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Anwender von Linux und Mac OS X schätzen schon seit Langem virtuelle Desktops. Mit einem Großteil der grafischen Oberflächen für die Betriebssysteme lassen sich Anwendungen bequem und übersichtlich aufteilen sowie sortieren. Da Windows nichts Vergleichbares mitliefert, rüstet Dexpot die Funktion nach.

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Inhaltsverzeichnis

Vor über 25 Jahren stellte die Firma Commodore ihren Amiga vor. Neben den wegweisenden Grafikfähigkeiten, untermalt von Andy Warhol und Debbie Harry (Blondie), präsentierte der Heimcomputer eine grafische Oberfläche. Die stellte Mitte der 1980er-Jahre keine umwerfende Neuerung mehr dar – die Entwickler hatten mit ihrem Gerät jedoch eine Überraschung vorbereitet: Hinter der Arbeitsoberfläche versteckte sich eine zweite, die der Nutzer nach Belieben hervorziehen und verschwinden lassen konnte.

Heute sind Arbeitsoberflächen zum Wechseln unter dem Namen virtuelle Desktops bekannt – und helfen Linux- sowie Mac-OS-Nutzern durch den Alltag. Wer hingegen mit Windows arbeitet, muss auf Software von Drittherstellern zurückgreifen, da Microsoft sein Betriebssystem nicht von Haus aus mit einer vergleichbaren Option ausstattet. Eines der Programme zur Abhilfe ist Dexpot in der aktuellen Version 1.6 der gleichnamigen Firma aus Wesel, die verspricht, dass ihr Werkzeug einfach zu bedienen, jedoch je nach Wunsch des Nutzers umfangreich anzupassen sei.

Schaltzentrale: Dexpot integriert sich nahtlos in die Aero-Taskbar von Windows 7. Geöffnete Programme bleiben auf den aktiven Desktop beschränkt (Abb. 1).

Nach dem Installieren unter Windows 7 Aero präsentiert sich Dexpot als Icon in der Taskbar. Neben dem Symbol ist immer die Nummer des aktiven Desktops eingeblendet – voreingestellt sind vier. Das Wechseln per Maus geht unkompliziert von der Hand, die Vorschau bietet eine schnelle Übersicht über die unterschiedlichen Arbeitsflächen. Während der Desktop und die Taskbar auf jeder Oberfläche identisch sind, bleiben geöffnete Programme auf die aktive Auswahl beschränkt. So kann der Nutzer zum Beispiel Google Chrome zum Arbeiten auf Desktop 1 und denselben Browser für private Aufgaben auf Desktop 2 laufen lassen.

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Daten und Preise

Dexpot

Systemvoraussetzungen: Microsoft Windows ab XP und Server ab 2003

Preise: für Privatanwender kostenfrei, Lizenz für einen Computer 24,90 Euro, Volumenpakete verfügbar

Web: www.dexpot.de/?lang=de

An dieser exemplarischen Aufteilung erkennt man jedoch eine Schwäche des Werkzeugs: Windows ist nicht auf den Betrieb mehrerer Desktops ausgelegt. Öffnet der Nutzer einen Link aus seinem E-Mail-Client, greift das Betriebssystem automatisch auf den Standardbrowser zurück und öffnet die Verknüpfung im zuletzt aktiven Fenster des Programms. Hat man zum Beispiel Thunderbird für die Arbeit auf Desktop 1, war zuletzt jedoch auf Desktop 2 unterwegs, um dort etwas im privaten Browser für die Freizeit zu recherchieren, wechselt Windows die Arbeitsoberflächen und öffnet dort einen weiteren Tab. Hat der Nutzer lediglich ein einzelnes Fenster des Programms offen, ist dies zu begrüßen. Läuft auf Desktop 1 jedoch ebenfalls Google Chrome, kann der erzwungene Wechsel in vielen Fällen unerwünscht und hinderlich sein.

Mit der Maus lassen sich Werkzeug sowie Desktop intuitiv, prompt und wie gewohnt bedienen – schneller sind geübte Nutzer jedoch mit der Tastatur. Dexpot ist bereits auf diesen Wunsch vorbereitet und bietet eine Vielzahl an konfigurierbaren Shortcuts an. Der Wechsel zwischen den einzelnen Arbeitsoberflächen macht mit der Maus zwei Klicks notwendig – einen in der Taskbar und einen zur Auswahl der Oberfläche.

