Erste Kündigungen nach angekündigtem Nokia-Aus

Nach der angekündigten Schließung des Bochumer Nokia-Werks hat es erste Kündigungen für in der Produktion beschäftigte Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen gegeben.

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  • dpa

Nach der angekündigten Schließung des Bochumer Nokia-Werks hat es erste Kündigungen für in der Produktion beschäftigte Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen gegeben. Das bestätigte eine Sprecherin der Zeitarbeitsfirma Randstad am Samstag in Eschborn bei Frankfurt nach einem Bericht der "Westfälischen Rundschau". Dabei handele es sich bislang jedoch um Einzelfälle von Mitarbeitern, deren Verträge nach Auslaufen der Probezeit nicht verlängert worden seien, hieß es. Nach Informationen des Westdeutschen Rundfunks soll die Zahl der gekündigten Leiharbeiter jedoch zumindest im zweistelligen Bereich liegen. Diese seien bereits am Donnerstag ausgesprochen worden und zum 24. Januar wirksam, so der WDR. Die Betroffenen dürften das Betriebsgelände bereits nicht mehr betreten.

Für die große Mehrheit der bei Nokia beschäftigten rund 550 Mitarbeiter des Unternehmens werde derzeit nach einer Alternative gesucht. "Wir versuchen alles, um die Mitarbeiter in anderen Unternehmen unterzubringen", sagte die Sprecherin. Dabei werde auch geprüft, ob die Beschäftigten auch an anderen Orten als Bochum einsetzbar seien. Auch bei der Zeitarbeitsfirma Adecco, die nach eigenen Angaben rund 500 Mitarbeiter in dem Nokia-Werk beschäftigt, stehen in den kommenden Tagen erste Kündigungen bevor. Damit werde Anfang kommender Woche gerechnet, sagte eine Unternehmenssprecherin am Samstag in Fulda.

Unterdessen laufen die Vorbereitungen für eine am kommenden Dienstag angekündigte Großdemonstration am Bochumer Nokia-Standort auf Hochtouren. Mit erwarteten mindestens 20 000 Menschen rechnet die IG Metall mit einer der größten Kundgebungen in der Geschichte der Stadt. "Wir haben Anmeldungen aus der ganzen Republik", sagte die Bochumer IG-Metall Bevollmächtigte Ulrike Kleinebrahm am Samstag. "Bochum ist dann dicht", so Kleinebrahm. Zu den Rednern der geplanten Großkundgebung werde auch IG Metall-Chef Berthold Huber gehören.

In dem Bochumer Werk, in dem neben den rund 1000 Zeitarbeitern auch 2300 Nokia-Mitarbeiter beschäftigt sind, sollte von Samstagabend an für 24 Stunden die Produktion ruhen. Der Betriebsrat habe von dem Unternehmen geplante Sonderschichten abgelehnt, berichtete Kleinebrahm. Eine Wiederaufnahme der Fertigung sei erst für den späten Sonntagabend vorgesehen.

Das Management des finnischen Konzerns stand auch am Wochenende weiter im Zentrum der Kritik. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) appellierte erneut an das Unternehmen, das Werk in Bochum zu erhalten. "Die Mitarbeiter sind bereit, Veränderungen zu tragen und Verzicht zu üben", sagte Rüttgers am Samstag beim Neujahrsempfang der NRW-CDU in Düsseldorf. Sie hätten angeboten, ein Kosten-Niveau mitzuentwickeln, das mit den Produktionskosten von Nokia in Ungarn vergleichbar sei. "Wenn ein solches Angebot da ist, dann ist es eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass eine Unternehmensleitung ein solches Angebot annimmt", sagte Rüttgers unter dem Beifall von über 1000 Gästen.

Er äußerte scharfe Kritik an der mangelnden Verhandlungsbereitschaft des Unternehmens. Wer Gespräche über die Zukunft des Bochumer Standorts verweigere, "macht mehr, als dass er sich unanständig verhält", sagte Rüttgers. "Das ist jemand, der seinem eigenen Unternehmen einen Imageschaden zufügt, wie es sich die Herren wahrscheinlich vorher gar nicht überlegt haben."

Unterdessen verteidigte der finnische Handy-Weltmarktführer Nokia seine Schließungspläne für das Bochumer Werk erneut mit Kostendruck. Nokia-Personalchef Juha Äkräs sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus", der Standort Rumänien biete enorme Vorteile. "Dort arbeiten die Menschen für ein Zehntel der deutschen Entgelte", so Äkräs. "Selbst wenn sich die Löhne in den kommenden Jahren verdoppeln oder verdreifachen, lohnt sich das."

Zur geplanten Schließung des Nokia-Werks in Bochum siehe auch:

(dpa) / (ll)