Politikberater: Internet war Schlüssel zu Obamas Erfolg

Der US-Politikberater Joe Trippi berichtet, wie das Internet den Wahlkampf verändert hat und was Barack Obamas Erfolge mit der Präsidentschaftskampagne des Demokraten Howard Dean zu tun haben.

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Technologie gibt der Politik ihre verlorene Seele zurück – diese These stellt der US-Politikberater Joe Trippi in einem Gastbeitrag für Technology Review auf (aktuelle Ausgabe 2/2013 am Kiosk oder direkt im Heise Shop zu bestellen).

Trippi hat seit Ende der siebziger Jahre an mehr als einem Dutzend Präsidentschaftskampagnen mitgearbeitet. In dieser Zeit erlebte er, wie die Mittel für den direkten Wählerkontakt immer mehr zurückgeschraubt wurden. Stattdessen flossen immer größere Teile des Wahlkampfbudgets in Fernseh-Werbespots. „Dieser Top-down-Ansatz“, schreibt Trippi, „raubte der Politik ihre Seele – nämlich die aktive Teilnahme der Bürger am Wahlkampf.“

Das änderte sich laut Trippi erst 2004, als er selbst Wahlkampfmanager des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Howard Dean war. Trippi baute eine Online-Plattform auf, mit der 650.000 Unterstützer ihre Aktivitäten koordinieren konnten. Dean verlor die Wahl zwar gegen George W. Bush, aber seine Kampagne habe den Grundstein für die späteren Wahlerfolge von Barack Obama gelegt, so Trippi. In Obamas Wahlkampf von 2012 wurden laut über Trippi 100 Millionen Dollar allein dafür ausgegeben, das größte soziale Netzwerk in der Geschichte der Politik aufzubauen. „Millionen Amerikaner tauschten sich über Themen aus, die sie wirklich betrafen“, so Trippi. „Dies war viel wirkungsvoller als die Milliarden für TV-Spots ausgegebenen Dollar.“

Mitt Romneys Wahlkampfteam habe hingegen 2012 den gleichen Fehler wie Hillary Clinton bei der Vorwahl 2008 gemacht – es führte eine althergebrachte Top-down-Kampagne. „Ich habe nicht erwartet, dass irgendjemand dies noch einmal ausprobieren würde“, schreibt Trippi. Er sieht allerdings auch die Gefahr, dass Menschen durch Online-Kampagnen manipuliert werden können. „Aber für mich fühlt es sich so an, als ob Technik der Politik ihre Seele zurückgegeben hat.“

Mehr in Technology Review 2/2013:

(grh)