Zalando vs. Otto: Konkurrenz im Online-Modehandel

Der Spruch "Schrei vor Glück" und Filmchen über Schuh-Fanatikerinnen machten Zalando bekannt. Gewinn erzielte das Start-up bisher nicht. Aber selbst die etablierte Konkurrenz blickt auf den Newcomer und will 2013 ihre Strategie modernisieren.

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Von
  • Andreas Rabenstein
  • Eckart Gienke
  • dpa

Extra Stress im zurückliegenden Weihnachtsgeschäft? "Bei uns war es das ganze Jahr wie Weihnachten", sagt eine Zalando-Angestellte. Das Geschäft des Berliner Internet-Modehändlers boomte 2012. In sieben neue Länder expandierte die Firma. Der Umsatz stieg rasant, viele Menschen wurden eingestellt. Aber am Gewinn mangelt es. Der Zalando-Umsatz im Jahr 2012 soll laut Geschäftsführer Rubin Ritter bei etwa einer Milliarde Euro liegen – das wäre eine Verdopplung gegenüber 2011. Und im Vorjahr 2010 waren es für das erfolgreichste deutsche Start-up noch 150 Millionen Euro Umsatz – bei 20 Millionen Euro Verlust. Der Verlust für 2011 soll in den kommenden Wochen verraten werden, er ddürfte noch höher liegen als im Vorjahr.

Der erwartete Verlust hängt unter anderem auch von der sogenannten Rücklaufquote ab. Damit sind die Schuhe, Kleider oder Hosen gemeint, die von den Kunden zurückgesandt werden. Zalando verspricht wie andere Internet-Verkäufer kostenlosen Versand und kostenlose Zurücknahme der Ware. Das verlockt nicht nur zum gezielten Kauf. Beliebt ist auch Lust-Shoppen. Bestellen, Auspacken, Anprobieren, ein- oder zweimal Tragen – und zurückschicken. Und alles umsonst.

Wie hoch die Rücklaufquote bei Zalando genau ist, sagt das Unternehmen nicht. Sprecherin Kristin Dolgner weist aber Gerüchte zurück, wonach Zalando über dem Durchschnitt liegt: "70 bis 80 Prozent sind jenseits der Realität. Der Rücklauf liegt im Branchenschnitt."

Trotz der roten Zahlen expandiert das 2008 gegründete Unternehmen, um mit aller Macht Marktführer zu werden und die Gewinnzone zu erreichen. 2012 eröffnete die Firma nahe Erfurt den ersten Komplex seines bisher größten Versandzentrums. 1000 Lagerarbeiter verpacken und verschicken dort Kleidung. 2013 wird eine zweite Versandzentrale in Mönchengladbach mit ähnlich vielen Mitarbeitern gebaut. Zalando verschickt inzwischen in 14 Länder, doppelt so viel wie vor einem Jahr.

Der Hamburger Versandhändler Otto, seit Jahrzehnten etablierter Marktführer in Deutschland, beobachtet das Treiben der Berliner sehr genau. Vom Umsatz her ist Otto immer noch mehr als doppelt so groß. Aber die Marketing-Offensive von Zalando hat einige Unruhe verursacht. Im nächsten Jahr will der Marktführer gegenhalten und mit einer neuen Werbekampagne gegenhalten. "Otto bleibt ein Universalversender, wird aber sehr viel spitzer auf Mode positioniert", sagt Konzernsprecher Thomas Voigt.

Zalando gehört unter anderem den Investoren Marc, Alexander und Oliver Samwer (die vor allem mit dem später an eBay verkauften Alando sowie dem Klingeltonanbieter Jamba bekannt wurden und in der deutschen Startup-Szene als mehr oder weniger geniale Kopisten von US-Geschäftsmodellen gelten), Holtzbrinck und der US-Bank JP Morgan. Die Firma spiegelt den Wandel beim Einkaufen schon jetzt wie kaum ein Konkurrent wider. Buchhandlungen und Schuhgeschäfte schließen angesichts teurer Innenstadtmieten und der Abwanderung von Umsätzen in den Versandhandel, der durch das Internet erst wieder richtig attraktiv wurde. 27 Milliarden Euro Umsatz erzielt der Versandhandel, ein Zuwachs von 26 Prozent im Vergleich zu 2011. Der Anteil am gesamten Einzelhandel liegt bei neun Prozent. Der Trend geht nach oben.

Klassische Geschäfte setzen dagegen auf soziale Kontakte und das Einkaufserlebnis. Viele Menschen wollen weiter vor dem Kauf herumwühlen und anprobieren. Aber auch da hat Zalando vorgesorgt. In Berlin-Kreuzberg findet man den sogenannten Outlet Store. Hier reiht sich Schuhregal an Schuhregal. Und billiger als im Internet ist es auch. (jk)