Schlechte Noten für mittelständisches Finanzmanagement

Finanzierung ist ein Thema, dass die meisten Mittelständler beschäftigt. Eine echte Finanzplanung betreiben die meisten dennoch nicht.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Den mittelständischen Unternehmen mangelt es an einer professionellen Finanzplanung. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Finanzierung im Mittelstand " des Deloitte Mittelstandsinstituts der Universität Bamberg. Besonders interessant: Die Mittelständler selbst sehen sich bei diesem Thema durchaus professionell aufgestellt. Dem widersprechen allerdings die befragten Finanzexperten.

Demnach mangelt es den meisten Unternehmen an einer vollständig integrierten Finanzplanung, es handelt sich in der Regel eher um ein "Nebenprodukt". Das zeigt sich laut den befragten Experten beispielsweise darin, dass die meisten Unternehmen keinen oder nur wenig Gebrauch von Finanzierungsalternativen zum klassischen Bankenkredit machen. Bei fast allen ist die Hausbank der wichtigste Finanzpartner. Das hat aber in vielen Fällen nicht unbedingt mit einem gewachsenen Vertrauen zu tun, sondern eher mit einem Mangel an Know-how bei den Unternehmern.

So setzten die meisten der für die Studie befragten Unternehmen hauptsächlich auf Innenfinanzierung und langfristige Kredite. Häufig passt dieser Finanzierungsmix aber gar nicht so gut zu den genannten Unternehmenszielen. Eine entsprechende Kompatibilitätsprüfung wird in den meisten Fällen im Unternehmen aber gar nicht durchgeführt. Dabei würde ein Abgleich von strategischen Unternehmens- und den Finanzierungszielen durchaus Sinn machen. Viele Unternehmen könnten dann von Angeboten im Fördermittelbereich und bei Unternehmensanleihen, aber auch im Leasing profitieren. Immerhin: 29 Prozent der Befragten prüfen inzwischen vermehrt auch alternative Finanzierungswege. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass 71 Prozent darauf verzichten.

Ein externes Rating als Finanzierungselement wird von 79 Prozent ebenfalls nicht in Erwägung gezogen. Die meisten Unternehmen sehen es auch nicht als besonders einflussreich auf ihre Finanzierungsplanung an. Basel II hat bei den meisten nicht zur Verschärfung ihrer Finanzierungssituation geführt, 40 Prozent gehen aber davon aus, dass Basel III eine Verschlechterung mit sich bringen wird.

Besonders wichtig ist den Unternehmern laut Umfrage ihre Unabhängigkeit. 73 Prozent möchten deshalb auf externe Investoren verzichten. Investitionen werden auch deshalb meist durch Eigenkapital und Bankkredite finanziert. Der Wachstumsfinanzierung wird laut Studie die höchste Bedeutung beigemessen, hier haben 62 Prozent der befragten Unternehmen einen Finanzierungsbedarf. Für 60 Prozent der Befragten ist die Hausbank der wichtigste Finanzpartner, 30 Prozent davon suchen allerdings aktiv nach Alternativen. Schlechte Noten bekommen die Hausbanken aber keinesfalls, im Gegenteil: Drei Viertel der Unternehmer sind mit der Beratung ihrer lokalen Bank zufrieden.

Auch auf die Frage, nach welchen Dingen sie von der Hausbank bei der Kreditvergabe am häufigsten gefragt werden, gaben die Unternehmer Auskunft: Es sind vor allem Dinge wie belastbare Bilanzkennzahlen (81%), ein funktionierendes Reporting (74%) und natürlich Sicherheiten (69%). (gs)
(masi)