Cyberwar und Cybersicherheit treibt Sicherheitskonferenz um

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz beschäftigten sich Regierungs- und Unternehmensvertreter mit Internetangriffen und berieten Gegenstrategien.

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Von
  • Monika Ermert

Das Thema Cybersecurity und Cyberwar hat sich zu einem Kernthema der laufenden Münchner Sicherheitskonferenz entwickelt. Das sagte Botschafter Wolfgang Ischinger, seit 2008 Vorsitzender der unter dem Titel „Wehrkundetagung“ 1963 ins Leben gerufene dreitägigen Veranstaltung, die politische Schwergewichte aus Nato- und Nicht-Natostaaten zusammenbringt. Man hinke bei dem Thema noch etwas hinterher, so der Botschafter. Die liberale EU-Parlamentarierin Marietje Schaake forderte, die Debatte über Angriffe in den Netzen viel stärker zum Teil der generellen Sicherheitsdebatte zu machen.

In München seien die Themen Widerstandstfähigkeit gegen Attacken und Probleme durch den Verlust sensibler Daten auf Seiten der Regierungen angesprochen worden, berichtete sie. Die Frage nach Offensiv-Fähigkeiten hätten die Politiker dagegen ausgespart. "Wir fangen gerade erst an, die wichtigen Fragen zu stellen," sagte Schaake, obwohl Stuxnet in der Irandebatte und die Syrische Elektronische Armee in Syrien immerhin erwähnt worden seien.

Nato Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen forderte ganz in diesem Sinn "wir müssen die Widerstandsfähigkeit im Cyberraum verbessern." Er sehe eine kritische Rolle für die Nato bei der Entwicklung einer gemeinsamen Herangehensweise für die Mitgliedsstaaten. Die Nato sei auch gefordert, wo Mitglieder im Cyberspace attackiert würden.

Während der Tagung gemeldete Angriffe auf Twitter und US-Zeitungen boten den Vertretern einer voll besetzten Diskussionsrunde zum Thema "Cybersicherheit: Verbrechensbekämpfung oder Kriegsführung" eine Steilvorlage. "Sie werden gehört haben, dass auch Twitter gehackt wurde, also wir haben ein Alibi, wir waren es nicht", scherzte der Direktor der amerikanischen National Security Agency (NSA), Keith Alexander. Die Zahl der Cyberstreitkräfte allein beim Cyber Command des Pentagon soll laut einer jüngsten Meldung der Washington Post in den kommenden Jahren von 900 auf 4900 aufgestockt werden. Alexander verwies in München aber gleichzeitig darauf, dass mehrere Ministerien und Behörden jeweils über eigene "Truppen" in diesem Bereich verfügen.

Sowohl Bundesinnenminister Friedrich als auch EU-Kommissarin Neelie Kroes verwiesen in München auf ihre jeweiligen "Defensiv-Projekte". Friedrichs Gesetzentwurf sieht vor, eine Berichtspflicht für die Betreiber kritischer Infrastrukturen einzuführen. In München sprach er überdies von einem internationalen Cyberstrafrecht. EU-Kommissarin Kroes will in einem Richtlinienentwurf in die gleiche Richtung gehen. Private Unternehmen sollen demnach verpflichtet werden, Cyberangriffe an die Behörden zu melden. In der kommenden Woche will Kroes Details zum Richtlinienentwurf vorstellen. Nach ersten Meldungen könnten EU-weit 44.000 Unternehmen betroffen sein. (uma)