60.000 Dollar Strafe für DNS-Abruf

Ein Anti-Spam-Aktivist ist in den USA zur Zahlung von insgesamt rund 60.000 Dollar und Übernahme der Gerichts- und Anwaltskosten verurteilt worden, weil er einen Zonentransfer vom internen DNS-Server eines Unternehmens vornahm.

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Von
  • Urs Mansmann

Der Anti-Spam-Aktivist David Ritz ist von einem Gericht im US-Bundesstaat North Dakota zur Zahlung von insgesamt 60.000 US-Dollar und zur Übernahme von Anwaltskosten verurteilt worden. Sein Vergehen: Er benutzte den UNIX-Befehl "host -l" und stieß damit einen Zonentransfer beim DNS-Server der Firma Sierra Corporate Design an. Der Server rückte auf diesen Befehl hin die Informationen bereitwillig heraus, und damit die komplette interne Adress- und Namensstruktur von Sierra. Nach eigenen Angaben ist die Firma spezialisiert auf Webhosting und Internet-Services.

Das Gericht stellte fest, dass Ritz dabei seine "Identität hinter Proxies verbarg, ein UNIX-Betriebssystem verwendete und neben anderen Methoden Shell Accounts einsetzte. Außerdem gab er sich als Mail-Server aus." Die auf diese Weise gewonnenen Informationen machte Ritz publik. Diese Information, stellte das Gericht fest, sei nicht öffentlich verfügbar gewesen. Damit habe Ritz die Datensicherheit von Sierra gefährdet, Ritz sei also als Hacker einzustufen, schließlich sei der Befehl "host -l" dem normalen Anwender nicht bekannt.

Der nachgewiesene Schaden für Sierra beläuft sich dem Urteil zufolge auf knapp 3000 Dollar für die durch Ritz' Aktionen notwendig gewordenen Änderungen der internen Kommunikationsstruktur, also Änderungen von Hostnamen und -adressen. Daraus errechnete das Gericht eine Zahlung von 50.000 Dollar – ein in den USA übliches Verfahren, wo anders als im deutschen Recht Strafe und Schadenersatz bei vorsätzlichen Taten miteinander verquickt werden. Obendrauf kommen noch einmal 10.000 Dollar für Missachtung des Gerichts; Ritz hatte während des laufenden Verfahrens die von Sierra betriebene Seite Newsfeeds.com aufgerufen, obwohl ihm das Gericht untersagt hatte, "irgendeine Website von Sierra zu besuchen". Zusätzlich muss er noch die Anwaltskosten tragen, die in die zehntausende Dollar gehen könnten.

Die Anti-Spam-Aktivisten fürchten, durch harte Urteile und hohe Gerichtskosten künftig mundtot gemacht zu werden. Sie bezeichnen das Vorgehen als SLAPP; das ist die Abkürzung für "Strategic Lawsuit Against Public Participation", auf deutsch ungefähr "Taktisches Gerichtsverfahren gegen die Beteiligung der Öffentlichkeit", also ein Verfahren, das darauf zielt, die Urheber von unangenehmen Meinungsäußerung durch teure Gerichtsverfahren oder die Drohung damit gefügig zu machen. Sie sammeln nun Spenden, um sich juristisch zur Wehr setzen zu können. (uma)