Rückwärts-Weltmeister

Rückwärtslaufen existiert tatsächlich als sportliche Disziplin, und einer der Besten dieser Zunft ist Roland Wegner. Ein Deutscher, das kann kein Zufall sein.

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Von
  • Robert Thielicke

Rückwärtslaufen existiert tatsächlich als sportliche Disziplin, und einer der Besten dieser Zunft ist Roland Wegner. Ein Deutscher, das kann kein Zufall sein.

Denn der Blick zurück ist eine deutsche Spezialität, auch wenn es noch so schnell vorwärts geht. Man braucht derzeit nur Fernsehen zu schauen oder an den Kiosk zu gehen, schon wird einem klar, dass die heißeste Nachricht im Dezember der Schnee von gestern ist. Natürlich spricht nichts dagegen, das Jahr Revue passieren zu lassen. Aber wenn es in dieser Fülle geschieht, kann dahinter nur der Wunsch stecken, das Leben nicht nur dieses eine Mal zurückzuspulen – sondern ganz grundsätzlich.

In den angelsächsischen Ländern geht der Blickwinkel erstaunlicherweise genau in die umgekehrte Richtung. Wenn dort Medien sich den Jahresereignissen widmen, dann maximal in Form der „besten Innovationen 2012“, wie das Time-Magazin in einer seiner November-Ausgaben. Eher aber springt man gleich ins Jahr 2013, wie der Economist dies regelmäßig in einer Sonderausgabe tut. So ist die Medienlandschaft ein erstaunlich guter Spiegel unterschiedlicher Lebenswahrnehmungen.

Welche der beiden die bessere ist, darum soll es hier gar nicht gehen. Etwas anderes ist viel interessanter: Der Unterschied zwischen Rückblick und Vorschau ist erstaunlich klein. Von welcher Seite man das Jahr auch betrachtet, ob von vorne oder von hinten, man schaut nie auf die Wirklichkeit. Das Jahr sieht immer logischer, zusammenhängender, schöner und dramatischer aus als es in der Realität ist. Jeder Mensch biegt sich seine Vergangenheit ebenso zurecht wie die Zukunft. Mit Wahrheit jedenfalls haben weder Rückschauen noch Prognosen viel zu tun. Sondern mit Wünschen.

Wir bei Technology Review haben deshalb zum Jahresende sowohl auf das Eine als auch auf das Andere verzichtet – und stattdessen lieber eine Wunschliste zusammengestellt. Entstanden ist die Titelgeschichte des kommenden Hefts, das ab dem 20.12. am Kiosk liegt. Die Technologien, auf die wir 2013 warten, sind darüber hinaus ab dem 19.12. auf der Crowdfunding-Plattform Startnext zu lesen. Dort kann zudem jeder darüber abstimmen, welche dieser Wünsche er genauso gerne verwirklicht sehen würde wie wir. Ob sie in Erfüllung gehen? Wir werden es erfahren. (rot)