Vernetzte Wertschöpfung im Cloud Services Ökosystem

Das Cloud Paradigma, die IT-Landschaft des 21. Jahrhunderts, wird vielgestaltiger und vielseitiger, ist durch verbundene Endgeräte allgegenwertig und bietet Potenziale für geschäftliche Innovationen in verteilten globalen Wertschöpfungsnetzen.

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Von
  • Georg Schnurer

Das Cloud Paradigma, die IT-Landschaft des 21. Jahrhunderts, wird vielgestaltiger und vielseitiger, ist durch verbundene Endgeräte allgegenwertig, bietet Potenziale für endlose Kreativität und geschäftliche Innovationen in verteilten globalen Wertschöpfungsnetzen. Cloud IT, mobile Endgeräte und soziale Netze sind dabei die mächtigen Katalysatoren und Kräfte der Digitalisierung ganzer Ökosysteme. Sie ermöglichen eine rasante und radikale Innovation wie auch neue Regeln und Geschäftsmodelle für alle Zielgruppen in der Wirtschaft. Unternehmen müssen sich jetzt diesen Herausforderungen der Transformation stellen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und auch neue Geschäftsfelder besetzen, um im Wandel der Volkswirtschaft weiter bestehen zu können.

Treiber im Cloud Geschäft

Die klassische Wertschöpfungskette der IT, beginnend bei der Business und Software Architekturberatung, über Implementierung, Test und Betrieb von Software bzw. IT Lösungen bis hin zur Wartung von Anwendungs- und IT-Systemen, erfährt durch die Anwendung des Cloud Paradigmas eine massive Veränderung. Ganzheitlich betrachtet ermöglicht das Cloud Business neue Möglichkeiten für die Erstellung, Bereitstellung und Beschaffung von Software und IT-Leistungen als Online Services. Der Umgang mit derart angebotenen Leistungen stellt die Einkäufer in Anwenderunternehmen vor neuartige, aber lösbare, Herausforderungen.
Parallel befinden wir uns in einer gesellschaftlichen Entwicklung, in der komfortable Zugriffe auf Informationen jeglicher Art wie Emails, Kontakte, Kalendereinträge, Dokumente, Aufgaben und Projekte, Geschäftsprozesse und Analysen eine immer größere Rolle spielen wird. Die Reduzierung der Kosten für Zeit, Informationsfluss und Geschwindigkeit werden zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil über alle Zielgruppen und der sichere bidirektionale Zugriff auf die jeweiligen Informationen muss losgelöst vom Zeitpunkt, Ort und Endgerät erfolgen.

(Bild: Sondermann)

Karin Sondermann unterstützt seit 2012 als Beraterin Unternehmen, IT-Anbieter und Anwenderunternehmen in der erfolgreichen Umsetzung cloudbasierter Geschäftsmodelle (SaaS) und ist Mitglied des Advisory Board im Cloud Counsel.
Frau Sondermann hat seit 2003 zu SOA/BPM und SaaS/Cloud Computing diverse Fachbeiträge publiziert. Sie ist Co-Autorin des in 2011 erschienenen Buches „Cloud Computing - Neue Optionen für Unternehmen“. Parallel begleitete sie Management Positionen bei Software Herstellern wie Nemetschek AG, Microsoft, Bea Systems, PeopleSoft.

Dazu werden neue kreative und innovative Software gestützte Lösungsideen verlangt. Nutzerorientierte Prozessoptimierung, mehr Agilität und Transparenz mit gleichzeitig neuen Möglichkeiten für wachstumsorientierte Geschäftsmodelle stehen im Vordergrund. Zudem werden in den kommenden fünf Jahren die vier Bereiche der IT-Transformation, Cloud=“wie“, Mobility=“wo“, Social Media=“wer“, Big-Data-Analytics=“warum“, einen starken Einfluss darauf haben, wie Software-Lösungen in Anwenderunternehmen flexibel integriert, implementiert und beschafft werden. Weiterhin steigt die Nachfrage nach einer einfacheren, intuitiveren Bedienbarkeit und nach Multi-Touch Oberflächen für die Endgeräte.

Der Markt für lösungsorientierter Business Software folgt künftig hybriden CMSA-Architekturen mit agiler Business Process Integration die als Software as a Service (SaaS/BPaaS) über alle Endgeräte zur Verfügung steht. Der Ruf nach Software Services auf der Basis flexiblerer Einkaufs- und Abrechnungsmöglichkeiten mit verbrauchsabhängiger und transparenter Bezahlung als Online Services über das Internet wird immer lauter. Das treibt die eigentliche große IT-Revolution!

