Ausprobiert: Der Stromschläger

Warum Insekten archaisch zerquetschen? Der zivilisierte Mensch elektrisiert die Quälgeister einfach – und darüber hinaus noch so einiges andere.

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Von
  • Jens Lubbadeh

Warum Insekten archaisch zerquetschen? Der zivilisierte Mensch elektrisiert die Quälgeister einfach – und darüber hinaus noch so einiges andere.

Jens Lubbadeh, TR-Redakteur, wird in wespenreichen Sommern künftig den Biergarten nur noch mit E-Klatsche betreten.

Es hat ein bisschen was von Laserschwert, das gebe ich zu. Man drückt den kleinen Knopf am schwarzen Griff, holt aus und trifft – es summt, es knallt, es blitzt, und dann hat es sich ausgesummt: Wie ein Stein fällt die Fliege zu Boden. Der Tennisprofi würde sagen: Ich habe das Insekt volley genommen.

Noch nie hat die Fliegenjagd so viel Spaß gemacht wie mit der elektrischen Fliegenklatsche. Und noch nie war sie so hygienisch – von nun an gibt es keine zermanschten Insekteninnereien mehr auf Fenstern, Wänden oder Esstischen. Ich zerquetsche die lästigen Gesellen nicht mehr, ich elektrisiere sie. Das ist für beide Seiten die angenehmere Variante.

So elegant wie ein Laserschwert sieht die Elektro-Fliegenklatsche allerdings nicht aus, eher wie ein Squash-Schläger, der allein schon durch bloßes Ansehen droht auseinanderzufallen. Dafür habe ich aber auch nur vier Euro für sie bezahlt, Ästhetik kann man dafür wohl nicht erwarten.

Ohnehin steht ihre Performance im Vordergrund: Zwei ganz gewöhnliche 1,5-Volt-Mignon-AA-Batterien als Stromquelle reichen aus, um das im Schläger gespannte Drahtgitter ordentlich unter Spannung zu setzen. Kommt das Insekt damit in Kontakt, gibt es einen lauten Knall, und Blitze zucken. Die elektrische Fliegenjagd ist damit ein Erlebnis für alle wichtigen Sinne und wahrscheinlich der Grund dafür, warum das Gerät so viel Spaß macht. Seitdem ich meine E-Klatsche habe, freue ich mich über jede dicke Motte, die in meine Wohnung eindringt.

Im Internet genießt die Elektro-Klatsche Kultstatus, vornehmlich beim männlichen Geschlecht. In zahlreichen YouTube-Videos werden minutenlang Wespen, Würmer und Kakerlaken gebrutzelt. Oder betrunkene Jugendliche überbieten sich darin, die spannungsgeladenen Drahtgitter mit ihren Zungen zu berühren und damit zu demonstrieren, dass sie im Wortsinn einen an der Klatsche haben.

Andere Videos erläutern minutiös, wie man die Klatschen aufmotzt. Einfach ein stärkerer Kondensator rein, und schon knallt und blitzt es noch viel doller. Übrigens: Die Fliegenklatsche kann man auch zur Hochspannungsquelle umfunktionieren und damit ein Geigerzähler-Zählrohr betreiben. Wie das geht, steht in der neuen "c't Hacks".

Produkt: Elektrische Fliegenklatsche
Hersteller: Rossmann Ideenwelt
Preis: 3,99 Euro
(jlu)