TR Online 2012: Von schwimmenden Windrädern, atomaren Transmutationen und revolutionären Produktionstechniken

Der zweite Teil der Technology-Review-Online-Jahresrückschau – von Juli bis Dezember. Welche Beiträge haben die Leser 2012 am häufigsten angeklickt?

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Inhaltsverzeichnis

Der zweite Teil der Technology-Review-Online-Jahresrückschau – von Juli bis Dezember. Welche Beiträge haben die Leser 2012 am häufigsten angeklickt?

Im Internet zu publizieren hat den bekannten Vorteil gegenüber anderen Mediensegmenten, dass sich sofort überprüfen lässt, welche Themenbereiche die Leser am meisten schätzen. Wir haben für Sie in unser Redaktionssystem geschaut und die zwölf am häufigsten abgerufenen Beiträge des Jahres 2012 von Januar bis Dezember zusammengetragen.

In der Rangliste der Popularität ganz oben finden sich diesmal sechs Beiträge zum Thema Energie, drei Artikel zum Thema Informationstechnik und jeweils ein Text aus den Themenbereichen Umwelt, Materie und Wirtschaft. Insgesamt also eine runde Mischung, wie wir finden. Viel Spaß bei diesem Rückblick auf TR Online 2012, der zwei Teile hat: Am Donnerstag beschäftigen wir uns mit den Monaten Januar bis Juni, am Freitag mit den Monaten Juli bis Dezember.

Buddeln nach dem Batterie-Rohstoff

Für leistungsfähige Akkus, die beispielsweise in Elektroautos mit großer Reichweite stecken, benötigt man Lithium – doch das Metall wird weltweit seltener. Ausgerechnet im Erzgebirge hat SolarWorld AG im vergangenen März eine sogenannte Aufsuchungsgenehmigung erhalten, um nach dem Stoff zu suchen. Das Unternehmen, seines Zeichens einer der größten deutschen Photovoltaikhersteller, will sich die hier lagernden Vorräte sichern. Die Vision: Lithium-Ionen-Akkus sollen künftig einmal Teil der Solaranlage werden – als effizienter Speicher für sonnenarme Stunden.

Dass das Material in der Gegend nördlich von Zinnwald zu finden sein sollte, gilt als ausgemacht: Bis 1945 wurde in der Region bereits im Rahmen der Aluminiumgewinnung nach Lithium gegraben. Dann brachen die passenden Anwender weg, kaum jemand mehr wollte den Stoff etwa in der Keramikindustrie als Kühlmittel einsetzen. Die Technology-Review-Autoren Jutta Blume und Wolfgang Pomrehn berichten über die Lithium-Expedition der Solarspezialisten. Der Beitrag über das potenzielle heimische Batterie-Rohstoff-Wunder war meistgelesener TR-Online-Beitrag im Juli 2012.

Offshore-Windräder auf Pontons

Es spricht viel dafür, Windkraftanlagen im Meer zu bauen. Der Wind bläst hier konstanter als auf dem Land und kein Bewohner stört sich an den Turmriesen. Das Problem: In den besonders attraktiven Regionen ist das Meer so tief, dass man die Windräder nicht einfach einbetonieren kann. Deshalb arbeiten Forscher an schwimmenden Plattformen zur Energiegewinnung – beispielsweise die norwegische Technikschmiede Sway.

Deren Konstruktion ist so angelegt, dass das Fundament in den Turm der Anlage übergeht. Über dem Wasser ist das System 60 Meter hoch und unter dem Wasser gar 90 Meter. Der Schwimmer, eine sogenannte Spar-Buoy, ist hohl und mit Luft gefüllt. Das gibt Auftrieb und erlaubt das Tragen des Windrads. Auf Position hält den Schwimmer ein wassergefülltes Stahlrohr, das am Meeresgrund mit einem zwölf Tonnen schweren Stahlbetonblock verbunden ist. Technology Review analysierte in einer Reportage, wie der aktuelle Stand der Technik ist, was andere Firmen neben Sway versuchen und ob die Idee eine wirkliche Chance hat. Der Beitrag über schwimmende Windräder war der am häufigsten geklickte TR-Online-Beitrag im August 2012.

Mit technischen Tricks gegen Strahlenmüll

Soviel ist bekannt: Strahlenmüll, der hochgradig belastet ist, gehört für mindestens 10.000 Jahre in eine sichere Lagerstätte. Mit einer neuen Technik, die Forscher am Institut für "Advanced Nuclear Systems" im belgischen Mol entwickelt haben, könnte diese enorm lange Wartezeit auf einige Hundert Jahre begrenzt werden. Der Trick nennt sich Transmutation: Eingesetzt wird dabei ein Neutronenbeschuss, der die Stoffe in harmlosere Elemente umwandeln soll.

Doch so schön die Transmutation auf den ersten Blick wirkt, sie hat einen Haken: Bis in die 90er Jahre hinein gab es keine praktikablen chemischen Verfahren, mit denen man die problematischen Stoffe aus dem stark strahlenden Atommüll abtrennen und aufkonzentrieren konnte. Doch ohne diese "Partitionierung" geht es nicht. Doch genau dieser Prozess ist eng verzahnt mit der sogenannten Wiederaufarbeitung von abgebrannten Brennelementen, die hochumstritten ist. Der Beitrag zum zukünftigen Umgang mit radioaktivem Müll war beliebtester TR-Online-Text im September 2012.