US-Regulierer will Frequenzen für drahtloses "Bürger-Breitband" freigeben

Die Federal Communications Commission (FCC) hat den Vorschlag gemacht, insgesamt 150 MHz rund um das 3,5-GHz-Frequenzband frei verfügbar zu machen. Sie sollen als Testfeld für den Aufbau kleiner Funkzellen und deren gemeinsamer Nutzung dienen.

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Die Federal Communications Commission (FCC) hat den Vorschlag unterbreitet, ein Spektrum von insgesamt 150 MHz im 3,5-GHz-Frequenzband frei verfügbar zu machen als Testfeld für den Aufbau kleiner Funkzellen und deren gemeinsamer Nutzung. Die US-Regulierungsbehörde spricht von einem "Bürger-Breitbandienst", der mit der Freigabe ermöglicht werden soll. Das Band sei weit weg von den Frequenzen, die Mobilfunkbetreiber etwa für UMTS oder LTE nutzten, erläutert die FCC. Reichweitenstarke Sender ließen sich darin kaum aufbauen. Derzeit werde es vom US-Militär etwa für Radaranwendungen oder für Satellitenübertragungen in Anspruch genommen.

Die National Telecommunications and Information Administration (NTIA) hat laut der Mitteilung über eine geplante Regelung das anvisierte Frequenzband bereits 2010 als Experimentierraum für das "Teilen" von Spektrum ausgewiesen. Zuletzt habe sich im Sommer der Wissenschafts- und Technologiebeirat des Präsidenten für das verstärkte Erproben von Netzen stark gemacht, die sich aus vielen kleinen, wenig Energie verbrauchenden Funkzellen zusammensetzen. Das Gremium, dem unter anderem der Google-Aufsichtsratsvorsitzende Eric Schmidt und der Microsoft-Forschungschef Craig Mundie angehören, für die Nutzung von Spektrumsanteilen durch mehrere Interessenten ausgesprochen. So könnten Frequenzen, die derzeit vor allem für örtliche Regierungsdienste reserviert seien, für Breitbandanwendungen erschlossen werden.

Die jetzt gestartete Initiative folgt nach Ansicht der FCC prinzipiell diesen beiden Empfehlungen. Kleine Zellen seien ideal, um in Häusern, Einkaufszentren, Stadien, Krankenhäusern oder abgegrenzten Gegenden im freien Raum kostengünstig Funkverbindungen zu ermöglichen. Sie könnten relativ einfach von Verbrauchern, Providern oder Firmennutzern implementiert werden und auch Frequenzen in Anspruch nehmen, die quasi neben reichweitenstarken Makrozellen liegen.

Das Spektrummanagement für den Bürger-Breitbanddienst soll nach Vorstellung des Regulierers ähnlich wie bei der 2011 gestarteten kommerziellen Erschließung des brach liegendes Spektrum zwischen Fernsehkanälen in Form der sogenannten "White Spaces" erfolgen. Dort sorgt eine spezielle Datenbank dafür, dass Nutzer beziehungsweise ihre Geräte aktuell freie Frequenzen abfragen können. Ein vergleichbares Zugangssystem soll auch beim 3,5-GHz-Band darauf achten, dass lizenzierte Nutzer Vorrang haben und es insgesamt nicht zu Interferenzen kommt. Eine Kostenregelung ist mit dem Vorstoß zunächst nicht verknüpft; Experten gehen aber davon aus, dass sich bei wachsender Nachfrage auch eine Art Börse für die freien Frequenzen entwickeln könnte.

Der neue Ansatz könnte es Startups etwa ermöglichen, eine Technik oder Anwendung in einem kurzzeitig reservierten Spektrumsbereich zu testen. Provider könnten darauf etwa auch WLAN-Zugänge aufsetzen. David Tennenhouse, bei Microsoft für die Technologiepolitik zuständig, sprach gegenüber der US-Ausgabe von Technology Review von einem "entscheidenden Meilenstein", um den wachsenden mobilen Datenverkehr zu meistern.

Die Mobilfunkvereinigung CTIA reagierte dagegen auf die Vorschläge des Beratergremiums des Präsidenten reserviert. Das Vorhaben der FCC steht nun zunächst zwei Monate zur Kommentierung offen, bevor die Behörde weitere Schritte einleiten kann. Auf dem alten Kontinent drängt die EU-Kommission parallel ebenfalls auf eine bessere gemeinsame Nutzung des bestehenden Spektrums und eine Eroberung des "weißen Raums". Sie möchte den nationalen Regulierern mehr Spielraum geben, um funktechnische Innovationen zu unterstützen. (jk)