Fujitsu beschleunigt TCP mit eigenem Protokoll

Die Entwicklungsabteilung von Fujitsu hat ein noch unbenanntes Transferprotokoll vorgestellt, das die Datenübertragung in Netzwerken beschleunigt. Das per Software nachrüstbare Verfahren verringert zudem die Latenz und reagiert auf Netzschwankungen.

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Von
  • Reiko Kaps

Die Entwicklungsabteilung von Fujitsu hat ein neues, noch unbenanntes Transferprotokoll vorgestellt, das die Datenübertragung in vorhandenen Netzwerken um den Faktor 30 beschleunigen soll. Außerdem soll das per Software nachrüstbare Verfahren die Latenz deutlich verringern: Die Fujitsu-Forscher sprechen in ihrer Mitteilung von weniger als ein Sechstel der bei TCP üblichen Werte.

(Bild: Fujitsu )

Beim Transmission Control Protocol (TCP) führen schlechte Netzwerkverbindungen etwa in drahtlosen Netzen oder bei Staus zu Paketverlusten, die TCP mit erneuten Übertragungen (Retransmissions) ausgleicht. Das senkt allerdings die Übertragungsgeschwindigkeit und erhöht die Latenz. Fujitsu Laboratories will diesem Umstand mit einem in Software implementierten Protokoll begegnen, das einen effizienten, aber proprietären Retransmission-Algorithmus und das User Datagram Protocol (UDP) für die ansonsten über TCP laufende Übertragungen nutzt.

Das Protokoll unterscheidet danach, ob übertragene Pakete tatsächlich verloren sind oder nur verspätet beim Empfänger eintreffen. Laut Fujitsu vermeidet das unnötige Retransmissions und schont die Latenz. Im Vergleich zum klassischen TCP soll ein simulierter Datentransfer zwischen Japan und den USA 30 Mal schneller über die Leitung gelaufen sein. Gleichzeitig konnte man dabei die Latenz auf ein Sechstel verringern.

(Bild: Fujitsu )

Fujitsus Protokoll steuert dabei, wie die so gesendeten Retransmissions die bereitstehende Gesamtgeschwindigkeit beeinflussen, und kümmert sich darum, dass klassische TCP-Übertragungen dabei nicht behindert werden. Dazu ermittelt es laufend wie viel Bandbreite etwa TCP-Anwendungen verbrauchen und passt die eigene Datenübertragungen an seine Messwerte an.

Außerdem will Fujitsu eine Technik bereitstellen, die vorhandene TCP-Anwendungen ohne Modifikationen über das neue Protokoll beschleunigen: Dafür reiche eine Softwareinstallation auf den beteiligten Systemen, bei denen es sich auch um Mobilgeräte handeln könne, schreiben die Forscher. Die bislang für die Beschleunigung von TCP-Übertragungen bereitstehende Hardware und Software sei demgegenüber teuer und lasse sich nur schlecht in Mobilgeräte einbauen. (rek)