Umsetzung der Social-Media-Strategie meist problematisch

Der Wildwuchs bei Social-Media-Aktivitäten ist vorbei, immer mehr Unternehmen gehen strategisch vor. Die für das junge Publikum so wichtigen Videos spielen bei der Kundenansprache aber noch immer keine große Rolle.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Deutsche Unternehmen versuchen bei ihren Social-Media-Aktivitäten immer gezielter zu agieren. Bereits 78 Prozent der Unternehmen haben eine entsprechende Strategie entwickelt. Das berichtet die Fachgruppe Social Media im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. im Rahmen der Studie "Social Media in Unternehmen“. Bei 43 Prozent der Firmen wird demnach in punkto Strategie ein unternehmensweiter Ansatz verfolgt, bei 35 Prozent gibt es zumindest eine abteilungsbezogene Social-Media-Strategie. Zwar wird bei 22 Prozent der Unternehmen immer noch nur reagiert, statt agiert, doch von diesen Firmen planen 69 Prozent langfristig eine ernsthafte Strategie für Social Media einzuführen.

Wenig überraschend: Sowohl bei der strategischen Planung als auch bei der eigentlichen Umsetzung werden vor allem die Fachbereiche Marketing und Öffentlichkeitsarbeit bzw. Unternehmenskommunikation gefordert. Die Geschäftsführung ist vor allem am strategischen Planungsprozess beteiligt, die Umsetzung bei Facebook & Co. übernehmen die Manager aber in nur sieben Prozent der Unternehmen. Die meisten überlassen solche Dinge dann doch lieber den hauseigenen Kommunikationsprofis.

Reinbungslos läuft es aber auch bei den Firmen, die bereits eine Strategie haben, nur selten ab: Sechs von zehn der Unternehmen (58 Prozent) klagen über zu hohe Zeitaufwände und Kosten oder Personalmangel. 49 Prozent haben Bedenken in puncto Datenschutz, 37 Prozent sehen die fehlende interne Zusammenarbeit der einzelnen Abteilungen als Hürde. In 34 Prozent der Unternehmen verhindern massive Widerstände durch Vorgesetzte eine optimale Umsetzung der Social-Media-Aktivitäten.

Welche Social Media Aktivitäten führt Ihr Unternehmen genau durch?

(Bild: BVDW)

Noch schlimmer sieht es aus, wenn es nicht darum geht, im Auge zu behalten, was andere über das eigene Unternehmen im Social Media Bereich verbreiten. Hier lautet das Motto: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. 64 Prozent der HR-Verantwortlichen überprüfen beispielsweise nie, was in den Sozialen Medien in Bezug auf ihr Unternehmen gepostet wird beziehungsweise welche Kommentare und Bewertungen abgegeben werden. Das zeigt eine Umfrage der ADP Employer Services GmbH, die 50 Unternehmen telefonisch zum Thema "Social-Media-Strategie im HR-Bereich" befragen ließ. Lediglich 36 Prozent der Unternehmen kümmern sich laut dem Ergebnis regelmäßig darum, was in einschlägigen Sozialen Netzen über sie gesagt wird. Nur 20 Prozent werfen demnach wöchentlich einen Blick in Facebook, Xing und Co., 16 Prozent tun das lediglich einmal im Monat. Die Personalverantwortlichen lassen das Thema links liegen, weil es nicht in ihrem Verantwortungsbereich liegt. Deshalb findet die Rekrutierung neuer Mitarbeiter im Netz dann auch kaum statt: In nur 38 Prozent der Unternehmen ist die Personalabteilung für solche Social-Media-Aktivitäten verantwortlich. In den meisten Fällen übernimmt das auch laut dieser Umfrage das Marketing bzw. die Kommunikationsabteilung. In 16 Prozent der Unternehmen hält man die IT-Abteilung für die richtigen Ansprechpartner.

Zum Social-Media-Bereich gehören aber nicht nur Kommentare, sondern auch Videos, sie werden zumindest bei der jungen Zielgruppe immer beliebter. Doch diesen Trend haben vor allem die großen Firmen auf dem Radar, im Mittelstand ist nur jedes dritte Unternehmen entsprechend aktiv, wie eine Studie der ClipVilla GmbH. Nur 35 Prozent der hier 205 befragten Entscheider aus dem Mittelstand erklärten, Videos einzusetzen - und zwar hauptsächlich für die Unternehmenswebsite, für Vertriebspräsentationen und auf Messen. Bei großen Firmen tun das schon über 60 Prozent. Als Haupthinderungsgrund werden die als zu hoch empfundenen Kosten für Konzept und Produktion der Videos sowie mangelndes Know-how im Unternehmen genannt. Zugleich gaben über 60 Prozent an, dass Videos ihrer Meinung nach die Produktvorteile besser vermitteln und die Markenbildung besser unterstützen als Flyer oder andere herkömmliche Werbeformen. (gs)
(masi)