Mitspieler auf dem Cloud Feld

Die folgende Abbildung zeigt zunächst schematisch die Zusammenhänge der verschiedenen Akteure und ihre Rollen in einer vernetzten Cloud Services Business Welt. Zu beachten ist hier die übergeordnete Einteilung in die Aktivitätsbereiche:

  • Consume: Endanwender und Verbraucher mit diversen Endgeräten je nach Anwenderrolle
  • Build: Kreativen SW-Architekten und Entwickler von traditionelle unabhängige Software Häusern (ISVs) mit Software-Lösungsangeboten und unabhängige Cloud Services Hersteller (ICSVs) mit neuartigen cloudbasierten Software Services Angeboten
  • Consulting: System Integratoren (SIs) mit projektbezogenen Beratungsangeboten zu verschiedenen Themenfeldern
  • Run: Hoster und IT–Service Provider mit Angeboten zu Infrastrukturdiensten
  • Monetize: Digitale Vermarktungsplätze, Webshops mit Abrechnungsmodalitäten

(Bild: Sondermann)

Die größte Gefahr beim derzeitigen SaaS/Cloud Trend besteht darin, Cloud Technologien für Aufgaben einsetzen zu wollen, die für Cloud nicht geeignet sind oder die Cloud Diskussionen auf Themen der Virtualisierung, Hosting oder Outsourcing zu reduzieren. Vielmehr geht es um das Erzielen von Agilität, Optimierung oder Neuschaffung von Prozessen, letztendlich um das Ändern oder Aufsetzen neuer Online Business Geschäftsmodelle. Die Nutzung der Cloud in der richtigen Weise, oder anders gesagt richtige Einsatzgebiete für SaaS Geschäftsmodelle ermöglichen oder vereinfachen neue Ansätze der globale Wertschöpfung.

Cloud Business Ökosystem

Generische Vorteile durch Cloud Computing, wie niedriger Preise und flexible, standardisierte Vertragsmodelle werden ergänzt durch weitere Faktoren, die je nach Wertschöpfungsebene unterschiedlich sein können wobei sich die Unterscheidungsmerkmale der Anbieter weiter ausdifferenzieren werden und die Ausgestaltung von Geschäftsmodellen vielfältig ist. Dabei bilden die drei Wertschöpfungsebenen SaaS, PaaS und IaaS den Ausgangspunkt, sollten aber nicht isoliert betrachtet werden, denn es bestehen wechselseitige Integrationsbeziehungen und unterschiedliche Ausprägungen in Service Level Agreements, die bei der Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen zu berücksichtigen sind.

Neben den bereits im Markt etablierten drei Ebenen wird bereits mit BPaaS eine vierte Service Ebene diskutiert, die aus der SaaS Ebene hervorgeht und an einzelne Business Prozesse heranrückt. Anbieter von künftigen BPaaS und SaaS Komponenten sollten bei der Ausformulierung ihres Geschäftsmodells die zugrunde liegenden PaaS oder IaaS Leistungen in Betracht ziehen.

(Bild: Sondermann)

Nutzer von Cloud Services Leistungen können gleichzeitig zu Anbietern von Software Services werden und sich damit neue Geschäftsfelder erschließen, weil es deutlich leichter und billiger wird, Spezialkompetenzen weltweit verfügbar zu machen. Prominentestes Beispiel ist wohl Amazon, das seine Kompetenzen bei Design und Betrieb massiver IT-Infrastrukturen seit geraumer Zeit erfolgreich auch extern an Dritte vermarktet.
Die Basis für erfolgreiche Geschäftsmodelle im neuen Cloud Services Business bilden partnerschaftliche, netzartige und vertraute Beziehungsgeflechte, in denen es die Rollen der Cloud Strategisten/Solution Architekten, der Cloud Services Brokerage (CSB) und der Cloud Services Provider geben wird. Die Rolle des CSB schließt dabei den Integrator, den Aggregator und den Customizer ein.

Auf der Anbieterseite (ISV, SI) verlagert sich die Wertschöpfung bei der Erstellung von Geschäftslösungen von der Programmierung und aufwendigem Customizing von Anwendungen hin zur Konfiguration und Komposition von Services. Gleichzeitig werden durch die zunehmende Standardisierung und Verschiebung der Abstraktionsebenen für Software Entwickler und Architekten die Plattform as a Service Angebote mit ihren SW Frameworks, die zu einer Verringerung der Fertigungstiefe führen. Der größere Teil der ISVs in Deutschland aber auch der SIs werden mit weiterem Fortschritt des Cloud Paradigmas ihr traditionelles Geschäftsmodell, wie Lizenzverkauf, Anpassung, Implementierung, Wartung nicht mehr erfolgreich fortsetzen können.

Durch die Dynamik des globalen Cloud Services Marktes wird den netzartigen Beziehungsgeflechten eine neue Qualität zukommt. Das Vertrauen muss in virtuellen Räumen schnell wachsen, Transparenz in allen Aspekten ist notwendig, qualifizierte Beratung und anerkannte Zertifikate für die cloudbasierten Lösungsangebote können helfen, ergänzt durch klare vertragliche und rechtliche Rahmenbedingungen.
Ein Zusammenspiel der Kräfte hinsichtlich Cloud, Mobilität, Social Business, BigData Analysen und Business Process Integration gepaart mit den anhaltenden weltweiten wirtschaftlichen Veränderungen, beschleunigen die Restrukturierung des IT-Marktes hin zu einem globalen Cloud Services Business und partnerschaftlichen Ökosystem. (Karin Sondermann) / (gs)

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