Warum Großprojekte scheitern

Der dänische Forscher Bent Flyvberg untersucht die Gründe, warum Infrastrukturvorhaben so häufig ganz anders laufen, als von ihren Machern geplant.

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Fast alle Großprojekte laufen ganz anders, als von ihren Machern geplant. Der dänische Forscher Bent Flyvbjerg sieht dahinter System – und manchmal auch Absicht, wie er im Interview mit dem Technologiemagazin Technology Review (aktuelle Ausgabe 01/08) sagte. Flyvbjerg ist Professor für Planungswesen an der Universität Aalborg. Parallel dazu hat er den Lehrstuhl für Infrastrukturpolitik und Planungswesen an der Technischen Universität Delft in den Niederlanden inne. Sein Spezialgebiet ist die Erforschung der Frage, warum aufwendige Infrastrukturprojekte meist nicht ohne erhebliche Mehrkosten und Zeitverzögerung beendet werden können.

Die Fehlschläge reichen dabei weit in die Vergangenheit zurück. Das Projekt mit der bislang größten Kostenexplosion der Geschichte war laut Flyvbjerg der Bau des Suez-Kanals im 19. Jahrhundert. "Dort lag sie bei 1900 Prozent." Als Weltrekord werde jedoch die Kostenüberschreitung beim Bau des Opernhauses in Sydney angesehen: "Sie lag bei 1400 Prozent. Die Kosten stiegen von einem anfänglichen Budget von 7 Millionen australischen Dollar auf 102 Millionen." Problematisch ist auch, dass die Kostenschätzungen in nahezu allen Fällen systematisch überschritten werden, wie der Forscher ermittelt hat: Das passiere in 9 von 10 Fällen. Insgesamt 258 Projekte hat Flyvbjerg mit seinem Team inzwischen systematisch untersucht.

Die Gründe für Verzögerungen und/oder Kostenüberschreitungen sind dabei immer die gleichen: "Einmal ist die Planungsphase sehr lang. 10 bis 15 Jahre sind nicht ungewöhnlich. Dann existieren sehr viele Schnittstellen im Projekt. Das verursacht Komplexität. Auch sind sehr viele Gruppen daran beteiligt, deren unterschiedliche Interessen zu mühevollen Verhandlungen führen." Für das Problem kennt der Forscher eine einfache Lösung: "Am wichtigsten ist es, die Leute, die die Kosten falsch vorhersagen, zu bestrafen und die Leute zu belohnen, die ihre Projekte im angegebenen Zeitraum und Finanzrahmen beenden." Bisher sei genau das Gegenteil der Fall. "Gerade belohnen wir die Leute, die die Budgets überziehen, indem wir ihnen noch mehr Geld geben."

Mehr dazu in TR 01/08 (seit dem 20. 12. am Kiosk und online bestellbar):

  • "Kultur der Fehlinformation"

(bsc)