Das Komponenten-Jahr 2012 — eine Achterbahnfahrt

Die Prognosen für 2012 haben sich nicht erfüllt. Zwar startete die Komponenten-Szene gut, verlor dann aber zusehends. Die Folge waren sinkende Preise, die aber lange Zeit weder dem Markt für Festplatten noch Speicher und SSDs Impulse verleihen konnten.

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Von
  • Matthias Parbel
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Die Vorhersagen für 2012 waren vielversprechend. Neue Technologien sollten den Komponenten-Markt antreiben. Intels Ivy-Bridge-CPUs konnten sich nach anfänglichen Lieferschwierigkeiten auch gut etablieren. Grafikkarten hatten es dagegen schwerer, nach einem durchwachsenen Q1 und Q2 konnte es das zweite Halbjahr nicht wirklich herausreißen.

Das Festplattensegment startete mit einer großen Bürde in das Jahr. Entgegen der Prognosen diverser Analysten und Experten stabilisiert sich der Markt schneller als erwartet. Harddisks mit 500 GByte sind knapp. Dementsprechend deutet hier die Preiskurve steil nach oben. Alle anderen Kapazitäten sind relativ gut verfügbar. Daher fällt der HEK für die meisten Typen am Jahresanfang zum Teil um bis zu 30 Prozent.

Die Festplatten-HEKs kamen mit einem hohen Aufschlag ins Jahr 2012. Rückblickend kaufen Reseller heute ein Jahr später durchschnittlich rund 41 Prozent günstiger ein, als noch in der KW 51/2011.

So ging es im Prinzip auch im zweiten Quartal weiter: Die Kundschaft übt sich in Kaufzurückhaltung. Nach etwas über einem halben Jahr überwindet der Festplattenmarkt die Krise. Zumindest im Desktop-Bereich sind Lieferfähigkeit und Preise fast wieder auf dem normalen Stand. Während 2,5-Zoll-Drives auf dem Weg dorthin sind, müssen Händler für Highend-Laufwerke lange Wartezeiten und Aufschläge in Kauf nehmen. Zum Sommeranfang bewahrt der Dollar den Markt vor stärkeren Abschlägen. Gegenüber dem Jahresanfang sind die HEKs um bis zu 40 Prozent gefallen, liegen aber immer noch deutlich teurer, als gegenüber dem Vorjahr. Im Juni gilt die Krise dann endgültig als beendet.

Erst im September verlangsamt sich der Preisverfall. Mit dem Ende der Sommerferien kehrt auch etwas Leben in den Markt zurück. Endkunden müssen aber, zum Teil auch wegen der ZPÜ-Abgaben, immer noch einen Aufschlag bezahlen. Die Kunden nehmen dies jedoch nicht klaglos hin und prüfen Anschaffungen genau. Wobei der Handel teilweise sogar günstiger als vor der Krise kauft. Nachdem das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr erst spät einsetzt, greifen die HDD-Anbieter zu einem bewährten Mittel und senken weiter die Preise. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum fällt der HEK für Desktop-Platten im Schnitt um zirka 41 Prozent.

DDR-RAMs sind zum Jahreswechsel gut gefragt, obwohl HEKs und VKs zum Teil im zweistelligen Prozentbereich nach oben gehen. Das mittlerweile stabilisierte HDD-Segment beflügelt das Speicher- und Komponentengeschäft zusätzlich. Traditionell geht der Absatz im Laufe des zweiten Quartals zurück und dementsprechend auch die Preise. Der Speichermarkt trotzt jedoch dieser Weisheit und hält ein stabiles Niveau mit einem leichten Aufwärtstrend. Erst mit Beginn der Sommerferien setzt eine Trendwende ein: Vor allem Mainstream-Speicher werden wieder günstiger. Mit dem Sommer kommt allerdings auch das Kaufinteresse zum erliegen. Angesichts voller Lager versuchte die Branche dem Segment mit Abschlägen von über 20 Prozent Leben einzuhauchen.

Wie erwartet tendieren DDR2-RAMs übers Jahr leicht nach oben. DDR3-1333-Module verzeichnen einige Hochs und Tiefs, gegenüber dem Vorjahr bleibt der HEK aber relativ stabil. Deutlich nach unten ging es dagegen mit denn schnellen DDR3-Modulen mit 1866 MHz.

Distribution und Hersteller gingen davon aus, dass nach der Sommerflaute eine zunehmende Nachfrage auch für steigende Preise sorgen würde. Wobei in der Speicher-Branche immer irgendwie jemand mit steigenden Kursen rechnet. Optimisten hatten dies auch für das dritte Quartal erhofft. In Erfüllung gingen diese Erwartung nicht: HEKs und VKs fallen zum Teil um 26 Prozent und mehr. Erst im Oktober konnten sich die Preise halbwegs stabilisieren. Die Nachfrage gestaltete sich aber zunächst weiterhin schleppend. Der November bringt endlich die erhoffte Wende. Die Preise gewinnen deutlich an Boden und DDR3-1333-Module steigen beispielsweise um bis zu 17 Prozent und schließen damit nahezu auf Vorjahresniveau ab.

Solid-State-Disks (SSDs) waren in den letzten beiden Jahren so etwas wie die Shootingstars der Komponenten-Szene. Entsprechend hoch waren die Erwartungen. Marktforscher prognostizierten für die kommenden Jahre ein jährliches Wachstum von über 50 Prozent – allerdings kontinuierlich sinkende Preise vorausgesetzt. Im Vergleich mit Anfang 2011 kaufen Reseller zum Jahreswechsel über 30 Prozent günstiger.

Der HEK für SSDs hat sich im Jahresrückblick zum Teil mehr als halbiert – der Verkauf hat sich dadurch aber keineswegs verdoppelt.

2012 beginnt demnach hervorragend: Die Absatzzahlen steigen kontinuierlich. Die Verfügbarkeit ist bis auf einige Ausreißer gegeben und dies bei zunächst stabilen HEKs. Im März beginnt aber der Preisverfall. Ende des ersten Halbjahres verliert der HEK im Schnitt um 20 Prozent, einzelne Typen verbilligen sich sogar um 40 Prozent. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Für das zweite Halbjahr rechnet die Branche daher mit einer weiteren Verschärfung des Wettbewerbs.

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Bei der Preisbeobachtung unterstützten uns:

ALSO Actebis GmbH
B.com Computer AG
CTT AG
Devil AG
Ingram Micro GmbH

Der Sommer zeichnet sich durch weitere Abschläge aus, die allerdings zunächst keine neuen Kunden anziehen – verkehrte Welt im SSD-Markt. Nachdem die HEKs im August großteils um über 50 Prozent verlieren, gibt die Kundschaft die anfängliche Kaufzurückhaltung auf. Die zunehmende Nachfrage stabilisiert Ende des dritten Quartals die Preise. Der steigende Zuspruch trifft allerdings auf eine Verknappung bei Flash-Chips und Modellwechsel bei den Herstellern. Die ersten Allokationsvorboten sind im November bereits zu spüren. Die HEKs tendieren leicht seitwärts, haben sich im Jahresrückblick aber größtenteils halbiert. (map)
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