c't-Onlinetalk: Von Kulturtechniken und Technikkultur

Analyse zu den aktuellen Netz-Ereignissen: Wir reden im c't-Onlinetalk auf DRadio Wissen, am Samstag, 19.1.2013 11 Uhr, nicht nur über eine Krise der Blogger. Auch die Gender-Debatte und die Verfolgung von Netzaktivisten wird uns beschäftigen; darüber hinaus die Zukunft des Fernsehens. Und das auch dieses Mal wieder per Live-Videostream.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

"Wie kann der Anteil weiblicher Leserinnen gesteigert werden? Netzpolitik sollte keine Männersache sein und geht alle an." Das fragte sich das Blog netzpolitik.org vor einigen Tagen. Und fand bislang keine Antwort. Anne Roth drängte sich da der Eindruck auf: "Netzpolitik und Frauen passen einfach nicht zusammen." Derweil beschreibt die Spiegel-Journalistin Annett Meiritz: "Wie ich die Frauenfeindlichkeit der Piratenpartei kennenlernte." Es ist also nicht weit her mit einer Post-Gender-Vision, die die Piraten in ihrem Grundsatzprogramm formulieren – und nicht nur da. Es geht immer noch um Differenzen, die man nicht durch Definition eines wie immer gearteten Post-Feminismus aus der Welt schafft. Ist aber Netzpolitik wirklich männlich?

Auch wenn die Frage dafür auch eine Rolle spielt, geht das, was teilweise schon als "Krise der Blogger" diskutiert wird, noch in eine andere Richtung: "Meiner Ansicht nach stellt sich gesamtgesellschaftlich durchaus die Frage, inwiefern Kulturproduktion innerhalb einer kapitalistischen Verwertungslogik gut aufgehoben ist", formuliert Antje Schrupp in einer Reaktion auf den Ansatz des US-Politbloggers Andrew Sullivan, der seinen Blog künftig allein von den Lesern finanzieren lassen will, ohne Werbung, ohne Sponsoren, ohne Investoren. Aber: Die Luft in der Blogosphäre sei dünner geworden, meint Wolfgang Michal, und gibt als Ursache der Krise aus, dass die User soziale Netzwerke dem "freien" Bloggen vorziehen.

"Freie Blogger"? Da zeigt das Beispiel des Freitods von Aaron Swartz, wie sehr die Strafverfolger immer wieder bereit sind, Netzaktivisten mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verfolgen – auch wenn es nur um die "Befreiung" von Dokumenten geht. An Swartz sollte ein Exempel statuiert werden, dass die ganze Hacker-Community einschüchtert, meint Danah Boyd. Hacktivismus ist der Politik vor allem strafrechtlich zu behandelndes Abweichlertum, kein Element für Denkanstöße. Aufschneider wie Kimble liefern dafür dann auch immer wieder gute Argumente.

Aber eigentlich beherrscht doch immer noch jemand ganz anderes die Gesellschaft und die Kultur. Das Fernsehen. Völliger Quatsch, es gibt doch das Internet? Nicht wenige Beobachter meinen, gerade das Internet macht das Fernsehen wieder groß, lässt die TV-Dinosaurier gut überleben. War auf der CES die Zukunft des Fernsehens zu sehen? Möglicherweise. Die Zukunft des Netzes wie Facebook sie sieht, demonstriert inzwischen die Suche im sozialen Graphen: Daten und Informationen bekommen in der Verknüpfung eine ganz neue Bedeutung. Was Datenschützer schon lange als Menetekel und die Spackeria als nicht mehr zu vermeidende Tatsache beschrieben, wird bei Facebook für alle User real.

Philip Banse (@philipbanse, Facebook, Google+) diskutiert im c't-Onlinetalk auf DRadio Wissen am Samstag, 19.1.2012, ab 11 Uhr mit

Die Sendung wurde über heise online auch dieses Mal wieder per Live-Videostream übertragen; mittlerweile steht der Stream auch zum Nachsehen bereit.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(jk)