Themenmolekül: Glauben Physiker an Gott?

Glasers gesammelte Linkwolke aus der Welt der Wissenschaft und Technologie. Diesmal unter anderem mit Marilyn Monroe, die Einstein die Relativität erklärt, der Chemie von Schneeflocken und dem Strömungsverhalten von irischem Bier.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Peter Glaser

Glasers gesammelte Linkwolke aus der Welt der Wissenschaft und Technologie. Diesmal unter anderem mit Marilyn Monroe, die Einstein die Relativität erklärt, der Chemie von Schneeflocken und dem Strömungsverhalten von irischem Bier.

Der Chic von Reagenzgläsern, hier Anfang der Fünfzigerjahre auf einem Geigy-Werbeblatt für Farbstoffe. Ein ganzer Mensch im Glas hier in einer modernen trashig-wissenschaftlichen Homunculus-Version. Ein Selbstporträt der Designerin Edith Head zu ihrem Buch "How to Dress for Success" von 1967: Die Dame am Labortisch. Hier Langhalskolben als zierliche Blumenvasen; Vater und Sohn beim Experimentieren auf dem Deckel eines alten Chemiekastens (eines Gilbert Chemistry Set); das Reagenzglas als Trainingsgerät für den Intelligenzmuskel. Glasblasen! – hier eine glimmende Kathodenstrahlröhre auf einem alten Zeitschriftenumschlag. Ergebnisse des Wassermann-Tests anhand zweier schlichter Reagenzgläser. Sechs Kulturen mit Anthrax-Bazillen in Reagenzgläsern. Und last but not least die Umschlagillustration von Isaac Asimovs "Nine tomorrows" aus dem Jahr 1960: Laborglas in Hülle und Fülle.

In dem Nicolas Roeg-Film "Insignificance" von 1985 erklärt Marilyn Monroe Albert Einstein die Relativität. Roeg ist der Regisseur, von dem unter anderem die Filme "Wenn die Gondeln Trauer tragen" (1973) und "Der Mann, der vom Himmel fiel" (1976, mit David Bowie) stammen. Der Film, die Adaption eines Bühnenstücks von Terry Johnson, lässt jeden seiner bemerkenswerten Charaktere im Jahr 1954 durch ein ganz bestimmtes Hotelzimmer in New York gehen. Etwa in der Mitte des Films erklärt die schöne Schauspielerin dem Professor die Relativität. Johnson, der Autor des Theaterstücks, hatte davon gelesen, dass sich in der Hinterlassenschaft von Marilyn Monroe eine signierte Fotografie des Physikers fand.

BNL-Photowalk: Im September letzten Jahres luden die Betreiber des Brookhaven National Laboratory (BNL) auf Long Island 50 Amateure und Profifotografen zu einem dreistündigen Rundgang hinter die Kulissen des Forschungszentrums, wo in hochmodernen Experimenten die Grenzen der Grundlagenforschung erkundet werden. Die Fotografen legten ihr ganzes Können in das Erfassen dieser Wunderwerke. Die Ergebnisse übertrafen alle Erwartungen.

Die faszinierende Wissenschaft vom Schnee: Lass es schneien! Kalenderfotos, ach was: das ganze Netz ist voll mit Bilder von unberührten Landschaften, die mit frischem Pulverschnee bedeckt sind. Aber was genau ist das weiße Zeug überhaupt? In etwas mehr als zwei Minuten gibt uns "The Chemistry of Snowflakes" die Antwort. Der Film, Teil der "Bytesize"-Serie der American Chemical Society, gibt einen interessanten Blick frei auf ein faszinierendes Thema und macht viel mehr Spaß, als, sagen wir: ein Film über die Physik von Schneeschippen.

Das Guinness-Geheimnis: "Sixty Symbols" ist eine wunderbare Sammlung von Videos, die Experten der Universität Nottingham seit einigen Jahren angefertigt haben und weiter anfertigen. Man kann ein mathematisches, physikalisches oder astronomisches Symbol anklicken und bekommt es auf freundliche Weise erläutert. Im Lauf der Zeit haben die Wissenschaftler hinter den YouTube-Kanal einige große Fragen beantwortet, etwa, was passiert, wenn man seine Hand in einen Teilchenbeschleuniger steckt, oder ob Physiker an Gott glauben. Nun haben die vorzüglichen Forscher sich in die Straßen von Dublin begeben, um etwas zu entmystifizieren, das jeden durstigen Iren im Innersten beschäftigt, nämlich die Frage nach dem perfekten Glas Guinness. Was bewirkt, dass der dicke, beige Schaum so elegant auf dem dunkelbraunen Gebräu sitzt? Es hört sich vielleicht an wie eine banale Frage, aber man erkennt schnell, dass sie das ganz und gar nicht ist. Die Dynamik des Guinness-Schaums lässt sich teilweise mit Hilfe der Arbeiten des irischen Physikers Lord Kelvin (1824-1907) erklären. Über weitere Aspekte des Guinness-Schaums wird von Physikern nach wie vor erbittert gestritten, man nehme nur beispielsweise dieses Paper "Waves in Guinness" über das eigenartige Strömungsverhalten der Biersorte, das in der Zeitschrift Physics of Fluids veröffentlicht wurde. (bsc)