Arbeitsagentur in Norddeutschland will Fachkräftemangel entgegen wirken

Die Arbeitsagentur in Norddeutschland plant eine Qualifizierungsoffensive für junge Arbeitskräfte und will branchenübergreifend bis zu 3000 Fachkräfte ausbilden. Die Qualifizierung von Arbeitnehmern soll auch Arbeitslosen helfen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 116 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • André Klohn
  • dpa

Die Arbeitsagentur will in Norddeutschland stärker als bislang mit Qualifizierungsangeboten für Beschäftigte dem Fachkräftemangel in vielen Branchen entgegenwirken. Die Mittel für dieses besondere Programm seien von 6,1 auf 8,3 Millionen Euro im laufenden Jahr angehoben worden, sagte Regionaldirektorin Margit Haupt-Koopmann in einem Gespräch mit dpa in Kiel. "Wir wollen auf diesem Weg 3000 neue Fachkräfte gewinnen." Aktuell verfügten etwa 10.000 Beschäftigte im Alter zwischen 25 und 35 Jahren nicht über eine abgeschlossene Berufsausbildung.

Bislang gebe es sowohl auf Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmerseite zu wenig Bereitschaft, dieses Angebot der Arbeitsagentur zu nutzen, sagte Haupt-Koopmann. 2012 hätten lediglich 351 Beschäftigte über dieses Programm eine Ausbildung begonnen, zwölf Prozent weniger als noch 2011. Dabei trage die Arbeitsagentur bis zu 50 Prozent der anfallenden Gesamtkosten. Die Beschäftigten erhielten während ihrer Lehrzeit aufgrund der Zuschüsse genauso viel Geld wie zuvor. Die dafür vorhandenen Mittel der Agentur seien 2012 jedoch nicht voll abgerufen worden. Deshalb sei die Qualifizierung von Beschäftigen zu Fachkräften mit Berufsabschluss ein Schwerpunkt im laufenden Jahr.

"Für Beschäftigte ohne Berufsausbildung ist das eine zweite Chance", sagte Haupt-Koopmann. Vor allem im Handel, dem verarbeitenden Gewerbe sowie im Gesundheits- und Sozialbereich hätten viele Arbeitnehmer keinen Beruf erlernt. Allein im Handel treffe dies auf 2100 Beschäftigte zu. "Wenn ein Unternehmen schwächelt, sind die Un- und Angelernten die ersten, die ihren Job verlieren", sagte sie.

"Viele sind zufrieden mit ihrer beruflichen Situation, manche sind mehrere Jahre im Betrieb", meinte Haupt-Koopmann. Ihnen fehle oft die Bereitschaft, sich für eine Ausbildung zu entscheiden. Erschwerend komme die klein- bis mittelständisch geprägte Struktur vieler Branchen hinzu. Vielen Betrieben falle es schwer, für zwei Jahre auf einen Arbeitnehmer zu verzichten. Die Arbeitsagentur ermögliche jedoch individuelle Lösungen und helfe bei der Suche nach Ersatz. "Das ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten." Einerseits würden für die Betriebe aus Angelernten Fachkräfte, andererseits fänden Arbeitsuchende zumindest befristet einen Job als Ersatzkräfte.

Steigerbar ist laut Haupt-Koopmanns auch das Interesse der 11.000 Arbeitslosen zwischen 25 und 35 Jahren an entsprechenden Ausbildungsangeboten. "Viele stört es in dem Alter noch nicht, mehrere Male pro Jahr arbeitslos zu werden." Sie bekämen während der Ausbildung Unterstützung in Höhe des Arbeitslosengeldes. Dies sei oftmals aber weniger als bei Gelegenheitsjobs. "Deshalb sind solche Jobs für junge Menschen ohne Berufsabschluss kurzfristig verlockend, doch langfristig ist das Risiko arbeitslos zu werden und zu bleiben, dreimal höher als bei Beschäftigten mit Berufsabschluss." (jk)