GPS-Rivale BeiDou geht in China live

Die chinesische Bevölkerung kann auf ein Navigationssystem aus nationaler Entwicklung zugreifen, das nicht die US-amerikanischen GPS-Satelliten nutzt. Neben ziviler ist auch militärische Nutzung denkbar.

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Die chinesische Bevölkerung kann auf ein Navigationssystem aus nationaler Entwicklung zugreifen, das nicht die US-amerikanischen GPS-Satelliten nutzt. Das chinesische BeiDou Satellite System (BDS) soll dabei mit einer Positionsbestimmung auf etwa 10 Meter vergleichbar genau arbeiten wie die US-Variante. Bisher war BeiDou dem Militär und der Regierung vorbehalten.

BeiDou bezeichnet die Sternen-Konstellation des Großen Wagen, ist aber noch eher klein. Das System deckt noch nicht die ganze Welt ab. Während sich insgesamt 33 GPS-Satelliten im Orbit befinden, wenn auch einige davon inaktiv sind, muss BeiDou aktuell mit nur sechs Satelliten auskommen. Mindestens 24 Satelliten sind für globale Abdeckung nötig; weitere verbessern die Performance. Bis zum Jahr 2020 will China 35 BediDou-Satelliten betreiben.

Offiziell ist BeiDou schon seit über zehn Jahren live. Konkurrenzfähige Navigation ist allerdings erst jetzt möglich. Bisher mussten Fahrzeuge ein Signal an geostationäre Satelliten senden, worauf eine Bodenstation aus der ermittelten Zeit des Signals die Position berechnete und diese bei Bedarf an das Fahrzeug übermittelte. Meistens diente es aber nur zur Standortverfolgung. Mittlerweile können Navigationsgeräte mit BeiDou wie bei GPS ihre Position selbst ermitteln, wenn sie Signale von mindestens vier Satelliten empfangen.

Russland besitzt seit den Zeiten des Kalten Kriegs ein satellitengestütztes Navigationssystem mit Namen Glonass. 20 aktive Satelliten befinden sich derzeit im Orbit. Das europäische Galileo-System besitzt nur drei aktive Satelliten. Alle Systeme benutzen ähnliche Frequenzen. Zukünftige Navigationsgeräte könnten mehrere Systeme simultan verwenden und damit bessere Dienste gewährleisten als bisher.

Satelliten ins All zu schießen ist kostspielig. Die Motivation Chinas für ein eigenes System dürfte zum einen darin liegen, dass sich die USA eine priorisierte militärische Nutzung vorbehalten und im Kriegsfall die zivile Nutzung einfach abschalten. Das ist allerdings bisher nie vorgekommen.

Ein größeres Argument dürfte in eigenen militärischen Interessen Chinas bestehen. Auch für interkontinentale ballistische (sprich: nukleare) Raketen braucht man Satellitennavigation. Bei GPS-Nutzung könnten die USA diese für potenzielle Gegner einfach abschalten, und damit wäre jede nukleare Abschreckung dahin. BeiDou reserviert ein Signal, das offiziellen und militärischen Zwecken vorbehalten bleibt. (akr)