Anpassen: In den Einstellungen lassen sich gewünschte
Tasten kombinationen einstellen, Plug-ins vereinfachen das
Navigieren (Abb. 2).

In den „Einstellungen“ findet sich unter „Steuerung“ der Reiter „Hotkeys“. Zum Wechseln der Oberfläche ist direkt „Desktop wechseln“ zuständig. Unter „Desktop 1“ kann man aus „Alt“, „Umschalt“, „Strg“ und „Windowstaste“ sowie einer gewünschten weiteren Taste auswählen. Für die unterschiedlichen Arbeitsoberflächen bietet sich die jeweilige Zahl oder der Zehnerblock an. Praktisch ist der Hinweis auf bereits genutzte Tastenkombinationen, wodurch Doppelbelegungen gar nicht erst aufkommen. Hat man sich für einen Shortcut entschieden, reicht ein Klick auf „Reihe fortsetzen“, Dexpot konfiguriert die folgenden Hotkeys entsprechend.

Auf Wunsch: Die Anzahl der Desktops lässt sich ebenso wie einzelne
Komponenten anpassen. Empfehlenswerte Erweiterungen
findet man unter „Plugins und Extras“ (Abb. 3).

Auf Wunsch können Nutzer weitere Komponenten des Werkzeugs einsetzen. Mit dem „Desktop Manager“ kann man nicht nur direkt per Maus zu den einzelnen Desktops wechseln, mit einem Rechtsklick bieten sie vor allem eine schnelle Übersicht der geöffneten Programme auf der jeweiligen Oberfläche. Ein weiterer Klick bringt Benutzer direkt zu der Anwendung. In selbigem Pulldown-Menü lassen sich unter „andere Fenster hierhin verschieben“ geöffnete Programme von anderen Desktops auf die aktive Oberfläche holen. Wer ein Programm gerne auf zwei Oberflächen hat, kann ebenfalls „andere Fenster hierhin kopieren“.

Das letzte Icon im Manager ist die „Vollbildvorschau“. Sie zeigt alle Desktops und die aktiven Programme an. Einzelne Fenster kann der Nutzer zwischen den Arbeitsoberflächen verschieben – Programme im maximierten Modus versperren jedoch die Übersicht. So ist diese Vorschau eher umständlich und erlaubt kein schnelles Navigieren. Das Werkzeug verfügt ebenfalls über einen „Fensterkatalog“, der laufende Programme der aktiven Oberfläche anzeigt. Diese kann man direkt auf einen der anderen Desktops verschieben.

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iX-Wertung

+ schnelle und übersichtliche virtuelle Desktops in Windows

+ Nutzer können das Werkzeug ihren Wünschen entsprechend anpassen.

+ Optionale Komponenten erleichtern den Arbeitsalltag.

- Windows ist nicht auf den Betrieb virtueller Desktops ausgelegt.

- Einige Werkzeuge sind nicht übersichtlich.

Steriler präsentiert sich die „Desktop Vorschau“: Sie aktiviert sich per Roll-over der Maus und beschränkt sich auf Icons. Wieder können jedoch maximierte Programme der Übersicht im Weg stehen. Am schnellsten navigiert es sich mit dem „Desktop Manager“ oder dem „Fensterkatalog“. Jede der Komponenten lässt sich in den Einstellungen nach den eigenen Vorstellungen konfigurieren. Unter den Plug-ins findet man die Aero-Vorschau „SevenDex“ und den interaktiven Katalog „DexControl“. Wer mehr oder weniger als die voreingestellten vier Oberflächen nutzen möchte, kann dies unter „Allgemein“ einstellen.

Dexpot hält, was es verspricht: Zwischen den einzelnen Oberflächen können Nutzer schnell und komfortabel wechseln. Das Werkzeug fügt sich fließend in die Aero-Vorschau ein, auf Wunsch lässt sich per Tastatur zwischen den Desktops navigieren. Viele der optionalen Komponenten erleichtern die Arbeit zusätzlich. In den Einstellungen können Nutzer Dexpot ihrem jeweiligen Rechner und Wünschen anpassen, viele sich wiederholende Aufgaben lassen sich automatisieren. Ein paar der zuschaltbaren Komponenten sind jedoch nicht sonderlich übersichtlich, und an einigen Stellen merkt man, dass Windows nicht auf den Betrieb von virtuellen Desktops ausgelegt ist.

Alle Links: www.ix.de/ix1302084

Download bei heise: www.heise.de/download/dexpot-1112047.html

(fo)