DeNIC vor weiteren Strategie-Debatten

Sabine Dolderer, die in einer Woche zum DeNIC zurückkehrt, schließt die Übernahme weiterer Aufgaben für die Genossenschaft nicht völlig aus.

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Von
  • Monika Ermert

In einer Woche tritt bei der DeNIC eG das neue Vorstandsduo an. Jörg Schweiger als hauptamtlicher Technikchef und Sabine Dolderer als ehemalige und neue Geschäftsführerin müssen sich dann rasch dem zweiten Abschnitt des anstehenden Rechenzentrumumzugs widmen, dem Bezug des neuen Standortes in Amsterdam. Während viele Stimmen die Rückkehr Dolderers begrüßen, halten andere den Zeitpunkt der Personalentscheidung mitten in den Umzugsvorhaben für unglücklich. Nächstes Jahr zieht der DeNIC-Hauptsitz innerhalb von Frankfurt um.

Die Entscheidung, sie zurück in den Vorstand zu berufen, sei keine reine Personalentscheidung, sagte Dolderer gegenüber heise online. Es gehe dabei auch um eine bestimmte inhaltliche Ausrichtung. Sie habe sich immer für die genossenschaftliche Aufstellung stark gemacht. Dolderers neuer Kollege Schweiger startet nach eigenen Aussagen unbelastet von den vorangegangenen Personalquerelen. Er will "die Verfügbarkeit der Infrastrukturen sicherstellen" und "hochwertige Services und Leistungen bieten". Ihn habe zudem gereizt, das Internet mit weiterzuentwickeln und an dessen wirtschaftlicher Nutzung zu partizipieren.

Das bisherige Vorstandsduo Stephan Deutsch und Andreas Bäß erhielt gerade für den jüngst bewältigten Umzug der 11 Millionen de-Domains ins neue Rechenzentrum in Frankfurt viel Lob. Dass sie unmittelbar danach beim DeNIC aufhören sollen, will manchem Mitglied nicht in den Kopf. "Man entlässt Vorstände nicht, wenn sie gut arbeiten", sagt Klaus Peter von Friedeburg vom DeNIC-Mitglied ACO. Personelle Veränderungen wären auch noch in 12 oder 15 Monaten möglich gewesen, wenn die Großprojekte bewältigt seien.

Die Rückkehr Dolderers sollte aus Sicht von Friedeburg und Winfried Haug vom DeNIC-Mitglied Headlight Housing nicht dazu führen, dass das DeNIC die Positionierungsdebatte vorzeitig für abgeschlossen erklärt. Zur Debatte steht, ob sich das DeNIC künftig auf den Betrieb von .de konzentrieren sollte oder ob es sich auch als Serviceprovider für andere Registries zur Verfügung stellt. Für Ersteres plädiert Jan Hatterscheid, Leiter Domainservices bei der Münchner InterNetWire und Mitglied im technischen Beirat des DeNIC. Zu seiner Fraktion gehört auch der neue Aufsichtsratsvorsitzende Elmar Knipp. Haug und von Friedeburg hingegen verweisen auf einen Beschluss der Generalversammlung aus dem Jahr 2004. Darin wurde der Vorstand aufgefordert, für die DeNIC-Genossenschaft "weitere Geschäftsfelder zu erschließen, unter Berücksichtigung ihrer technischen Kernkompetenzen".

Der Beschluss sei nach wie vor gültig, unterstreichen von Friedeburg und Haug. Immerhin drei der fünf neuen Aufsichtsratsmitglieder mischen mit dem eigenen Unternehmen – das gilt etwa für Knipp – oder über die Registrarkonsortien Afilias oder Core im Registrymarkt mit. Die DeNIC-Mitgliedschaft hat sich mit der Aufsichtsratswahl im Mai den Interessenkonflikt damit ins Haus geholt, glauben manche Mitglieder.

Jörg Schweiger will sich dazu nicht äußern, bevor er nicht mit den Vorstandskollegen zusammengekommen ist. Dolderer schließt die Übernahme weiterer Aufgaben für das DeNIC nicht völlig aus. Wichtig sei auf jeden Fall, dass man sich um die Qualität der Dienste kümmere. Dabei könne überlegt werden, ob das DeNIC mit anderen Länderregistries kooperiere und eventuell Dienste für diese übernehme. Ihr sei es auf jeden Fall wichtig, die Weiterentwicklung im Konsens voranzutreiben. (Monika Ermert) / (anw)