TR Online 2012: Von kämpferischen IT-Experten, leuchtenden Energiesparern und flüssigen Akkus

Der erste Teil der Technology-Review-Online-Jahresrückschau – von Januar bis Juni. Welche Beiträge haben die Leser 2012 am häufigsten angeklickt?

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Inhaltsverzeichnis

Der erste Teil der Technology-Review-Online-Jahresrückschau – von Januar bis Juni. Welche Beiträge haben die Leser 2012 am häufigsten angeklickt?

Im Internet zu publizieren hat den bekannten Vorteil gegenüber anderen Mediensegmenten, dass sich sofort überprüfen lässt, welche Themenbereiche die Leser am meisten schätzen. Wir haben für Sie in unser Redaktionssystem geschaut und die zwölf am häufigsten abgerufenen Beiträge des Jahres 2012 von Januar bis Dezember zusammengetragen.

In der Rangliste der Popularität ganz oben finden sich diesmal sechs Beiträge zum Thema Energie, drei Artikel zum Thema Informationstechnik und jeweils ein Text aus den Themenbereichen Umwelt, Materie und Wirtschaft. Insgesamt also eine runde Mischung, wie wir finden. Viel Spaß bei diesem Rückblick auf TR Online 2012, der zwei Teile hat: Am Donnerstag beschäftigen wir uns mit den Monaten Januar bis Juni, am Freitag mit den Monaten Juli bis Dezember.

Hacken muss erlaubt sein

Tablets und Smartphones überholen mit großen Schritten den guten, alten PC. Das hat nicht nur Vorteile, meint der weltbekannte Netztheoretiker Jonathan Zittrain in einem Gastartikel für Technology. Der Grund: Die Möglichkeiten, die Geräte nach eigenen Wünschen zu verändern, reduzieren sich, die Hersteller setzen auf geschlossene Plattformen. Die IT-Branche erlebe zurzeit eine beispiellose Machtverschiebung, argumentiert Zittrain: weg von Nutzern und Software-Entwicklern, hin zu Herstellern von Betriebssystemen. Selbst diejenigen, die am PC festhielten, blieben davon nicht unberührt. "Daran ist wenig Positives – die negativen Konsequenzen überwiegen."

Kritik übt der Professor für Internet-Recht an der Harvard Law School vor allem am App-Store-Modell. Es sorge dafür, dass Nutzer nur noch über Gatekeeper wie Apple oder Google an neue Programme kämen. Es sei möglich, dass Betriebssystemhersteller bestimmte Apps verbieten. "Das Geschäft von IT-Unternehmen besteht jetzt auch darin, Texte, Bilder und Töne zu genehmigen – und das auch noch einzeln. Sie bestimmen, was wir auf den wichtigsten Portalen der Welt finden und nutzen können. Wollen wir das etwa?" Zittrains Plädoyer für eine Erhaltung des Hackergeistes war meistgeklickter TR-Online-Beitrag im Januar 2012.

Geburtswehen der LED-Technik

Die Glühbirne ist verboten, der Halogenalternative geht es an den Kragen. Eigentlich müsste die Leuchtmittelbranche aufgrund des zwangsweisen Übergangs zu Leuchtstofflampen und LEDs eigentlich glücklich sein. Doch dem ist nicht so: Die verschiedenen alternativen Techniken haben Vor- und Nachteile, sind nicht selten noch sehr teuer, wenn man gleiche Leuchtstärken haben möchte (LED) oder halten weniger lange durch, als die Hersteller versprechen. Die Kunden beißen nicht. In einer Technology-Review-Analyse stellt Boris Hänßler Pro und Contra der Leuchtdioden vor und zeigt die mögliche Fortführung in Form der OLED.

Gemischte Erfahrungen mit Leuchtdioden hat man beispielsweise bei den Stadtwerken Hannover gemacht. Im Stadtteil List testeten sie seit 2009 verschiedene LED-Straßenlaternen. Jörg Bressem, der das Projekt betreut, bemängelte im Gespräch mit Hänßler vor allem die Kosten: Mit einer Lebensdauer von 50000 Stunden halten LEDs zwar länger als die herkömmlichen Natriumdampflampen mit ihren 16000 Stunden. Doch dafür kosten sie auch viel mehr. Außerdem seien seit Projektbeginn bereits erstaunliche fünf von 74 Leuchten ausgefallen. Die Analyse zum aktuellen Stand der LED-Technik war beliebtester Text auf TR Online im Februar 2012.

Vergessenes Fukushima

Ein Jahr nach der Atomkatastrophe in Japan hatte das Thema Fukushima längst die Schlagzeilen in den westlichen Medien verlassen, nur noch Randnotizen waren aus der verseuchten Zone zu lesen. TR Online-Autor Martin Kölling durfte mit einer kleinen Gruppe ausländischer Journalisten im März 2012 erstmals das Gebiet um das havarierte Atomkraftwerk besuchen. Er sah das "J-Village", ein ehemaliges Trainingszentrum des japanischen Fußballbunds, das etwa 20 Kilometer südlich liegt und in dem sich die Arbeiter auf ihren Einsatz vorbereiten.

In einem alten Bus mit abgedeckten Sitzen ging es dann zum AKW direkt, während die Dosimeter immer mehr Strahlung aufzeichneten. Die meiste Strahlung war messbar, als das Fahrzeug seeseitig an Reaktor 3 vorbeifährt: 1500 Mikrosievert pro Stunde, Jahresdosis 8760 Millisievert. Der Schwellenwert für eine Zwangsevakuierung liegt bei 20 Millisievert pro Jahr. Kölling sah auch das erdbebensichere Lagezentrum und sprach mit Managern und Dekontaminierungsspezialisten. Dass am AKW die Arbeit ausgeht, sei nicht zu befürchten. Immer wieder komme es zu Lecks wie im ersten Winter, als der Frost an vielen Stellen im AKW Rohre platzen ließ. Angst hat man auch vor einem neuerlichen Tsunami. Die Fukushima-Reportage war populärster TR-Online-Artikel im März 2012.