenen Nase

Eine Brauerei aus Oregon sucht nach neuen Hefesorten und findet sie an einem unverhofften Ort.

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Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Eine Brauerei aus Oregon sucht nach neuen Hefesorten und findet sie an einem unverhofften Ort.

Wenn alles nach Plan läuft, wird in den USA im nächsten Frühjahr ein Bier auf den Markt kommen, das mit einer sonderbaren Entstehungsgeschichten aufwarten kann. Deshalb die Warnung gleich vorweg: Freunde des gepflegten Bieres, die Extras jeglicher Art ablehnen und schon beim Wort Bananenweizen das kalten Grausen kriegen, sollten besser nicht weiterlesen. Denn wem das schon zu weit geht, den wird es bei den Biersorten der US-Brauerei Rogue Ales in Newport, Oregon, vermutlich erst recht schütteln. Dabei dreht sich diese Geschichte gar nicht mal um solche geschmacklichen Extravaganzen wie es die Namen Double Chocolate Stout und Pumpkin Patch Ale nahelegen (und vom Voodoo Bacon Maple Ale wollen wir erst recht schweigen).

Nein, bei seinem neuesten Streich hat sich die Brauerei – für dessen Namensteil „rogue“ das Wörterbuch "Einzelgänger" bis "skrupellos" anbietet – eigentlich auf die Tugenden der Bierherstellung besinnen wollen, so schreibt das Magazin „The Scientist“. Nur Wasser, Hopfen, Gerste und Hefe sollten hinein, alles aus eigenem Anbau. Hopfen und Gerste waren dank eigener Felder auch kein Problem, nur mit der Suche nach der eigenen Hefe haperte es. Zunächst nahm man im eigenen Hopfen- und Gerstenfeldern Proben und schickte sie ins Labor. Doch keine von ihnen enthielt Hefen, die zum Bierbrauen geeignet sind, schrieb die Brauerei diesen Sommer in ihrem Blog.

Was dann folgte, sollte eigentlich ein Scherz sein. Braumeister John Maier ließ einige seiner Barthaare untersuchen. Das beauftragte Labor staunte nicht schlecht, als es darauf eine passende Hefe-Variante fand. Offenbar handelt es sich dabei nicht um die klassische Saccharomyces-Art, die Rogue Ales üblicherweise einsetzt, sondern um eine Kreuzung zwischen dieser Haussorte und wilder Hefe. Passend zu seinem Namen testete die Rogue-Brauerei die Hybrid-Hefe und fand das resultierende Bier so mild und fruchtig, dass sie beschloss, es ins Sortiment aufzunehmen. Derzeit laufen noch abschließende Tests, welche Hopfen-Sorte das Rennen macht.

Es heißt ja immer, man soll „outside the box“ denken. Passionierten Biertrinkern dürfte die dabei herausgekommene „Inside the beard“-Variante trotzdem zu weit außerhalb liegen. Kosten würde ich schon. Ich weiß nur bei aller Abenteuerlust nicht, ob ich wissen will, warum das neue Bier ausgerechnet „New Crustacean“ (Neues Krebstier) heißen soll. (vsz)