LCA-2013-Videos: Wayland und die Defizite von X.org
Von der kürzlich abgehaltenen Konferenz linux.conf.au wurden inzwischen einige Videos ins Netz gestellt. Interessant ist beispielsweise eines, in dem ein langjähriger X-Entwickler seinem Ärger über Kritik an Wayland und Lobhudelei für X.org Luft macht.
Die Organisatoren der kürzlich in Canberra, Australien abgehaltenen linux.conf.au (LCA) 2013 haben Video-Aufzeichnungen vieler Vorträge veröffentlicht, die auf der Konferenz zu sehen waren. Unter den als MP4 oder OGV abrufbaren Videos sind gleich mehrere Vorträge, die sich mit der Unterstützung von Grafik-Hardware unter Linux beschäftigen. Im Video des Vortrags "The real story behind Wayland and X" (OGV, MP4, Präsentationsfolien) hat der langjährige X.org-Entwickler Daniel Stone Defizite des X.org-Servers beschrieben und angerissen, wie Wayland diese Probleme löse und daher ein besseres Fundament für die Zukunft sei. Offensichtlich wollte Stone der Kritik an Wayland und Lobhudelei für X.org, die ihm immer wieder in Internet-Foren begegnen, etwas entgegen setzen, .
Stone, der eine der Kräfte hinter der Modularisierung von X.org rund um die Version 7.0 war, beschreibt einige X-Interna in seinem Vortrag als grundlegend schrecklich und irrwitzig kompliziert. Um die Defizite des X-Servers zu beseitigen, würden die X-Clients dieser Tage vieles selbst machen; der Windowmanager sei praktisch zu einem zweiten X-Server geworden. X sei dieser Tage auch nicht mehr netzwerktransparent, wie es in Foren oft zu hören sei, sondern nur mehr netzwerkfähig, da viele der genutzten Schnittstellen nicht über das Netzwerk funktionieren. Mit den Techniken, die der X-Server derzeit biete, wirke man im Vergleich zu anderen Plattformen wie Amateure.
Der X-Server mache dieser Tage letztlich auch kaum noch etwas Wichtiges, wie Stone erläutert. Die Clients müssten sich aber trotzdem noch stark mit dem X-Server austauschen, ohne dass das viel Sinn habe – beim Start von Chrome führt das laut Messungen Stones zu mindestens einer halben Sekunde Verzögerung. Beim Gedit-Start unter schlechten Bedingungen hat Stone sogar eine Verzögerung von 1,4 Sekunden messen können, in der sich der Editor und der X-Server unnötig ausgetauscht haben. Mit der Beschreibung dieser und zahlreicher anderer Defizite erläutert er, wie Wayland die Dinge besser macht; auch die Netzwerk-Fähigkeiten, die für Wayland in Arbeit sind, sollen besser sein als bei X, denn "schlechter als X könnte man es gar nicht machen".
Unter den Video-Aufzeichnungen sind auch Vorträge anderer wichtiger X-Entwickler – etwa "Linux Gaming at Last! Tuning Open Source Graphics Drivers for Valve Software" des Mesa-3D-Entwicklers Eric Anholt und "Teaching the X server new tricks" von David Airlie, der das Kernel-Subsystem mit den KMS-Grafiktreibern wartet und an X.org mitarbeitet. Das Vortragsprogramm enthielt aber auch Beiträge zu vielen anderen Themen – etwa RAID, OpenStack und Puppet. Die Server mit den Videos sind per IPv6 allerdings teilweise nicht zu erreichen; per IPv4 klappt es besser, doch dort sind die Antwortzeiten recht hoch.
Auch die Organisatoren der FOSDEM 2013 sind gerade dabei, Videos einiger Konferenzvorträge online zu stellen. Bereits abrufbar sind unter anderem die Videoaufzeichnungen der Vorträge zu Samba 4 und zum Stand der Systemd-Entwicklung. (thl)