Honda bringt eine moderne Interpretation der Honda Dax auf den Markt

Frechdax: die neue Honda MSX 125

Honda bringt eine moderne Interpretation der Honda Dax auf den Markt – mit einem kräftigen Schuss Mini-Supermoto. Ganz so klein wie in den 1970ern fällt die MSX allerdings nicht aus

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Von
  • Gernot Goppelt

Offenbach, 10. Januar 2013 – Die Honda Dax hat das Wort „legendär“ ausnahmsweise wirklich einmal verdient. Kein Wunder, dass Honda sie zum Vergleich heranzieht, wenn es um die neue MSX 125 geht. Damit soll es aber auch gut sein, denn die MSX ist deutlich größer als seinerzeit die Dax, daran ändern auch die „knuffigen 12-Zoll-Räder“ und der „verspielt-sympathische Auftritt“ nichts. Was die Modelle optisch eint, ist der kleine Viertakt-Einzylinder, der liegend eingebaut ist.

Ein alter Bekannter

Konzeptionell ist der Einzylinder mit 125 cm³ durchaus ein Nachkomme des Dax-Motors, es hat sich allerdings mittlerweile technisch doch eine Menge getan. Unmittelbar geht der Single mit einer obenliegenden Nockenwelle zurück auf eine Konstruktion, die 2003 im Innova eingesetzt wurde und derzeit auch im Wave 110i, der mit leicht reduziertem Hubraum dem Innova nachfolgte. Honda will in der neuesten Ausbaustufe für den MSX die innere Reibung nochmals reduziert haben und zwar durch einen leichten Versatz der Kurbelwelle gegenüber dem Zylinder. Dieses auch als Desachsierung bezeichnete Prinzip ist allerdings eine bewährte Maßnahme bereits seit Anbeginn des Motorenbaus, weshalb wir vorläufig unterstellen, dass Honda eine längst vorhandene Desachsierung auf die Verhältnisse im neuen Motor nachjustiert haben wird – eine Anfrage läuft noch. Zudem setzt Honda nun Rollenschlepphebel im Ventiltrieb ein, was ebenfalls die Reibung verringert.

Auch die Abgasanlage hat Honda neu konstruiert. Der geregelte Katalysator ist darin integriert. Der Krümmerdurchmesser beträgt 28,6 Millimeter, das Volumen des Dämpfers drei Liter. Laut Honda führt dies zu einem für den kleinen Hubraum ungewöhnlich „bassigen“ und dennoch unaufdringlichen Klangbild. Der hochgezogene Schalldämpfer ist mit einer Hitzeschutzabdeckung versehen, damit nicht der rechte Schlegel gegart wird. Natürlich hätte man auch den Auspuff nicht nach oben ziehen müssen, dann hätte aber ein Dax-Zitat gefehlt – und angesichts der kleinen Räder hat man sowieso kaum eine andere Wahl, wenn der Auspuff in Rechtskurven nicht aufsetzen soll.

Leicht beherrschbar

Womit wir beim Fahrwerk wären: Mit zwölf Zoll sind die Räder recht klein geraten, im Rollerbereich ist das Format aber durchaus üblich. Eine Upside-Down-Gabel verspricht dank reduzierter ungefederter Massen eine gute Bodenhaftung. Damit das Fahrverhalten nicht zu kippelig wird, beträgt der Lenkkopfwinkel 25 Grad, daraus ergibt sich ein Nachlauf von 81 Millimetern. In Verbindung mit dem Radstand von 1200 Millimetern soll sich eine Vertrauen fördernde Stabilität ergeben, die auch Einsteigern entgegenkommt.

Das gilt auch für die Leistung: Die MSX 125 leistet exakt 10 PS bei 7000/min, weswegen vermutlich auch das etwas knapp an der Zahl bemessene Vierganggetriebe für vernünftige Anschlüsse beim Schalten genügt. Dass es nicht fünf sind, hängt wohl mit der Historie des Motorkonzepts zusammen. Den Vorgängermotoren genügten vier Gänge, die zudem halbautomatisch geschaltet wurden, das Kuppeln erfolgte dabei automatisch. Bei der MSX dagegen hat sich Honda für einen Kupplungshebel entschieden, bei den vier Gängen ist es aber geblieben. Erfahrungen mit der Innova zeigen, dass man gut damit leben kann. Diese Erfahrungen lassen übrigens auch einen ähnlich geringen Verbrauch erwarten, zwei Liter auf 100 Kilometer dürften realistisch sein.

Modisch – aber nicht nur

Die vielleicht spannendste Frage ist: Wen will Honda mit diesem Monsterle erreichen? Sachlich ist es relativ einfach zu beantworten: Mit gerade einmal 101,7 kg Gewicht (vollgetankt) ist die MSX angesichts ihrer geringen Maße super für alle, die ein kostengünstiges Stadtgefährt haben wollen, das sich problemlos in den Hinterhof schieben lässt. Vielleicht wird auch ein bisschen Nostalgie bei der Kaufentscheidung mitspielen, denn sonst könnte man sich auch einen Roller kaufen. Die kompakten Maße gehen übrigens nicht übermäßig auf Kosten der Sitzposition, die Sitzhöhe beträgt immerhin 765 Millimeter. Honda beschreibt die Zielgruppe weniger nüchtern: Die MSX sei für die Ansprüche einer jüngeren Generation konzipiert, der Mobilität genauso wichtig ist wie eine unkonventionelle Optik und Besitzerstolz. Honda denkt an junge Leute, „für deren Lifestyle mit Fashion, Sport und Musik der kommunikative Austausch über Internet und Handy nicht wegzudenken ist.“ Was das mit einem Motorrad zu tun hat, erschließt sich uns nicht.

Nach Dax sieht eigentlich bei der MSX eigentlich nur der Motor aus, ansonsten mäandert das Design irgendwo zwischen Supermoto und Kiddy-Bike, was im Ergebnis durchaus originell wirkt. Die Gestaltung ist erstaunlich stringent, besonders schick finde ich die zentrale, durch einen verchromten Deckel hervorgehobene Achse, um die der gesamte Aufbau gruppiert zu sein scheint. Eines sieht man auf jeden Fall: Ein Billigangebot wie Innova und Wave wird die MSX 125 nicht werden können, dazu ist sie zu aufwendig konzipiert. Wir rechnen mit einem Preis um 3000 Euro – das passt noch halbwegs für junge Fahrer und macht vielleicht auch den ein oder anderen Älteren schwach, der sich ein kompaktes Spaßgefährt für die Stadt zulegen will. Seit Anfang des Jahres dürfen Leichtkrafträder grundsätzlich 100 km/h fahren, das kommt beiden Zielgruppen entgegen. [Update 10.1.13: Heute hat Honda die Preise für die MSX 125 mitgeteilt: Sie soll 3175 Euro kosten, Anfang Mai kommt sie in den Handel.] (ggo)