Roboter-Igel auf dem Weg zum Phobos

Der Mars-Mond mit seiner geringen Schwerkraft könnte das nächste interessante Forschungsziel in der unbemannten Raumfahrt werden.

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Von
  • David Zax

Der Mars-Mond mit seiner geringen Schwerkraft könnte das nächste wichtige Forschungsziel in der unbemannten Raumfahrt werden.

Wissenschaftler der Stanford University arbeiten zusammen mit Kollegen am MIT und am Jet Propulsion Laboratory der NASA an einer neuartigen robotischen Plattform, die in den nächsten Jahren auf dem Mars-Mond Phobos zum Einsatz kommen könnte. Das System besteht aus einem Mutterraumfahrzeug und mehreren kugelförmigen und mit Spitzen versehenen "Igeln", die wissenschaftliche Daten auf der Oberfläche des Mondes sammeln sollen.

Eine Expedition zum Phobos gilt auch deshalb als interessant, weil er etwas leichter zu erkunden wäre als der Mars. Der Grund: Der Mond weist eine relativ geringe Schwerkraft auf – ein Astronaut würde ungefähr 1000 Mal weniger wiegen als auf der Erde. So könnte ein Landefahrzeug einfacher starten als auf dem Mars mit seiner vergleichsweise hohen Anziehungskraft. Phobos würde sich außerdem als erster Schritt hin zu einer vollwertigen Mars-Mission eignen. Sollte der Mond tatsächlich aus dem Mars selbst entstanden sein, ließen sich dort zudem ähnliche Untersuchungen wie auf dem Hauptplaneten selbst durchführen.

Den kleinen Forschungskugeln des "Phobos Surveyor", wie die neue Plattform heißen soll, hilft die geringe Schwerkraft auf dem Mars-Mond aber nicht nur. Es wäre für ein Rover-Gefährt wie die auf dem Mars selbst eingesetzten Fahrzeuge eher schwierig, sich zuverlässig und zentimetergenau zu bewegen. Das Igel-Design der Landemodule soll hier Abhilfe schaffen. Statt Rädern besitzen diese in ihrem Inneren drei rotierende Scheiben, die in unterschiedliche Richtungen laufen. So ergeben sich Trägheitskräfte, die zusammen mit den sich im Boden festkrallenden Spitzen ein erstaunlich leichtes Manövrieren erlauben.

Wie bei anderen Mars-Projekten auch gibt es beim "Phobos Surveyor" nach wie vor keinen Zeitplan. Zwar sei eine Mission NASA-seitig durchaus denkbar, heißt es von der Stanford University. Das muss aber nicht in den nächsten Jahren sein, sondern könnte erst in ein bis zwei Jahrzehnten der Fall sein. Forscher wie Marco Pavone vom Institut für Aeronautik nimmt das Projekt dennoch sehr ernst: Zwei Prototypgenerationen des robotischen Systems sind bereits ausentwickelt, aktuell arbeitet das Team an Version drei.

Eine mögliche Mission würde vermutlich gut drei Jahre dauern: Zwei davon, um zum Phobos zu kommen, eines, um die geplanten Studien und Untersuchungen vor Ort vorzunehmen.

Der erste Marsflug des Menschen ist mit den jüngsten NASA-Plänen indes in weite Ferne gerückt: Ein konkreter Zeitplan besteht bekanntermaßen nicht – auch wenn Mondveteranen wie Buzz Aldrin eine Renaissance der bemannten Raumfahrt immer wieder fordern. Vielleicht übernehmen die Russen ja den Stab – auch wenn die Phobos-Grunt-Mission im vorvergangenen Jahr scheiterte. (bsc)