Die Angst vor Kontrollverlust steigt

Die meisten Unternehmen in Europa fürchten sich vor der Zunahme der Komplexität in allen Geschäftsbereichen. Geeignete Gegenmaßnahmen haben bislang aber die wenigsten eingeführt.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Die Kunden werden anspruchsvoller, die Märkte komplizierter, die technologische Entwicklung schreitet immer schneller voran. Auf diese Herausforderung sind nicht alle Unternehmen optimal vorbereitet. Da hilft es auch nicht, dass sie das Problem erkannt haben.

Die Unternehmensberatung Camelot Management Consultants hat insgesamt 150 Manager führender Unternehmen gefragt, ob steigende Komplexität in ihrer Firma ein Thema ist und wie damit umgegangen wird. 83 Prozent der Führungskräfte empfinden den Grad an Komplexität im eigenen Betrieb demnach bereits heute als zu hoch, gleichzeitig glauben 76 Prozent, dass er noch weiter steigen wird. Zudem gaben nur sehr wenige an, dass ihr Arbeitgeber schon entsprechende Prozesse und Instrumente implementiert hat, um die dazugehörigen Aufgaben gut bewältigen zu können.

Der Druck kommt laut Studie von drei Seiten. Äußere Faktoren wie immer schwierigere gesetzliche Rahmenbedingungen machen den Unternehmen das Leben schwer. Aber mindestens genauso finden sich die komplizierten Prozesse, die die Firma ausbremsen, im eigenen Haus: Organisatorische Strukturen und Prozesse sind nicht mehr auf dem neuesten Stand oder passen einfach nicht mehr zu aktuellen Anforderungen. Außerdem, so ein weiteres Ergebnis der Studie, sind die Marktanforderungen bzw. die Kundenwünsche im Vergleich zu früher deutlich gestiegen. Die Messlatte für zufriedene Kunden und wettbewerbsfähige Produkte wird heute deutlich höher gelegt.

Die Mehrheit der befragten Manager betrachtet die externen Anforderungen, die durch gesetzliche Rahmenbedingungen vorgegeben werden, als das größte Problem. Doch daran können Unternehmer in der Regel nichts ändern. An zweiter Stelle folgt die intern verursachte Komplexität in den Abläufen.

Durchgehend wird die zunehmende Komplexität als eines der größten Probleme bezeichnet. Umso verwunderlicher, dass so wenige Firmen etwas dagegen unternehmen. Nur elf Prozent verfügen über entsprechende Prozesse und Instrumente, nur sechs Prozent können die Herausforderungen den einzelnen Geschäftskategorien oder Produktstufen zuordnen oder konkret beziffern, welche Kosten durch sie verursacht werden. Selbst über die gestiegene Komplexität bei den Kundenwünschen erheben nur drei Prozent der Befragten Daten. Erfahrungen mit Projekten zum Abbau von Komplexität in Unternehmen haben nach eigenen Angaben 81 Prozent der Befragten. Doch nur die Hälfte von ihnen fühlt sich tatsächlich in der Lage, die aktuellen und kommenden Anforderungen noch zu meistern.

Ein Fehler, wie die Auftraggeber der Studie meinen. Viele Unternehmer würden erst merken, dass etwas schief läuft, wenn die Produktivität abfällt. Und eine steigende Komplexität, der nicht entgegen gesteuert werde, habe das zwangsläufig zufolge. Die Herausforderung in Angriff zu nehmen, lohne sich auf jeden Fall: Wer sich von der Komplexität nicht beherrschen lasse, sondern damit umgehen lerne, könne seinen EBIT in der Regel um drei bis fünf Prozentpunkte verbessern, so jedenfalls die Erfahrung der Unternehmensberater. (map)

Die Studie können Sie kostenfrei bestellen. (masi)